Glücklicher wäre die Verbindung sicher gelaufen, wenn ich mit einem maßgeschneiderten Anzug bei der BfG aufgetaucht wäre. Aber ich wollte nicht als Schauspieler dort auftreten. Schließlich ist es ja eine Gewerkschaftsbank und der Arbeiterbewegung fest verbunden. 11 Jahre zahle ich jetzt meinen Beitrag und da muß man ja auch mal im Schmierpäckchen Verständnis erwecken können. Der erste Versuch zu einem Ratenkredit (mit) 24 Monate(n) Laufzeit bei der Zweigstelle Rathaus der BfG ließ sich ganz gut (an). Auch die Sparkasse hatte gleich einen Ratenkredit zugesagt doch die BfG, so hörte ich, sei hundert Mark billiger. 1 % weniger Zinsen.
Die
Sachbearbeiterin der BfG sah sich drei Lohnbescheinigungen
(August/September/Oktober) an und wollte mir auf meine geringe Gage
als Maschinenschlosser von 2.000,00 DM netto (bei 30 Überstunden)
auch gleich einen Kredit von 6.000,00 DM geben. Wofür ich das Geld
brauchte, interessierte sie nicht. Das Geld könne ich gleich
mitnehmen, kein Wunder, denn schließlich verdient die BfG daran fast
1.500,00 DM.
Aber das Geld brauchte ich erst im Januar, und bis dann fallen ja vielleicht noch die Zinssätze, dachte ich. Schon damals hätte ich eigentlich stutzen müssen. Eine Abrechnung mit Akkordlohn hatte die Sachbearbeiterin der Gewerkschaftsbank noch nie gesehen. Jedenfalls: Wenn ich eine Bescheinigung vom DGB bringen würde, daß ich mindestens 3 Jahre Mitglied einer DGB Gewerkschaft bin, würde ich nochmal 1 % der Summe sparen.
Auch 60 DM pro Jahr. Meine Freundin also hin zum Besenbinderhof mit meinen Mitgliedsbüchern. Besenbinderhof: Essig- „Die Bescheinigungen bekommen sie nur über die Einzelgewerkschaften.“ Anruf dort. Die Gewerkschaftssekretärin verspricht, die Bescheinigung gleich abzuschicken. Am Dienstag ist sie immer noch nicht da. Was ich denn eigentlich haben wolle? Na diese Bescheinigung für die BfG. Ja gut, sie schickt sie gleich ab. Nächste Woche Dienstag immer noch nicht da. Anruf. Ja sie hat es noch nicht geschafft. Der nächste Dienstag ist da. Bescheinigung nicht da. Anruf: „Schließlich haben wir ja einige Tausend Mitglieder.“ Ob die alle eine Bescheinigung für die BfG brauchen? Am nächsten Freitag kommt sie endlich an. Ich das Ding gleich genommen und wieder hin zur BfG. Inzwischen ist der Winter ins Land gezogen. Wieder alle Bescheinigungen mit. Ich hatte einen Arbeitsunfall, deswegen ist auf der November Abrechnung 000 DM aufgedruckt. Die DM 1,80, die davon abgezogen wurden, hält die Sachbearbeiterin für den Monatslohn. „Ich habe mein Geld von der Berufsgenossenschaft bekommen, mehr als den Nettolohn, den ich sonst bekomme.“
Nützt
nichts. Die Überweisungen der Krankenkasse will sie nicht sehen. Die
BfG zittert um das Geld, das sie nach Polen geschickt haben. „Nein
mit dieser November Gehaltsbescheinigung könne ich bei der BfG
keinen Kredit bekommen“. Ich möchte den Zweigstellenleiter
sprechen, dafür muß es doch bei einer Gewerkschaftsbank eine
Regelung geben. Da liegen doch laufend Arbeiter im Krankenhaus mit
Arbeitsunfällen. Der Zweigstellenleiter spricht mit einer
gutgekleideten Dame in einem teuren Pelzmantel. Ich habe mir drei
Stunden unbezahlten Urlaub geben lassen. Ich warte.
Eine halbe Stunde habe ich Zeit, die Kunden dieser Bank nach ihrem Äußeren zu beurteilen. Die unteren Gehaltsklassen sind augenscheinlich nicht dabei. „Aber natürlich“, sagt der Zweigstellenleiter, „allerdings müssen sie uns noch eine Bescheinigung ihrer Firma bringen. Und wenn die Lohnabteilung dann durchschnittlich 1.200,00 DM für die letzten drei Monate einträgt, dann sollen sie hinschreiben “krankheitsbedingt“.
