BEDENKE, WIR LEBEN IN EINEM RECHTSSTAAT von Ignaz Wrobel

DAS A-B-C DES ANGEKLAGTEN

Wenn der Deutsche grade keinen Verein gründet, umorganisiert oder auflöst, dann hat er einen Prozeß. „BEDENKE, WIR LEBEN IN EINEM RECHTSSTAAT von Ignaz Wrobel“ weiterlesen

Führungszeugnis 1938 für die Kinobesitzerin Rosa Hirschel

Es wäre komisch, wenn es nicht so ernst wäre: Im März 1938 beantragt die enteignete Hamburger Kinobesitzerin Rosa Hirschel (»Neues Reichstheater« im Neuen Steinweg 70/71 enteignet (arisiert) 1934 und des »Theater am Nobistor«, Reeperbahn 161) bei dem »Polizeipräsident in Hamburg« ein polizeiliches Führungszeugnis. „Führungszeugnis 1938 für die Kinobesitzerin Rosa Hirschel“ weiterlesen

Henschel Film- und Theaterkonzern in Hamburg OHG / KG

HorstUrichSassUSA1990Horst Urich Sass (Sohn des Kinobesitzers Hermann Urich Sass) in dem Garten  seines Hauses in den USA. Beverly Hills, 719 N. Alpine Drive. Foto 1990. (geb. 1. Februar 1914 in Hamburg). Gestorben am 19. April 2000 in Beverly Hills.

CarlHeinzStreitCarl Heinz Streit, (geb. am 26. August 1911 in Hamburg, gest. am 24. April 2002 in Belo Horizonte/Brasilien). Das Foto wurde 1990 in der Wohnung seines Bruders (Rolf Arno Streit) in Belo Horizonte gemacht.

1936 ist er, zusammen mit seinem Bruder Carl Heinz aus Hamburg geflohen. Carl Heinz und Rolf Arno Streit sind die Söhne des Hamburger Kinobesitzers Hugo Streit, dem 1938 die Flucht aus Hamburg, aus Deutschland gelungen ist.

Seine Firma  Henschel Film- und Theaterkonzern war damals schon „arisiert“ (enteignet) und  von den beiden „Nutzniessern“ Paul Romahn und Gustav Schümann übernommen worden.

„Bezahlt haben sie nichts dafür. Dafür hat schon die NSDAP gesorgt, dass den Juden kein Geld zugeflossen ist“. (Rolf Arno Streit 1990 Belo Horizonte.)  RolfArnoStreit1990Rolf Arno Streit, (geb. am 9. August 1912 in Hamburg, gestorben am 15. Februar 1993 in Belo Horizonte/Brasilien). Geflohen aus Deutschland 1936.

Der Henschel Konzern war eine OHG, die von Hugo Streit und Hermann Urich Sass gegründet worden war. Die OHG betrieb in Hamburg die Schauburg Kinos.

Nach dem Selbstmord von Hermann Urich Sass, am 27. Januar 1933, wurde die Gesellschaft in eine KG umgewandelt, in die die Erben Urich Sass, (seine Ehefrau Hedwig Urich Sass und seine Kinder, Horst, Hans Jürgen und Vera Urich Sass) eintraten.Nilpferd7By-nc-sa_color

Schauburg1936Schauburg Kino, Mönckebergstrasse 8 in Hamburg beim Hauptbahnhof. Die Aufnahme von dem Eingang des Kinos entstand am 31. Januar 1936 (Deutschland Start des Filmes Anna Karenina). Repro: Reinhold Sögtrop.

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Nachtrag: David Urich Sass und Annita Urich Sass

Peter Offenborn hat es herausgefunden (nach der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde Hamburg ). Der Vater von Hermann Urich Sass war David Urich Sass, geb. am 05. Mai 1861 in Lemberg (Galizien), das damals zu Österreich gehörte. Gestorben am 24. Januar 1922 in Hamburg (Beerdigt auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg Ohlsdorf).

