Paula Karpinski ist die einzige tote SPD Genossin vor der ich Hochachtung habe. Sie hat in Hamburg keine Straße bekommen, „Stintfang endlich verkauft“ weiterlesen
Kategorie: 1989
Dimitry D. Rostowsky Etikettendruckerei Oelkersallee
PDF Dimitry Rostowski Etikettendrucker
Dimitry D. Rostowsky hatte 1989 eine Etikettendruckerei in der Oelkersallee 66 (direkt neben dem Oelkers Cafe, in der Oelkersallee 64, Hamburg Altona – gleichzeitig das Duckenfeld im Oelkers Cafe: Ein Kino mit 22 Sitzplätzen). Am 12. Juli 1989 führte ich mit ihm ein Gespräch über sein Leben. Er wurde 1942 von den Deutschen aus Kiew verschleppt. Damit das nicht verschwindet, habe ich dieses Gespräch am 12. Juli 1989 protokolliert.
Nach ca. einem halben Jahr mit Zwischenstationen u. a. in Warschau und Neumünster gelangte er unter SS Bewachung nach Hamburg. Zum Zeitpunkt der Verschleppung war er 19 Jahre alt und auf einer Kunstakademie (in Kiew?). Die Deutschen haben von allen Familien, in denen mehr als zwei Kinder waren, eins nach Deutschland deportiert. Seine Schwester hatte solche Angst und hat sich unter dem Sofa versteckt. Da ist er mitgenommen worden. Die Schwester haben sie später auch noch geholt, die hat dann in einer Eisengießerei (?) (Eisenfabrik?) in Görlitz arbeiten müssen.
Er kam dann in ein Lager für „Ostarbeiter“ in der Ruhrstrasse (in Hamburg Altona). Dort waren ca. 700 Männer und Frauen vorwiegend aus der Ukraine, der UdSSR und Polen. Sie arbeiteten für 15 Reichsmark im Monat in der Sperrholzfabrik von Heinz Meyer, „Holsatia“ in der Ruhrstrasse 57 – 59 (bis 1940: Kruppstrasse 57 – 59) in Hamburg Altona (Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg). Die Fabrik wurde im Krieg zerstört. Einige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen haben in der Fischfabrik (Leunastrasse/Schützenstrasse) gearbeitet. Der Inhaber der Firma der Sperrholzfirma, Heinz Meyer, war ein schlimmer Nazi. Einmal hat er einen „Ostarbeiter“, der sich gewehrt hatte, bei lebendigem Leib in den Ofen gesteckt. Menschen, die krank wurden, wurden sofort der SS gemeldet. Sie wurden abgeholt und sind nie wieder aufgetaucht.
Bei dem großen Bombenangriff mit Phosphor 1943 ist Dimitry R. in einen Bunker geflüchtet, der war total überfüllt. „Ostarbeiter“ hatten normalerweise keinen Zutritt. Während der Bombenangriffe sind drei Frauen geflüchtet, sind aber von der Gestapo „geschnappt“ worden. Sie gaben an, dass ein Pole ihnen gesagt hätte, das sie zu Bauern fliehen sollten. Der Pole wurde darauf hin auf dem alten Judenfriedhof öffentlich (alle 700 Ostarbeiter/innen wurden zum Friedhof geführt) hinter der Ruhrstrasse hingerichtet. Als sie dort ankamen, war bereits eine große Grube ausgehoben.
Die SS brachte dann den Polen, der gefesselte Hände hatte, die schon ganz blau waren, weil sie blutleer waren. Die SS hat ihm dann eine Pistole ans Genick gelegt und ihn erschossen. Dimitry R. erinnert sich noch daran, das das Gehirn rausgespritzt ist. Danach mussten sie wieder an die Arbeit. Teilweise mussten zwei Schichten hintereinander gearbeitet werden. Die Verpflegung war schlecht, aber oft haben ihnen Läden in Altona etwas zu essen geschenkt. Ein Schlachter hinter der Brücke, der hat Ihnen öfter Grützwurst geschenkt. Sie hatten einen Aufdruck OST, den sie immer tragen mussten. Wer ohne angetroffen wurde, bekam Schwierigkeiten mit der SS oder der Lagerleitung.
