GEGEN DAS REMARQUE-FILMVERBOT von Kurt Tucholsky

PDF Gegen das Remarque Verbot

GEGEN DAS REMARQUE-FILMVERBOT von Kurt Tucholsky

(Eine Umfrage der >Deutschen Liga für Menschenrechte<)

Der nordische Barde Goebbels hat in seinen Kundgebungen wiederholt darauf hingewiesen, dass der Remarque-Film ein >Geschäft< sei. Das ist dieser Film sicherlich – im Gegensatz zu den Fridericus-Erzeugnissen, die über und unter Gebühr rein ideale Ausstrahlungen Baldurs zu sein scheinen.

Filme sind Erzeugnisse einer Industrie, gehemmt durch eine Zensur, die im Interesse der herrschenden Klasse funktioniert. Trotzdem gibt es gute und schlechte Filme.

Die Nationaille hat aus unlauteren Beweggründen gegen diesen Film protestiert. Es ist bedauerlich, dass ein Pazifist wie Friedrich Wilhelm Foerster Verwirrung in die Reihen des Pazifismus getragen hat, indem er sagt: >Das Szenario stellt eine tendenziöse Auswahl seitens einer Art von sentimentalem, ja oft weinerlichem Pazifismus dar, bei dem der Abscheu gegen den Krieg nicht aus den Tiefen der moralischen Menschennatur kommt, sondern aus dem Nervensystem, dem Magen, dem Schlafbedürfnis . . . <

Aus dem Nervensystem! Nur aus dem Nervensystem? Wir haben oft zu Foerster gehalten. In diesem Falle ist dem Vorsteher eines kleineren katholischen Moralamtes nur zu wünschen, dass er einmal in die Lage kommt, nur aus dem Nervensystem gegen den Krieg protestieren zu müssen – also etwa nach achtundvierzigstündigem Trommelfeuer.

Noch der niedrigste Pazifismus hat gegen den edelsten Militarismus tausendmal recht! Es gibt kein Mittel, das uns nicht recht wäre, den Moloch des Kriegswahnsinns und des Staatswahnsinns zu bekämpfen.

Der Tod der zehn Millionen ist sinnlos gewesen – sie sind für nichts gefallen.

Nachträglich muß die trauernde Mutter, die trauernde Frau, müssen die Reklamefachleute für den nächsten Krieg, diesem Gemetzel, das selbst der Papst >ehrlos< genannt hat, einen Sinn unterlegen – was die Hinterbliebenen angeht, so brauchen sie diesen Trost: es ist so schwer, sonst weiterzuleben . . . Ehre der Trauer. Schmach dem Kriege!

Wir brauchen keine Kartenkunststücke, die uns den angeblichen Sinn dieses Wahnsinns vormachen sollen.

Und darum ist uns jeder, jeder Film recht, der der Menschheit den Krieg auch in seinen niederen Formen, gerade in seinen niedrigsten Formen vorführt. Mussolini zeigt seinem Volk nur die Fahnen und nichts als das – Remarque zeigt uns die Fahnen und den Rest: die Zerfetzten und die Taumelnden, die Blutenden und die Zerschossenen – und wer sich daran begeistern will, der mag es tun.

Wir andern rufen gegen die Weltenschande: Nieder mit dem Kriege!

K.T. (Kurt Tucholsky). Erstveröffentlichung in der Mensch (Die Menschenrechte. Organ der Liga für Menschenrechte. Berlin) vom 20. März 1931. Zitiert nach Gesamtausgabe Kurt Tucholsky. Drei Bände. Band III. 1929 – 1932. Dünndruck. Seite 809.Tieresehendichan3

VERKEHR ÜBER DEM HAUS von Peter Panter

Verkehr über dem Haus.   