Bevor Hermann Urich Sass bei der Kino Firma >J.Henschel< arbeitete, war er Angestellter der Firma Max Blancke & Co . Film- Import/Export, Eimsbütteler Chaussee 112, später Dammthorstrasse 27, deren Inhaber er später wurde). Die Familie wohnte zuletzt in der Schlüterstrasse 1. Später – nach der Emigration der Kinder – wohnte Hedwig in der Grindelallee 23 b. Neumark. Die Mutter von Hermann Urich Sass, war Annita Urich Sass, geb. Italiener, geb. am 17. Juli 1863 in Hamburg. Annita Urich Sass wurde am 17. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert u1nd am 18.12. 1942 dort ermordet.               

Nachtrag 2020: Lange war nicht klar, wann dass unten abgebildete Foto der Belegschaft der Schauburg Hauptbahnhof entstanden ist. Der Aufmarsch der Belegschaft am 1. Mai in der Mönckebergstrasse 8, vor dem Schauburg Kino. Das abgebildete Plakat auf dem Foto des des Filmes „Du kannst nicht treu sein“ Regie: Franz Seitz (Senior),  mit der Schauspielerin Lucie Englisch und dem Schauspieler Hermann Speelmans, wurde am 08. Februar 1936 von der Zensur freigegeben und hatte seine Uraufführung am 11. Februar 1936. (Quelle: Filmportal.de).

Das Foto muß also am 1. Mai 1936 entstanden sein. Da waren die ursprünglichen Eigentümer des Schauburg Kinos schon enteignet. „Arisiert“, wie die deutschen Nazis diesen Vorgang der Enteignung genannt haben.  Die neuen „Besitzer“ der Schauburg Kinos, SA Mann Gustav Schümann links und SA Mann Paul Romahn rechts. 1936

Rothenbaumchaussee 149
Creativecommons.org
Rothenbaumchaussee 149

Foto links oben (Farbe): Aufgenommen am 6. April 2020Foto rechts (mit Cadillac): Aufgenommen (1935) Fotograf Rolf Arno Streit. Foto unten: Rothenbaumchaussee 149 in Hamburg, Auf dem Balkon: Rolf Arno Streit (9. August 1911- 15. Februar 1993) . Fotograf (sein Bruder) Carl Heinz Streit (26. August 1911 – 24. April 2002)

Aus dem Hamburger Adressuch ergibt sich der Grundstücksverlauf von 1924-1959 für das Grundstück in der Rothenbaumchaussee (ab 1939 in der abweichenden Schreibweise Rotenbaumchaussee):

Nachtrag 2024:

1924-1925 gehoert das Haus einem Quast, W. 1926 einem Oppenheim O.. (Otto)

Laut Telefonbuch und Adressbuch von 1928 ist Otto Oppenheim Getreidemakler in Firma Otto Oppnheim & Co. Inhaber der Firma sind Otto Oppenheim und Carl Glaser. Firmensitz ist laut Telefonbuch in der Kaiser Wilhem Straße 40. 1927 – 1939 gehört das Haus Oppenheim, Frau O., die 1939 mit der Adressangabe: Oppenheim, Frau O. Kopenhagen auftaucht. 1941 gibt es dann einen neuen Besitzer mit Namen Meincke (Dr. med dent Zahnarzt). Für die Jahre 1932 und 1933 sind als Mieter eingetragen: Streit, H. in Fa. Henschel- Film & Theaterkonzern. Ab 1935 gibt es einen Eintrag im Adressbuch, die Besitzerin Frau Oppenheim sei über die Adresse H. A. Klahn, Lupinenkamp 12 ereichbar. H. A. Klahn (Heinrich August Klahn) ist von Beruf Hausmakler. Für das Jahr 1940 habe ich kein Adressbuch im Netz gefunden. Im Adressbuch von 1941 gibt es den Eintrag, der neue Besitzer (E) ist ein Meinecke, W., Dr. med. dent. Zahnarzt. Das Haus daneben (Nr. 151) gehoert 1941 dem Frauenarzt, Dr. med ‚Barfurth. W.