Ich bekomme meine Bescheinigung vom Lohnbüro, auf diese Weise erfahre ich auch gleich meine Kündigungsfrist – eine Woche. Ich nehme einen Tag Urlaub und wieder hin zur BfG. Der Vertrag wird fertiggemacht. Ich bin geschieden. „Ja dann müssen sie noch eine Restschuldversicherung bei der Volksfürsorge abschließen“. Kostet 60,– DM .
Der Vorteil der 11jährigen Gewerkschaftsmitgliedschaft geht an eine anderes Gewerkschaftsunternehmen. Einfache Umverteilung. „Ein Anruf bei der Schufa – das muß sein,“ meint die BfG-Angestellte: „So sind unsere Vorschriften“. Ihr Gesicht hellt sich auf, ich bin noch nicht als Kreditbetrüger überführt. Doch die Lohnbescheinigung der Firma. Das ist da Wort NICHT gestrichen in dem Satz: „Lohnpfändungen werden nicht ausgeschlossen.“
Ja aber sie doch sowieso nur über das Gericht pfänden lassen. Ich will den Zweigstellenleiter sprechen. Der hat Urlaub. „Könnte aber auch nichts anderes entscheiden“ meint die Gewerkschaftsbänkerin. „Ich solle doch lieber zur Sparkasse gehen.“ 20 Formulare werden zerrissen. Meine Gewerkschaftlegitimation hänge zuhause in einen Rahmen.
Otto Meyer
(Mein Name, den ich damals (1984) für Zeitungsveröfffentlichungen
benutzt habe)
Ist mir aus meiner fernen Sicht nicht aufgefallen. Nun ist es wohl weg, das Druck- und Verlagshaus des A. Caesar Springer. Meine Erinnerungen sind vielfältig: Mein Großvater, August Holler, arbeitete dort zuletzt als Briefkastenonkel und Archivar, und ich konnte ihn dort besuchen und eine kostenlose Zeitung mitnehmen: Hamburger Echo, Hamburger Abendblatt mit der bunten Seite. Der Opa arbeitete ursprünglich für das Hamburger Fremdenblatt, Broschek-Verlag, mehr als 50 Jahre. Er redigierte Bücher, las Korrektur, war das „Hamburg-Gedächtnis“ des Verlags, und er schrieb Bücher, u.a. Die alten Hamburger Friedhöfe. Nach dem Krieg war es schwer für die Hamburger Zeitungen. Springer drängte auf den Markt, Geld war kaum da, der Anzeigenmarkt umkämpft. Der alte Broschek mogelte bei der Zahl der Auflage, um höhere Anzeigenerlöse zu gewinnen. Springer merkte das und drohte Broschek mit Prozess und Skandal, wenn er, Broschek, ihm nicht das Fremdenblatt verkaufte. Broschek stimmte notgedrungen zu.
Das Fremdenblatt wurde daraufhin eingestellt und blieb nur als Erinnerungszeile unter dem Titel des Abendblattes erhalten. Springer entledigte sich der meisten Angestellten und schickte sie zur Arbeitslosenversicherung, So wollte er auch mit meinem Opa verfahren. Pikantes Detail: Das Fremdenblatt hatte einen Pensionsfonds, der höher war als der Kaufpreis des Fremdenblattes. Den hatten sich die Arbeiter und Angestellten bei Broschek verdient und dafür eingezahlt. Springer strich diesen Pensionsfonds (ca. 2 Mio. Mark) lautlos ein und war daraufhin in der Lage, sein schmutziges Zeitungsimperium aufzubauen.
Mein Großvater klagte als Einziger gegen die Einziehung des Pensionsfonds, auf die Weiterbeschäftigung und seine rechtmäßige Rente aus dem Fonds und er bekam in allen Punkten Recht. Leider hat es die Justiz damals versäumt williger Weise, Springer für diesen Großdiebstahl haftbar zu machen und zu bestrafen. Es wäre der Hamburger Zeitungslandschaft und den Lesern und Leserinnen vieles Schlechte erspart geblieben. Pidder Holler 15. September 2021
»Wer mit dem Teufel aus einem Topf essen will, der muß einen langen Löffel haben«, meint David Volksmund. Jetzt hat dieser Herr wieder einmal Recht behalten. Zurzeit jagt eine Kriegserklärung die nächste in dem Kampf um das lukrative Grundstück an der Friedensallee 7 (in Hamburg Altona). Absender dieser Kriegserklärungen ist eine Firma in Ahrensburg mit der beziehungsreichen Firmenabkürzung GEG.