Nach dem Krieg hat Dimitry R. „Wiedergutmachung“ bekommen. Insgesamt 15.000,00 DM. Jetzt will ihm die Rentenversicherung die Jahre der Verschleppung nicht anrechnen. Die Rentenversicherung hat behauptet, das Lager hätte es gar nicht gegeben. Er musste in einem ersten Verfahren erst einmal beweisen, dass das Lager an der Ruhrstrasse überhaupt existierte, obwohl er von der britischen Militärbehörde einen Ausweis als Deportierter hatte. Den wollte die Rentenversicherung nicht anerkennen, weil sie in Englisch ausgefüllt ist. Auch die AOK hatte behauptet, von vor 1945 keine Unterlagen mehr zu haben. Jetzt hat er zwei Zeugen beibringen müssen, die bestätigen, dass das Lager existierte und er dort interniert war. Jetzt haben sie von der Rentenversicherung nur einen Monat für 1942 angerechnet, obwohl er doch bereits Anfang 1942 von den Nazis verschleppt worden ist.
Der Fabrikbesitzer Heinz Meyer (Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg) wollte von ihm nach 1945 einen Persilschein* haben, dass er immer gut zu den 700 „Ostarbeitern“ gewesen sei. Diesen Schein hat Dimitry R. nicht unterschrieben. Heinz Meyer wohnte in Flottbek/Othmarschen, Noerstrasse 11. (Im Adressbuch von Hamburg, Strassenverzeichnis 1951 ist als Eigentümerin des Grundstücks eingetragen: Meyer, I. später: 1952-1965: Meyer, Frau Irmg.). Als Mieter: Meyer, Heinz, Fabrikt.). Heinz Meyer ist später gestorben. Hat aber seine Fabrik zurückerhalten, die sein Sohn später übernommen hat. Der hat jetzt eine teure Villa in Hamburg Othmarschen. Nach weiteren Recherchen stellt sich heraus: Die Firma hiess: >Holsatia-Werke Heinz Meyer KG< in Hamburg.
Holsatia 1912 -1945 ist ursprünglich ein jüdisches Unternehmen das von Julius Neumann 1869 – 1930 und Erich Buchholz (1893 – 1932) gegründet wurde. (Holsatia ist das lateinische Wort für Holstein und wurde daher oft für Firmennamen benutzt): 1912 Holsatia Neumanns Spezial Möbel Fabrik, Arnoldstrasse 16 – 20 Geschäftsführer Julius Neumann. 1925 Holsatia Werke Neumann, Arnoldstrasse 22. 1926 Holsatia Werke Neumann KG auf Aktien, Arnoldstrasse 3/5. 1927 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1928 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1929 Holsatia Werke Neumanns Holzbearbeitungsfabriken Aktiengesellschaft (A.G.), Arnoldstr. 3 /5. 1930 Holsatia Werke Aktiengesellschaft (A.G.), Kluckstrasse 4 (E=Grundeigentümer). 1933 Holsatia Werke Aktiengesellschaft, Kluckstrasse 4 / Kruppstrasse 59. 1935 Holsatia Werke Aktiengesellschaft, Kruppstrasse 57/59.
Folgende Vermutung liegt nahe: Bei dem Unternehmen von dem Dimitry Rostowsky (Dimitry Rostowsky. Zwangsarbeiter bei Holsatia. Verschleppt aus der Ukraine nach Deutschland) erzählt hat, handelt es sich vermutlich um die ehemals jüdische Fabrik, die 1912 unter dem Namen Holsatia Neumanns Spezial Möbel Fabrik, von dem jüdischen Unternehmer Julius Neumann, Arnoldstr. 16 – 20, gegründet und betrieben wurde. Der spätere Fabrikbesitzer Heinz Meyer (Firma: Holsatia-Werke Heinz Meyer KG Hamburg) wollte von ihm nach 1945 einen Persilschein*, dass er immer gut zu den 700 „Ostarbeitern“ gewesen sei. Diesen Schein hat Dimitry R. nicht unterschrieben. Heinz Meyer wohnt in Flottbek/Othmarschen, Noerstrasse 11. (Im Adressbuch von Hamburg, Strassenverzeichnis 1951 ist als Eigentümerin des Grundstücks eingetragen: Meyer, I. später: 1952-1965: Meyer, Frau Irmg.). Als Mieter: Meyer, Heinz, Fabrikt.). Heinz Meyer ist später gestorben. Hat aber seine Fabrik zurückerhalten, die sein Sohn später übernommen hat. Der hat jetzt eine teure Villa in Hamburg Othmarschen. Nach weiteren Recherchen stellt sich heraus: Die Firma hiess: >Holsatia-Werke Heinz Meyer KG< in Hamburg.