Aus dem Adressbuch von 1959 ergibt sich: Grundstücksbesitzer (149) ist weiter Meinecke, W. Dr. med dent. Zahnarzt. Und das Haus (151) gehört weiterhin dem Barfurth. W. (+) J.

Stolpersteine für den Kinounternehmer Hermann Urich Sass

Stolpersteine

PDF Stopersteine auf der Reeperbahn

Hier werden heute (24.10.2017) zwei Stolpersteine für den jüdischen Kinounternehmer Hermann Urich Sass verlegt. „Stolpersteine für den Kinounternehmer Hermann Urich Sass“ weiterlesen

Friedrichstrasse 225 Gedenktafel für Karl Wolffsohn

Gedenktafel201701-02-1Wer die Gedenktafel für Karl Wolffsohn in der Friedrichstrasse 225 sucht, sollte sich nicht täuschen lassen. „Friedrichstrasse 225 Gedenktafel für Karl Wolffsohn“ weiterlesen

KBW

Haus KBW in HamburgBy-nc-sa_colornilpferd_tumbFoto Jens Meyer. Die Vermutung, es handle sich um ein Haus des KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschland) ist natürlich vollkommener Quatsch. Und dennoch ist es eine Abkürzung, aber für „Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg“, erbaut 1925 – 26.

Hitler wurde nie exkommuniziert ( in der Taz am Donnerstag 16.1.1986)

PDF Hitler wurde nie exkommuniziert     Jens Meyer (Taz vom 16. Januar 1986)

Hitler wurde nie exkommuniziert.

Allzeit zum Konkordat mit den Mächtigen bereit: Die Katholische Kirche.

Jens Meyer vertreibt den Film “Geschichtsbuch” des Dänen Jannik Hastrup. Die Erfahrungen, die er dabei mit klerikalen Widerständen hat machen können, sind ein Anlaß für ihn, sich ein wenig umzusehen in der politischen Geschichte des 1.500-jährigen Papsttums. “Das Geschichtsbuch“ ist ein siebenteiliger, 136 Minuten langer Film, deren Abschnitte auch einzeln bestellt werden können, beim Zentral Film Verleih, Friedensallee 7,

2 Hamburg 50, Tel: 040/391316.

(Anmerkung 2018: Bitte nicht mehr anrufen. Das Unternehmen gibt es nicht mehr)

Als Adam grub und Eva spann, wo war denn da der reiche Mann?” (Dieter Forte in: Martin Luther und Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung)

Eine Einladung. Von der Katholischen Akademie des Erzbistums Paderborn. Unterschrieben vom Studienleiter. Eine Trickfilmtagung will er machen. Ein Referat über die Auswertungserfahrungen mit dem Film “Das Geschichtsbuch”. Und bezahlen will er auch. Nicht richtig. Mehr ein Anerkennungshonorar für Film und Vortrag.

Mich reizt die Geschichte. Das Wort “Erzbistum Paderborn” löst diese Reize aus. Dabei fallen mir die Inquisitionskeller ein. Ich nehme jedenfalls an. Könnte sein, dass der Auftraggeber vielleicht nicht mit dem Ergebnis einverstanden sein wird. Der Verleih hat Angst vor Umsatzeinbußen durch eine “negative Werbeveranstaltung”. Doch in dem Bereich werden kaum Filme von Zentral Film Verleih eingesetzt. Dort ziehen mehr die Filme über die Schönheit von Kirchenfenstern. Also keine Gefahr.

Ich fange an und lese eine Menge. Ein Freund, früher Theologiestudent, jetzt Postbeamter im Ruhestand, kramt seinen Boden durch und versorgt mich mit Kirchengeschichten.

Später, als alles fertig ist, schicke ich das Manuskript zu Alf Mayer von “Medium”, der Medienzeitschrift der Evangelen. Alf ist begeistert, aber Abdrucken kann er nicht, erst in der “allerletzten Nummer von >Medium<” und die nächste Nummer soll noch nicht die “allerletzte” sein. Das kann ich verstehen. (Anmerkung 2018. Leider haben Alf Mayer und ich die letzte Nummer von Medium verpasst Das muß sehr lange her sein.)