Beziehungsreich, weil ein sozialdemokratisches Gewerkschaftsunternehmen diesen Namen (GEG) über lange Zeit bewahrte. (Gross Einkaufs Genossenschaft)
Doch wer den heutigen Kriegs- und Frontverlauf erkennen will, muß den Werdegang und die Geschichte der Personen verstehen, die da heute der Bevölkerung und den Konkurrenten den Krieg erklären.
Die Genossen der SPD, (darf man die heute überhaupt noch so nennen, fällt mir beim Abschreiben im Jahre 2014 ein), (die da mit dem kurzen Löffel an Teufels Tisch sitzen), sind seit 1979 gefördert und stabilisiert worden.
1979 da war der “Genosse” (Torsten Teichert SPD), der jetzt die Bauinteressen des Bodenspekulanten vertritt, noch Vorsitzender des Filmclubs in Neumünster.
Heute heißen diese Menschen: “Investoren”, das Wort ist modern und verschleiert so den eigentlichen Sachverhalt. Sie lassen angeblich Geld für sich arbeiten. Aber das hätten die SPD Genossen doch wissen müssen, das Geld nicht arbeiten kann.
Sie könnten die Firma, die sie aus Bielefeld geholt hatten, einfach als reichen Bodenspekulanten bezeichnen.
Doch fängt man am besten von vorne an: 1979. In der Stadt gibt es viele Bodenspekulanten neben Herrn Mayr, die prächtig mit den sozialdemokratischen Regierungen zusammenarbeiten. Sie heißen Büll & Liedtke, Deyhle und eben auch Mayr. Jeder, der viel Geld hat und es in Hamburg vermehren möchte, dem wird das Stadttor weit aufgetan.
Nicht verwunderlich in der Tradition. Die Kaufleute hatten schon damals das meiste Geld mit dem Verkauf und der Verschiffung von Sklaven gemacht.
Nur zur Partei der “Arbeiterbewegung” scheinen diese Leute nicht recht zu passen. Deswegen wurde das Wort ja auch geändert, vom Bodenspekulanten zum Investor. Hört sich besser an und bleibt das gleiche. Doch normaler Weise treten diese “Investoren” offen auf. Mit den Geschäften von Herrn Mayr verhält es sich anders. Er hat die Genossen seit Jahren für sich eingespannt, sie besorgen ihm die Grundstücke, sie sorgen dafür, dass der Mietzins immer pünktlich kommt, sie verwalten seine Immobilien, sie halten dem “Investor” die Schwierigkeiten mit der Öffentlichkeit vom Hals. (rechts der Architekt Peter Wiesner von me-di-um, der den Umbau der alten Zeise Halle geplant und geleitet hat. Sehr gelungen – mit zwei kleinen Ausnahmen – der große Saal des Zeise Kinos). (Links ein Unbekannter). Fotos Jens Meyer.
Selbst bei Mietausfällen, muss er nicht um seine Gewinne bangen, denn die Genossen haben ihm städtische Bürgschaften besorgt. Es handelt sich um ein gut funktionierendes Beziehungsgeflecht, das nach außen abgeschirmt ist und von denen alle am Geschäft beteiligten Vorteile haben, so daß es schwer ist, aus dem Beziehungsgeflecht auszubrechen, wenn man keine finanziellen Nachteile haben will.
Wären wir in Italien und wären die Geschäfte geheim, dann würden wir es Mafia nennen. Geheim ist es nicht, aber doch schwer zu durchschauen. Dazu muß man weit zurück gehen.
In das Jahre 1979. Damals soll es in der Hamburger SPD einen frischen Wind gegeben haben. Es gab einen Bürgermeister, der sich mit den Hamburger Elektrizitätswerken (HEW) in Sachen Atomkraft angelegt hatte und unter seinen Genossen als Linker galt.