Als ich mietete, fragte ich den Gärtner: >Ist es hier auch still?< Denn dies ist mein Privatsparren: still muß es sein, so still, dass man die Druckfehler in den Büchern knistern hört. Der Gärtner sah ruhig auf. „VERKEHR ÜBER DEM HAUS von Peter Panter“ weiterlesen

DEUTSCHES CHAOS von Kaspar Hauser

Unter der Überschrift Deutsches Chaos findet man bei Kurt Tucholsky an sechster Stelle. (S. 902) „DEUTSCHES CHAOS von Kaspar Hauser“ weiterlesen

DIE LÜGEN KARTEI von Peter Panter

   Lügen haben kurze Beine, viele Frauen aber auch, das beweist also nichts.Wie kommt es nur, daß viele Lügen überhaupt ans Tageslicht gelangen – ? Das kommt daher, dass die meisten Lügner kein gutes Gedächtnis haben. Wer lügt, muß aber ein sehr gutes Gedächtnis haben. >Du hast doch aber neulich gesagt . . . < so fängt es an, und dann setzt der arme geängstigte Mann, denn Frauen sagen stets die Wahrheit, setzt der Mann auf die alte Lüge eine neue. „DIE LÜGEN KARTEI von Peter Panter“ weiterlesen

EINES ABER von Ignaz Wrobel

EINES ABER möchten wir in absehbarer Zeit gewiss nicht hören: das jammervolle Geächz der aus der Regierung herausgeworfenen Sozialdemokraten, weil man sie dann gerade so behandeln wird, wie sie heute den Reaktionären helfen, die Arbeiter zu behandeln. „EINES ABER von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft

Parteiwirtschaft

PDF Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft

   Wie wäre es, wenn man nun einmal einen dämlichen kleinen Trick aus unsrer Politik entfernte, der darin besteht, jeder grade an der Macht befindlichen Partei vorzuwerfen, sie betreibe Parteiwirtschaft –? Ja, was soll sie denn eigentlich sonst betreiben –? „Kurt Tucholsky Parteiwirtschaft“ weiterlesen

DIE VERRÄTER von Ignaz Wrobel

Die Verräter

   Na, Verräter eigentlich nicht. Ein Verräter, das ist doch ein Mann, der hingeht und seine Freunde dem Gegner ausliefert, sei es, indem er dort Geheimnisse ausplaudert, Verstecke aufzeigt, Losungsworte preisgibt „DIE VERRÄTER von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

IM GEFÄNGNIS BEGREIFT MAN von Kurt Tucholsky

>Ja, liebe Genossen und Genossinnen, hier im Gefängnis begreift man besser als draußen, wie notwendig die Rote Hilfe ist … Aber die Ihr draußen seid, Ihr habt noch die Freiheit – und mancher kann nicht sagen, wie lange noch … Euch mochte ich bitten … < Da möchte ich mitbitten. „IM GEFÄNGNIS BEGREIFT MAN von Kurt Tucholsky“ weiterlesen

BASEL von Kurt Tucholsky

Das empfinde ich jedesmal, wenn ich durch Basel komme, aber es hat noch keiner geschrieben . . . keiner. Der vollkommene Wahnwitz des Krieges muß doch jedem aufgegangen sein, der da etwa im Jahre 1917 auf diesem Bahnhof gestanden hat. Da klirrten die Fensterscheiben; da murrten die Kanonen des Krieges herüber; wenn du aber auf diesem Bahnhof einem Beamten auf den Fuß tratest, dann kamst du ins Kittchen. Hier durftest du nicht. „BASEL von Kurt Tucholsky“ weiterlesen

SOLDATEN SIND MÖRDER – der bewachte Kriegsschauplatz

Der bewachte Kriegsschauplatz (Kurt Tucholsky)

Im nächsten letzten Krieg wird das ja anders sein . . . Aber der vorige Kriegsschauplatz war polizeilich abgesperrt, das vergißt man so häufig. Nämlich: Hinter dem Gewirr der Ackergräben, in denen die Arbeiter und Angestellten sich abschossen, während ihre Chefs daran gut verdienten, stand und ritt ununterbrochen, auf allen Kriegsschauplätzen, eine Kette von Feldgendarmen. Sehr beliebt sind die Herren nicht gewesen; vorn waren sie nicht zu sehen, und hinten taten sie sich dicke. Der Soldat mochte sie nicht; sie erinnerten ihn an jenen bürgerlichen Drill, den er in falscher Hoffnung gegen den militärischen eingetauscht hatte. „SOLDATEN SIND MÖRDER – der bewachte Kriegsschauplatz“ weiterlesen