Abschrift aus:
“Jeder zweite, der in Kiel vor die Spruchkammer kam, hatte einem Juden das Leben gerettet, einen Demokraten vor dem KZ bewahrt und war ein geheimer Gegner der Nazis gewesen. Die Fragebögen wurden en masse* gefälscht. Neben der Wand mit den Tauschzetteln hingen jeden Tag die Anschläge der Militärregierung: »Wegen falscher Angaben wurde bestraft . . . «. Auf die Frage, wo der Schwarzhandel am besten gedeihe, erhielt man damals zur Antwort: am Bahnhof und vor der Spruchkammer! Da wurden – je nach Belastungsstufe – Kartoffeln, Eier, Mehl, Margarine, Hühner und Karnickel gegen »Persilscheine« getauscht. Gegen Bezahlung in Naturalien kaufte man sich frei von der Vergangenheit. Oder die alten Nazis legten einfach einen von den Spruchkammern errechneten Betrag auf den Tisch und waren von diesem Moment an keine Nazis mehr. Die als »Mitläufer« eingestuften zahlten etwa 200 RM; das juckte keinen, da das Geld ohnehin nichts wert war. Bloß die Kleinen, die Block- und Zellenleiter hat man rangenommen und als Trümmerauguste eingesetzt, während die vermögenden Pgs schon wieder in den Vorzimmern der Militärregierung saßen und auf ihre Lizenz warteten und frische Brötchen aus kanadischen Mehl aßen. Kein Wunder, daß uns die Entnazifizierung als Farce erschien!“ Wolfgang Ziemssen, ehemaliger Marineflak-Helfer in Kiel, dann Bauhilfsarbeiter, später Schauspieler. (Tonbandprotokoll) Wolfgang Ziemssen (1928 – 2012)
Wie man einen verlorenen Krieg gewinnt (Seite 280) »Persilscheine« Wolfgang Ziemssen: Zum Thema Persilscheine: Sich Freikaufen von der Vergangenheit
* Persilschein = Bestätigungen, die nach Kriegsende 1945 zu Unrecht von Mitmenschen unterschrieben wurden, die damit bestätigten, dass die Personen für ihre Verbrechen in der Nazi Zeit nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Die ausgestellten „Zeugnisse“ hatten die Funktion, dass Ihre Vergangenheit quasi mit dem Waschmittel „Persil“ gewaschen wurde.
MONTBLANC
Stralsund
Waterloo Kino – Malve Heisig – Witwe von Heinz Bernhard Heisig
Protokoll eines Gespräches mit Malve Heisig, am Dienstag, d. 24. Januar 1989 im Haus der Jugend Mümmelmannsberg. Malve Heisig ist zu diesem Zeitpunkt 72 Jahre alt. „Waterloo Kino – Malve Heisig – Witwe von Heinz Bernhard Heisig“ weiterlesen
WER MIT DEM TEUFEL AUS EINEM NAPF ESSEN WILL, BRAUCHT EINEN LANGEN LÖFFEL, von Stinki Mueller (August 1996)
PDF Wer mit dem Teufel aus einem Napf essen will
»Wer mit dem Teufel aus einem Topf essen will, der muß einen langen Löffel haben«, meint David Volksmund. Jetzt hat dieser Herr wieder einmal Recht behalten. Zurzeit jagt eine Kriegserklärung die nächste in dem Kampf um das lukrative Grundstück an der Friedensallee 7 (in Hamburg Altona). Absender dieser Kriegserklärungen ist eine Firma in Ahrensburg mit der beziehungsreichen Firmenabkürzung GEG.
Beziehungsreich, weil ein sozialdemokratisches Gewerkschaftsunternehmen diesen Namen (GEG) über lange Zeit bewahrte. (Gross Einkaufs Genossenschaft)
Doch wer den heutigen Kriegs- und Frontverlauf erkennen will, muß den Werdegang und die Geschichte der Personen verstehen, die da heute der Bevölkerung und den Konkurrenten den Krieg erklären.