Auch in Sachen Kultur war er damals unterwegs. Nach München. Dort wollten sich Filmschaffende nicht mehr von der CSU und Herrn Strauß schikanieren lassen. Herr Hans Ulrich Klose lockte sie mit Geld und Selbstverwaltung nach Hamburg. In kurzer Zeit waren sie in Hamburg und bereiteten hier das Filmfest der Filmemacher 1979 vor.
Auch das lange geforderte Kommunale Kino Hamburg “Metropolis” wurde endlich verwirklicht.
Als Pioniere der ersten Stunde trafen wir uns regelmässig in der Admiralitätsstrasse an einer Tischtennisplatte. Alles schien möglich. Damals. Keine Teilung in Dokumentarfilmer, Spielfilmer, linke Verleiher, Experimentalfilmer. Ein Verein der Filmemacher wurde gegründet. Anne Kubina und Helga Bähr übernahmen die Arbeit und verhandelten mit den entsprechenden Behörden über die Selbstverwaltung der Fördermittel.
Das erste Filmfest wurde trotz kurzer Vorbereitung, aber dank vieler engagierter Helfer ein großer Erfolg. An Geld für unsere Arbeit hatten wir damals nicht gedacht. (Max Kuchel hat dieses Bild gemalt. Davon gibt es Postkarten. Das Original hängt im Altonaer Museum)
Helga Bähr wurde zur gewählten Geschäftsführerin. Zusammen mit Anne Kubina streiften sie durch die Viertel auf der Suche nach geeigneten Räumen für die neue selbstverwaltete Filmförderung. Da fiel ihnen die leerstehende Propeller Fabrik von Theodor Zeise auf. In dieser Fabrik mit den anhängenden Wohnhäusern in der Friedensallee und in der Bergiusstrasse in Hamburg Altona, Ottensen, war es 1979 zu Ende gegangen. 1979 war es mit den Propellern zu Ende gegangen, denn Schiffe wurden in Hamburg kaum noch gebaut, also auch keine Schiffspropeller. Hundert Jahre lang hatten hier Arbeiter unter mörderischen Bedingungen gearbeitet. (siehe Malerei).
Der Quarzsand, die hohen Temperaturen des Bronze Gusses, der Staub, die giftigen Gase, der Dreck. Viele gaben ihr Leben oder waren schon bald Frührentner, die sich nicht lange ihrer Rente freuen konnten.
Die Besitzer investierten über 10 Jahre lang nicht mehr, sondern schöpften lieber die Gewinne ab. Konkurs. Ein Teil der Arbeiter wurde vom Panzerbau der Firma Blohm und Voss übernommen. (Anmerkung 2014: Das wußten damals nur Wenige, das auf der anderen Seite der Elbe bei Blohm und Voss, kaum noch Schiffe, aber dafür der Panzer “Leo” gebaut wurde. „Unser Leo“, wie er liebevoll genannt wurde und wird.)
Die vorhandenen Maschinen waren Schrott und wurden folgerichtig verschrottet. Zu dem Gelände gehörten mehrere Hallen, ein Bürogebäude, einige Wohnhäuser und eine Halle gegenüber.
(Anmerkung 2014: In die wurde später ein Möbelhaus (Dombeck) eingebaut, dann verkauft und anschließend von Peter Jorzick in ein Medienhaus umgebaut, heute Sitz der Hamburger Filmförderungs GmbH). Die Firmeninhaber von Zeise hatten aus der Fabrik und Wohnungen für die Arbeiter viel Geld rausgezogen und kaum welches wieder hineingesteckt. So waren die Wohnhäuser in einem erbärmlichen Zustand. Nur das Verwaltungsgebäude war in einem passablen Zustand. Die beiden Damen vom Filmbüro e. V. Helga Bähr und Anne Kubina verliebten sich in das Anwesen und mieteten es an, um es mit den zugesagten Geldern zu einem Filmhaus umbauen zu lassen. Hinter ihnen standen die berühmten (Hark Bohm: ”Unsere Kameras werden nicht schweigen”) und weniger berühmten Filmemacher (Thomas Mitscherlich) mit Hamburger Wohnsitz. Doch schon bald ging der erste Besitzer des Anwesens – ein Klempnermeister – pleite, weil er beim Kauf aus der Konkursmasse von Zeise nicht auf den Zustand der Häuser geachtet hatte. Die jahrelang nicht ausgeführten Instandsetzungen frassen ihn, bzw. seine Ersparnisse auf. Zudem waren auch die Mieter gewechselt.