Nicht verstehen kann ich den Studienleiter des Erzbistums Paderborn. Wieso bestellt er diese Trickfilmreihe? Erstens kommt die Kirche des “christlichen Abendlandes” kaum darin vor und zweitens, wenn sie denn dargestellt wird dann eher negativ. Die “Pfaffen” und Bischöfe, das sind im “Geschichtsbuch” immer jene Leute, die sich auf Kosten des Volkes an der Seite der Mächtigen durchfressen und volllaufen lassen. Arbeit ist für sie ein Fremdwort. Die Pfaffen stopfen sich keineswegs mit minderwertigen Lebensmitteln voll. Auch vom Wein trinken sie nur den besten. Ansonsten predigen sie dem Volk, daß Armut von Gott gewollt sei. Wer sich gegen die Herrschaft auflehne, verstoße gegen die Gebote Gottes. Auch die Palette der Strafmöglichkeiten wird gezeigt.

Auf der Erde: Vierteilen, Augen ausstechen, Gliedmaße abhacken, aufhängen, bei lebendigem Leib verbrennen. Im Jenseits: Das Fegefeuer, die ewige Verdammnis, die Hölle mit ihren Kochtöpfen und was die christlichen Kirchen sonst noch zur Verfügung haben, um den Leuten Angst einzujagen. Ich komme nicht drauf, was will das Erzbistum mit einer solchen Filmreihe?

Oder ist es so, dass die Kirchen sich so sicher fühlen, dass eine solche Kritik ihnen gar nichts anhaben kann? Im Gegenteil, dass solche Filme zu Schulungszwecken gut benutzt werden können? Ich vertraue auf die Überzeugungskraft der Bilder und fahre hin. Es ist alles vom Feinsten. Das Essen ist gut. Schöne Tagungsstätte. Nichts mit Jugendherberge. In jedem Zimmer eine Bibel.

Eine große Bibliothek mit Marx und Engels. Kunst am Bau. Ein Studienleiter und ein Akademiedirektor, mit denen man über alles reden kann. Auf mein Manuskript ist man gespannt. Sie würden es gerne einmal sehen. Sie haben eine Schriftenreihe, da würden sie das gerne veröffentlichen. Mein Rat, dass sie doch bitte erst den Vortrag abwarten sollen, wird angenommen. Später wollen sie es dann doch nicht abdrucken. Das beruhigt mich dann doch. Ich hatte schon Angst um mein Weltbild.

Klingelbeutel und Gottversunkenheit

Eine alte Regel lautet: Die Geschichte wird von Siegern geschrieben, es gibt immer Leute, die am Krieg gewinnen. Die christlichen Kirchen waren jedenfalls nie bei den Verlierern. Das heißt leider nicht, daß die Mitglieder der beiden Großkirchen auch zu den Gewinnern gehörten. Ich selber bin auch einmal Mitglied gewesen. Nicht bei der katholischen sondern bei der anderen Großkirche. Jetzt bin ich fast 40 Jahre alt. Einige Sachen vergisst man nicht so leicht. Da ist zunächst eine “Konfirmation” und eine “Taufe” mit 14 Jahren. Dann eine Klassenreise nach Köln mit einer Besichtigung des “Kölner Doms”. Dann eine kirchliche Trauung in “weiß” mit 23 Jahren und ein Kirchenaustritt mit 27 Jahren. Bei der Klassenreise nach Köln fiel mir – außer den Massen von amerikanischen Touristen – eine Frau in der typisch ”katholischen Tracht” auf: Diese schwarze Kutte – ich nenn sie mal Nonne.

Diese “Nonne” stand neben einer Tragsäule der Kirche und war – mit geschlossenen Augen – still ins Gebet versunken. Nicht einfach. Diese Innigkeit in diesem Kirchenbahnhof. Ich dachte: das muss es sein: Die Gottgläubigkeit. In einigem Abstand neben ihr ein Kupfergefäß, in dem die Touristen Geld für irgendeinen “mildtätigen” Zweck werfen sollten. Die Augen der Nonne immer noch geschlossen im Gebet zu Gott. Ich beobachtete sie. Sie hielt die Augen auch dann geschlossen, wenn es im Kupfertopf schepperte. Doch kaum fühlte sie sich unbeobachtet, öffnete sie für einen Augenblick die Augen, zählte blitzschnell das Geld und versank augenblicklich wieder ins Gebet.