Die Genossen der SPD, (darf man die heute überhaupt noch so nennen, fällt mir beim Abschreiben im Jahre 2014 ein), (die da mit dem kurzen Löffel an Teufels Tisch sitzen), sind seit 1979 gefördert und stabilisiert worden.
1979 da war der “Genosse” (Torsten Teichert SPD), der jetzt die Bauinteressen des Bodenspekulanten vertritt, noch Vorsitzender des Filmclubs in Neumünster.
Heute heißen diese Menschen: “Investoren”, das Wort ist modern und verschleiert so den eigentlichen Sachverhalt. Sie lassen angeblich Geld für sich arbeiten. Aber das hätten die SPD Genossen doch wissen müssen, das Geld nicht arbeiten kann.
Sie könnten die Firma, die sie aus Bielefeld geholt hatten, einfach als reichen Bodenspekulanten bezeichnen.
Doch fängt man am besten von vorne an: 1979. In der Stadt gibt es viele Bodenspekulanten neben Herrn Mayr, die prächtig mit den sozialdemokratischen Regierungen zusammenarbeiten. Sie heißen Büll & Liedtke, Deyhle und eben auch Mayr. Jeder, der viel Geld hat und es in Hamburg vermehren möchte, dem wird das Stadttor weit aufgetan.
Nicht verwunderlich in der Tradition. Die Kaufleute hatten schon damals das meiste Geld mit dem Verkauf und der Verschiffung von Sklaven gemacht.
Nur zur Partei der “Arbeiterbewegung” scheinen diese Leute nicht recht zu passen. Deswegen wurde das Wort ja auch geändert, vom Bodenspekulanten zum Investor. Hört sich besser an und bleibt das gleiche. Doch normaler Weise treten diese “Investoren” offen auf. Mit den Geschäften von Herrn Mayr verhält es sich anders. Er hat die Genossen seit Jahren für sich eingespannt, sie besorgen ihm die Grundstücke, sie sorgen dafür, dass der Mietzins immer pünktlich kommt, sie verwalten seine Immobilien, sie halten dem “Investor” die Schwierigkeiten mit der Öffentlichkeit vom Hals. (rechts der Architekt Peter Wiesner von me-di-um, der den Umbau der alten Zeise Halle geplant und geleitet hat. Sehr gelungen – mit zwei kleinen Ausnahmen – der große Saal des Zeise Kinos). (Links ein Unbekannter). Fotos Jens Meyer.
Selbst bei Mietausfällen, muss er nicht um seine Gewinne bangen, denn die Genossen haben ihm städtische Bürgschaften besorgt. Es handelt sich um ein gut funktionierendes Beziehungsgeflecht, das nach außen abgeschirmt ist und von denen alle am Geschäft beteiligten Vorteile haben, so daß es schwer ist, aus dem Beziehungsgeflecht auszubrechen, wenn man keine finanziellen Nachteile haben will.
Wären wir in Italien und wären die Geschäfte geheim, dann würden wir es Mafia nennen. Geheim ist es nicht, aber doch schwer zu durchschauen. Dazu muß man weit zurück gehen.
In das Jahre 1979. Damals soll es in der Hamburger SPD einen frischen Wind gegeben haben. Es gab einen Bürgermeister, der sich mit den Hamburger Elektrizitätswerken (HEW) in Sachen Atomkraft angelegt hatte und unter seinen Genossen als Linker galt.
Auch in Sachen Kultur war er damals unterwegs. Nach München. Dort wollten sich Filmschaffende nicht mehr von der CSU und Herrn Strauß schikanieren lassen. Herr Hans Ulrich Klose lockte sie mit Geld und Selbstverwaltung nach Hamburg. In kurzer Zeit waren sie in Hamburg und bereiteten hier das Filmfest der Filmemacher 1979 vor.
Auch das lange geforderte Kommunale Kino Hamburg “Metropolis” wurde endlich verwirklicht.
Als Pioniere der ersten Stunde trafen wir uns regelmässig in der Admiralitätsstrasse an einer Tischtennisplatte. Alles schien möglich. Damals. Keine Teilung in Dokumentarfilmer, Spielfilmer, linke Verleiher, Experimentalfilmer. Ein Verein der Filmemacher wurde gegründet. Anne Kubina und Helga Bähr übernahmen die Arbeit und verhandelten mit den entsprechenden Behörden über die Selbstverwaltung der Fördermittel.