Ein Teil der Zeise Arbeiter, die sozusagen bei Zeise Wohnung und Arbeit hatten und deswegen in ihren Forderungen gegenüber ihrem Vermieter (der gleichzeitig ihr Arbeitgeber war) zurückhaltend gewesen waren, zogen weg und machten Platz für Leute, die sich keine kaputten Fenster, keine feuchten Wände, keine Ofenheizung gefallen lassen und die wissen, wie man eine Mietminderung durchführt.
In der Hälfte aller Wohnungen wurde nach kurzer Zeit die Anmerkung 2021Miete gemindert. Das Gelände kam unter Zwangsverwaltung und die ins Grundbuch eingetragenen Banken brachten es zur Zwangsversteigerung.
Und hier beginnt nun die eigentlich – sehr unrühmliche – Geschichte der SPD, die quasi mit dem Geld eines Bodenspekulanten die Spekulation mit einem Grundstück verhindern wollten. Heute, rückblickend scheint das ziemlich blauäugig gewesen zu sein, oder naiv, oder gedankenlos. (Anmerkung 2014: oder alles zusammen)
Aber schließlich hatte man einen fähigen Schwaben mit der richtigen Parteizugehörigkeit direkt aus dem Büro des SPD Bürgermeisters (das war inzwischen ein andrer) auf den Posten des Geschäftsführers des Filmbüros e. V. gesetzt (oder wurden die gewählt?).
Einer mit politischem Geschick, mit dem richtigen Machtbewußtsein, der über weite Verbindungen innerhalb der Partei verfügte. Die Filmemacher standen wie ein Mann hinter Dieter Kosslick, nur am Rande gab es Nörgler und Kritiker. Aber deren Kritik war leicht zu entkräften. Sie hatten von dem inzwischen ziemlich großen Förderkuchen nichts abbekommen. Der blanke Neid.
Als die Versteigerung anstand, wollte Dieter Kosslick die Stadt (-regierung, den Senat), dazu bringen das Gebäude zu ersteigern. Rückblickend muß man sagen, daß das für alle Beteiligten die beste Lösung gewesen wäre. Der Senat wollte nicht. Wollte sich vor allem nicht festlegen. Für den Kauf wollten sie kein Geld bereitstellen. Kulturbehörde, Liegenschaft und Finanzbehörde waren mehr für die politische Lösung.
Die politische Lösung sah so aus, dass man sich selber und den anderen Sand in die Augen streut.
Ein Privatmann sollte das Gebäude ersteigern, dafür, das der neue Besitzer das auch tut, was das Filmbüro will, sichert man ihm eine Ausfallbürgschaft für die nicht gezahlten Mieten zu. Eine solche Bürgschaftserklärung einer Stadt, das ist für jeden wie Bargeld.
Herr Mayr wurde von Dieter Kosslick gefunden. Herr Mayr bekam die Bürgschaft, er teilte Dieter Kosslick sein Höchstgebot mit und Dieter Kosslick ersteigerte im Auftrag von Herrn Mayr das gesamte Grundstück. Ein Vertragswerk zwischen Mayr und dem Verein Filmbüro e. V. sicherte die ganze Situation ab. (So wurde es damals kolportiert)
Alle jubelten. Filmbüro gerettet, Mieten langfristig stabil, das Haus wurde gründlich instand gesetzt. Auch die Hallen sollten irgendwann dem Film zugute kommen. Waren doch vorher auch Pläne über einen Abriß, eine Squaschhalle und sonst noch was in die Diskussion gebracht worden.
Doch Dieter Kosslick wollte nach oben und bekam bald darauf einen Posten in NRW mit mehr Macht und mehr Geld. Ein neuer Kandidat war grade im Bürgermeister Büro frisch ausgebildet worden (Bürgermeister: Klaus von Dohnanyi / Torsten Teichert 1986 -1988). Mit Dr. und richtigem Parteibuch. Dr. Torsten Teichert. Alle warens zufrieden. (Damals).
Er setzte die Pläne seines Vorgängers um, die Zeisehallen wurden geboren. Gegenüber war in der Zwischenzeit das Medienhaus entstanden. Eine Gruppe um Peter Jorzick hatte es erworben und für ihre Zwecke umgebaut. Der größere Teil wurde finanziert, wie alle Gebäude finanziert werden: Mit persönlichen und Bankkrediten. Das hatte Peter Jorzick im Werkhof gelernt.