Ein Vorgang nicht länger als eine halbe Sekunde. Dieses Bild hat sich bis heute bei mir im Gedächtnis eingegraben. Immer wenn jemand heute zu mir “Kirche” sagt, dann ist augenblicklich dieses Bild von der betenden, geldzählenden Nonne da. Ein oberflächlicher Eindruck. Verglichen mit den Bildern aus dem Film “Das Geschichtsbuch” nur Nebenschauplatz. Da zählen nur die Kaufleute, die Handwerker, der Adel, die Bauern. Die Kirche als Kapitalgesellschaft?

Das Geschichtsbuch” ist eine Geschichte, von denen, die unten sind. Die Verlierer schreiben über die Sieger. Da wird gefragt, warum es in unseren Gesellschaften Arme und Reiche gibt, welchen Ursprung das hat und wer daran beteiligt ist, dass sich daran nichts ändert. Jedenfalls anders, als ich die Geschichte in der Schule kennengelernt habe.

Schon die Schulsprache ist anders. Da “brechen” Kriege aus wie Vulkane. Da brechen Nationen zusammen. Da wird ein “Mächtiger” gereizt, bis er “militärisch” zurückschlägt. Da wird ein Prinz erschossen, und deshalb kommt es zu einem Weltkrieg. Wir kennen das und haben uns daran gewöhnt, falsch bleibt es dennoch. Da fragt jemand nach den wirklichen Ursachen und schon hat das Erzbistum das Wort “Kritik” im Seminarprogramm stehen. So einfach ist das.

Ich wälze dicke Ordner: Einsatzstatistiken des Films, Ausleihzahlen durch Kirchengruppen, Absagen von Medieninstitutionen und Kirchengeschichten von Kirchenprofessoren. Ich werde dadurch nicht “bibelfest” und auch kein Kirchenexperte. Ich denke, mein Vortrag soll anfangen mit dem Satz: ”Adolf Hitler war katholisch, ist von der Kirche niemals exkommuniziert worden, sein Buch “Mein Kampf” ist niemals auf dem Katholischen Index gelandet”. Auch sein Vorgänger und sein Nachfolger waren katholisch. Nach diesem Satz kann ich dann zur Kasse gehen und nach Hause fahren.

Der Erzbischof wird seinen Studienleiter ermahnen, dass er in Zukunft seine Referenten sorgfältiger aussucht. Ärmer wird er durch meinen Auftritt nicht. Also reden wir nicht von Religion und christlichen Ideologien, sondern von dem “Macht und Geldapparat Kirche” in der Funktion, dass er seinen “Schafen” sagt, wohin die Reise zu gehen hat. Und der sie, falls sie uneinsichtig sind, notfalls auf den rechten Weg zwingt.

Viele Menschen in der BRD haben es – aus welchen Gründen auch immer – gerne, wenn man ihnen sagt, was sie tun und lassen sollen. Da treffen sich die Kirchen mit Parteien und Interessengruppen bei einem offensichtlichen Bedürfnis. Ob nun die ehemaligen Studentenkadergruppen der 70er Jahre ihre Nachfolgeorganisationen in den roten Holzketten aus Oregon haben, das wage ich nicht zu beurteilen.

Merkwürdig jedoch, dass viele, die mir damals die >Roten Fahnen<, die >Morgen< usw. verkaufen wollten, jetzt mit diesen roten Holzketten rumlaufen. Von der Roten Fahne zur roten Kette. Ich denke, dass sich die Holzketten in ihrer Funktion kaum unterscheiden vom Rosenkranz, der Petersplatz kaum vom Leninmausoleum.