Das erste Filmfest wurde trotz kurzer Vorbereitung, aber dank vieler engagierter Helfer ein großer Erfolg. An Geld für unsere Arbeit hatten wir damals nicht gedacht. (Max Kuchel hat dieses Bild gemalt. Davon gibt es Postkarten. Das Original hängt im Altonaer Museum)
Helga Bähr wurde zur gewählten Geschäftsführerin. Zusammen mit Anne Kubina streiften sie durch die Viertel auf der Suche nach geeigneten Räumen für die neue selbstverwaltete Filmförderung. Da fiel ihnen die leerstehende Propeller Fabrik von Theodor Zeise auf. In dieser Fabrik mit den anhängenden Wohnhäusern in der Friedensallee und in der Bergiusstrasse in Hamburg Altona, Ottensen, war es 1979 zu Ende gegangen. 1979 war es mit den Propellern zu Ende gegangen, denn Schiffe wurden in Hamburg kaum noch gebaut, also auch keine Schiffspropeller. Hundert Jahre lang hatten hier Arbeiter unter mörderischen Bedingungen gearbeitet. (siehe Malerei).
Der Quarzsand, die hohen Temperaturen des Bronze Gusses, der Staub, die giftigen Gase, der Dreck. Viele gaben ihr Leben oder waren schon bald Frührentner, die sich nicht lange ihrer Rente freuen konnten.
Die Besitzer investierten über 10 Jahre lang nicht mehr, sondern schöpften lieber die Gewinne ab. Konkurs. Ein Teil der Arbeiter wurde vom Panzerbau der Firma Blohm und Voss übernommen. (Anmerkung 2014: Das wußten damals nur Wenige, das auf der anderen Seite der Elbe bei Blohm und Voss, kaum noch Schiffe, aber dafür der Panzer “Leo” gebaut wurde. „Unser Leo“, wie er liebevoll genannt wurde und wird.)
Die vorhandenen Maschinen waren Schrott und wurden folgerichtig verschrottet. Zu dem Gelände gehörten mehrere Hallen, ein Bürogebäude, einige Wohnhäuser und eine Halle gegenüber.
(Anmerkung 2014: In die wurde später ein Möbelhaus (Dombeck) eingebaut, dann verkauft und anschließend von Peter Jorzick in ein Medienhaus umgebaut, heute Sitz der Hamburger Filmförderungs GmbH). Die Firmeninhaber von Zeise hatten aus der Fabrik und Wohnungen für die Arbeiter viel Geld rausgezogen und kaum welches wieder hineingesteckt. So waren die Wohnhäuser in einem erbärmlichen Zustand. Nur das Verwaltungsgebäude war in einem passablen Zustand. Die beiden Damen vom Filmbüro e. V. Helga Bähr und Anne Kubina verliebten sich in das Anwesen und mieteten es an, um es mit den zugesagten Geldern zu einem Filmhaus umbauen zu lassen. Hinter ihnen standen die berühmten (Hark Bohm: ”Unsere Kameras werden nicht schweigen”) und weniger berühmten Filmemacher (Thomas Mitscherlich) mit Hamburger Wohnsitz. Doch schon bald ging der erste Besitzer des Anwesens – ein Klempnermeister – pleite, weil er beim Kauf aus der Konkursmasse von Zeise nicht auf den Zustand der Häuser geachtet hatte. Die jahrelang nicht ausgeführten Instandsetzungen frassen ihn, bzw. seine Ersparnisse auf. Zudem waren auch die Mieter gewechselt.
Ein Teil der Zeise Arbeiter, die sozusagen bei Zeise Wohnung und Arbeit hatten und deswegen in ihren Forderungen gegenüber ihrem Vermieter (der gleichzeitig ihr Arbeitgeber war) zurückhaltend gewesen waren, zogen weg und machten Platz für Leute, die sich keine kaputten Fenster, keine feuchten Wände, keine Ofenheizung gefallen lassen und die wissen, wie man eine Mietminderung durchführt.
In der Hälfte aller Wohnungen wurde nach kurzer Zeit die Anmerkung 2021Miete gemindert. Das Gelände kam unter Zwangsverwaltung und die ins Grundbuch eingetragenen Banken brachten es zur Zwangsversteigerung.