Das Architektenteam aus Peter Dinse, Isabell Feest und Peter Wiesner machten aus der alten Schiffspropeller Halle ein Büro- und Wohnhaus mit erschwinglichen Mieten, die noch heute nicht über 20,00 DM liegen (21. August 1996). Das sollte nun auch in den Zeisehallen passieren. Im Unterschied zu Peter Jorzick hatte aber die ”Elite” des Filmbüro keine Ahnung davon, wie man eine solche Immobilie plant, baut und letztlich verwaltet. (Rückblick 2014: Zur selbsternannten Elite gehörte damals auch Torsten Teichert, dessen einzige Qualifikation in einem Parteibuch der SPD bestand).
In Peter Wiesner glaubte man den richtigen Architekten gefunden zu haben. Von vermieteten Flächen, von Heizkosten für eine so große Halle und von hohen Betriebskosten ahnte (die Elite) im Filmbüro damals niemals etwas.
Auch über die Miete müsse man später mal reden. Und alle Mieter ließen sich mit den großen Plänen einschläfern. Auferstanden aus Ruinen. Vom großen Geld wurde allerorten geträumt, von einer öffentlichen Videothek der Bücherhallen, von einem großen Kino, von preisgünstigen Produktionsbüros für Film und Video, von gemütlichen Kneipen und alles setzte der Architekt Peter Wiesner, manchmal besser, manchmal schlechter, um.
Auf jeden Fall war es das Stadtgespräch bei der Eröffnung vor vier Jahren. Die Zeisehallen waren geboren. Zu welchem Preis wußte damals keiner der Beteiligten. Zwölf Angestellte und 100 Mitglieder fanden alles gut, so lange das Stück vom Kuchen für sie nicht kleiner wird.
Jetzt sind die Nebenkosten so hoch wie anderswo die Miete. Im Dachgeschoß kann man im Sommer bei offenem Fenster Hähnchen grillen und zahlt für den qm so viel, wie andere, die aber dabei auf die Alster gucken können. Und man zahlt an Jemanden, der nicht einmal selber mit Immobilien spekuliert, sondern der seinerzeit nur Puffer des Grundbesitzers ist, der das Geld klaglos weiter reicht, an einen, der sozusagen nur Geld vermehrt und ansonsten keinen Ärger hat.
Da ist es nur konsequent, daß dieser Mann den abgelegten Geschäftsführer in seinen Diensten weiterbezahlt. Der Mann hat gute Dienste geleistet und verspricht auch in Zukunft, daß er sein Geld wert ist.
Kennt er doch das Beziehungsgeflecht, auf dem diese Subventionswelt und ihre Verbindungen funktioniert aus dem FF.
Obwohl noch gar nicht klar ist, ob ein Nutzerinteresse besteht, ob überhaupt die Zeise GmbH bei ständig steigenden Mietpreisen für das Kino in die Planung des 850 Plätze Kinos einsteigt, kann man doch vorher schon mal der Öffentlichkeit und den eigenen Genossen ein wenig Angst einjagen, in dem man ihnen sagt, wenn das große Kino nicht kommt, dann geht auch das erste Kino pleite.
Ein Nutzer wird sich dann schon finden. Die Marktführer Flebbe und UFA stehen bereit zur Übernahme. Und wenn das Ding dann gelaufen ist, so der Prophet, dann wird auch Torsten Teichert, sorry Dr. Torsten Teichert aus Neumünster nicht mehr gebraucht. Es sei denn Herr Mayr möchte seinen Grundbesitz in Hamburg weiter mehren
Anmerkungen 2014: Dr. Torsten Teichert hat das Filmbüro nach 7 Jahren vor die Wand gefahren und sitzt heute da, wo er schon immer hin wollte, in der Fuhlentwiete. Eine selbstverwaltete Filmförderung gibt es nicht mehr. Dieter Kosslick hat alles richtig gemacht. Ging von Hamburg nach NRW und ist heute Direktor bei der Berlinale in Berlin. Die Filmemacher, die heute noch in der Friedensallee Anträge stellen, zeichnen sich aus durch ihr devotes Verhalten. Anmerkung 2021: Dieter Kosslick ist im Ruhestand.