Und hier beginnt nun die eigentlich – sehr unrühmliche – Geschichte der SPD, die quasi mit dem Geld eines Bodenspekulanten die Spekulation mit einem Grundstück verhindern wollten. Heute, rückblickend scheint das ziemlich blauäugig gewesen zu sein, oder naiv, oder gedankenlos. (Anmerkung 2014: oder alles zusammen)
Aber schließlich hatte man einen fähigen Schwaben mit der richtigen Parteizugehörigkeit direkt aus dem Büro des SPD Bürgermeisters (das war inzwischen ein andrer) auf den Posten des Geschäftsführers des Filmbüros e. V. gesetzt (oder wurden die gewählt?).
Einer mit politischem Geschick, mit dem richtigen Machtbewußtsein, der über weite Verbindungen innerhalb der Partei verfügte. Die Filmemacher standen wie ein Mann hinter Dieter Kosslick, nur am Rande gab es Nörgler und Kritiker. Aber deren Kritik war leicht zu entkräften. Sie hatten von dem inzwischen ziemlich großen Förderkuchen nichts abbekommen. Der blanke Neid.
Als die Versteigerung anstand, wollte Dieter Kosslick die Stadt (-regierung, den Senat), dazu bringen das Gebäude zu ersteigern. Rückblickend muß man sagen, daß das für alle Beteiligten die beste Lösung gewesen wäre. Der Senat wollte nicht. Wollte sich vor allem nicht festlegen. Für den Kauf wollten sie kein Geld bereitstellen. Kulturbehörde, Liegenschaft und Finanzbehörde waren mehr für die politische Lösung.
Die politische Lösung sah so aus, dass man sich selber und den anderen Sand in die Augen streut.
Ein Privatmann sollte das Gebäude ersteigern, dafür, das der neue Besitzer das auch tut, was das Filmbüro will, sichert man ihm eine Ausfallbürgschaft für die nicht gezahlten Mieten zu. Eine solche Bürgschaftserklärung einer Stadt, das ist für jeden wie Bargeld.
Herr Mayr wurde von Dieter Kosslick gefunden. Herr Mayr bekam die Bürgschaft, er teilte Dieter Kosslick sein Höchstgebot mit und Dieter Kosslick ersteigerte im Auftrag von Herrn Mayr das gesamte Grundstück. Ein Vertragswerk zwischen Mayr und dem Verein Filmbüro e. V. sicherte die ganze Situation ab. (So wurde es damals kolportiert)
Alle jubelten. Filmbüro gerettet, Mieten langfristig stabil, das Haus wurde gründlich instand gesetzt. Auch die Hallen sollten irgendwann dem Film zugute kommen. Waren doch vorher auch Pläne über einen Abriß, eine Squaschhalle und sonst noch was in die Diskussion gebracht worden.
Doch Dieter Kosslick wollte nach oben und bekam bald darauf einen Posten in NRW mit mehr Macht und mehr Geld. Ein neuer Kandidat war grade im Bürgermeister Büro frisch ausgebildet worden (Bürgermeister: Klaus von Dohnanyi / Torsten Teichert 1986 -1988). Mit Dr. und richtigem Parteibuch. Dr. Torsten Teichert. Alle warens zufrieden. (Damals).
Er setzte die Pläne seines Vorgängers um, die Zeisehallen wurden geboren. Gegenüber war in der Zwischenzeit das Medienhaus entstanden. Eine Gruppe um Peter Jorzick hatte es erworben und für ihre Zwecke umgebaut. Der größere Teil wurde finanziert, wie alle Gebäude finanziert werden: Mit persönlichen und Bankkrediten. Das hatte Peter Jorzick im Werkhof gelernt.
Das Architektenteam aus Peter Dinse, Isabell Feest und Peter Wiesner machten aus der alten Schiffspropeller Halle ein Büro- und Wohnhaus mit erschwinglichen Mieten, die noch heute nicht über 20,00 DM liegen (21. August 1996). Das sollte nun auch in den Zeisehallen passieren. Im Unterschied zu Peter Jorzick hatte aber die ”Elite” des Filmbüro keine Ahnung davon, wie man eine solche Immobilie plant, baut und letztlich verwaltet. (Rückblick 2014: Zur selbsternannten Elite gehörte damals auch Torsten Teichert, dessen einzige Qualifikation in einem Parteibuch der SPD bestand).
In Peter Wiesner glaubte man den richtigen Architekten gefunden zu haben. Von vermieteten Flächen, von Heizkosten für eine so große Halle und von hohen Betriebskosten ahnte (die Elite) im Filmbüro damals niemals etwas.
Auch über die Miete müsse man später mal reden. Und alle Mieter ließen sich mit den großen Plänen einschläfern. Auferstanden aus Ruinen. Vom großen Geld wurde allerorten geträumt, von einer öffentlichen Videothek der Bücherhallen, von einem großen Kino, von preisgünstigen Produktionsbüros für Film und Video, von gemütlichen Kneipen und alles setzte der Architekt Peter Wiesner, manchmal besser, manchmal schlechter, um.
Auf jeden Fall war es das Stadtgespräch bei der Eröffnung vor vier Jahren. Die Zeisehallen waren geboren. Zu welchem Preis wußte damals keiner der Beteiligten. Zwölf Angestellte und 100 Mitglieder fanden alles gut, so lange das Stück vom Kuchen für sie nicht kleiner wird.
Jetzt sind die Nebenkosten so hoch wie anderswo die Miete. Im Dachgeschoß kann man im Sommer bei offenem Fenster Hähnchen grillen und zahlt für den qm so viel, wie andere, die aber dabei auf die Alster gucken können. Und man zahlt an Jemanden, der nicht einmal selber mit Immobilien spekuliert, sondern der seinerzeit nur Puffer des Grundbesitzers ist, der das Geld klaglos weiter reicht, an einen, der sozusagen nur Geld vermehrt und ansonsten keinen Ärger hat.
Da ist es nur konsequent, daß dieser Mann den abgelegten Geschäftsführer in seinen Diensten weiterbezahlt. Der Mann hat gute Dienste geleistet und verspricht auch in Zukunft, daß er sein Geld wert ist.
Kennt er doch das Beziehungsgeflecht, auf dem diese Subventionswelt und ihre Verbindungen funktioniert aus dem FF.
Obwohl noch gar nicht klar ist, ob ein Nutzerinteresse besteht, ob überhaupt die Zeise GmbH bei ständig steigenden Mietpreisen für das Kino in die Planung des 850 Plätze Kinos einsteigt, kann man doch vorher schon mal der Öffentlichkeit und den eigenen Genossen ein wenig Angst einjagen, in dem man ihnen sagt, wenn das große Kino nicht kommt, dann geht auch das erste Kino pleite.
Ein Nutzer wird sich dann schon finden. Die Marktführer Flebbe und UFA stehen bereit zur Übernahme. Und wenn das Ding dann gelaufen ist, so der Prophet, dann wird auch Torsten Teichert, sorry Dr. Torsten Teichert aus Neumünster nicht mehr gebraucht. Es sei denn Herr Mayr möchte seinen Grundbesitz in Hamburg weiter mehren
Anmerkungen 2014: Dr. Torsten Teichert hat das Filmbüro nach 7 Jahren vor die Wand gefahren und sitzt heute da, wo er schon immer hin wollte, in der Fuhlentwiete. Eine selbstverwaltete Filmförderung gibt es nicht mehr. Dieter Kosslick hat alles richtig gemacht. Ging von Hamburg nach NRW und ist heute Direktor bei der Berlinale in Berlin. Die Filmemacher, die heute noch in der Friedensallee Anträge stellen, zeichnen sich aus durch ihr devotes Verhalten. Anmerkung 2021: Dieter Kosslick ist im Ruhestand.
Dimitry D. Rostowsky Etikettendrucker
PDF Dimitry Rostowski EtikettendruckerDimitry Rostowsky hatte 1989 eine Etikettendruckerei in der Oelkersallee 66 (direkt neben dem Oelkers Cafe in der Oelkersallee 64 Hamburg Altona – gleichzeitig das Duckenfeld im Oelkers Cafe: Ein kleines Kino mit 22 Sitzplätzen). Am 12. Juli 1989 führte ich mit ihm ein Gespräch über sein Leben. Er wurde 1942 von den Deutschen aus Kiew verschleppt. „Dimitry D. Rostowsky Etikettendrucker“ weiterlesen