Ich war leider weder in Rom, noch in Peking, noch im Kreml oder den anderen Wallfahrtsorten. Auch den Obersalzberg soll es ja noch geben. Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass viele Menschen eine solche Organisation für ihr Leben benötigen. Eine notwendige Voraussetzung für die Macht der Kirchen in diesem “ihrem” Lande.

Im Zentral Film Verleih haben wir darüber schon oft Witze gemacht. Auf der Suche nach der geeigneten Rechtsform für den Verein “politischer Filmverleih” haben wir die Vor- und Nachteile von Genossenschaft, GmbH, KG, oder Kapitalgesellschaft gegeneinander abgewogen. Regelmäßig sind wir drauf gekommen, dass eine Kirchengründung immer noch die günstigste Rechtsform ist. Sie wirft das meiste Geld ab, kann billig Arbeitskräfte kaufen. Insofern sie sich auf “Gott” beruft, ist sie auch besser als eine sog. weltliche Ideologieorganisation wie z. B. eine Partei.

Die BRD und die Filmreihe “Das Geschichtsbuch”

Der Studienleiter des Erzbistums möchte etwas über die “Einsatzerfahrungen” mit der Filmreihe wissen. Die Erfahrungen also des Filmvorführers, wenn er die Leute zählt, die im Dunkeln den Saal zu verlassen suchen. Die Serie wurde 1971 in Dänemark nach einem schwedischen Bilderbuch produziert. Der Film war im Ausland äußerst erfolgreich. Es gibt amerikanische, englische, italienische, holländische, französische und nicht zuletzt spanische Fassungen. (Franco starb erst viel später).

Überall in Europa und den USA stehen die Filme in den staatlichen Bildstellen für den Schulunterricht zu Verfügung. Auch in der BRD müssten sie eigentlich dort zur Verfügung gehalten werden und nicht in einem kleinen Filmverleih. Doch die BRD scheint eine eigene Geschichte zu haben, und die Mächtigen dieses Landes legen viel Wert darauf, dass das Geschichtsbild der Schulkinder nicht erschüttert wird.

Bis 1977 hat sich jedenfalls niemand um diese dänischen Filme gekümmert. Dänemark ist einfach zu weit weg. Jedenfalls für das Institut für Film und Bild (FWU), für ARD und ZDF. Dallas ist da allemal dichter. Oder der “Landeszentrale für politische Bildung” in Nordrhein-Westfalen. Da ist Lateinamerika dichter als Dänemark. 1978 begann dann der Zentral Film Verleih e. V. (Jahresumsatz 120.000,00 DM, ungefähr so viel wie die Portokasse des ZDF – vermute ich mal) die Filme in der BRD anzubieten, um eine deutsche Sprachfassung für die Filmreihe herstellen zu können. Normalerweise kostet eine solche Sprachfassung für so einen Spielfilm so um 100.000,00 DM. Kein Problem für eine “öffentlich rechtliche” Sendeanstalt. Für den Ankauf von Rechten alleine werden schon die doppelten Summen gezahlt. Am Geld fehlt es nicht, schließlich ist die BRD eine der reichsten Industrienationen der Welt.

Auch die Finanzgewaltigen der FWU hätten genügend Geld gehabt, die Filmserie anzukaufen und zu verbreiten. Landesbildstellen und die reiche Landeszentrale in NRW wurden gefragt. Im Kinder- und Jugendfilmzentrum in Remscheid hat es mindestens acht Vorführungen der Gesamtfolge vor immer wieder anderen “Staatsdienern” gegeben. Das Ergebnis war immer das gleiche – kein Bedarf. Einzelpersonen dieser Institutionen wie Reiner Keller, Theda Kluth vom KJF (Kinder und Jugendfilmzentrum) und Dr. Joachim Paschen von der FWU haben immer wieder versucht, der Filmreihe zur nötigen Verbreitung durch öffentliche Bildstellen zu verhelfen. Doch schon

Wolfgang Staudte soll gesagt haben: ”Es ist nicht einfach, Filme für eine Veränderung der Gesellschaft zu machen, mit dem Geld der Leute, die die Welt in Ordnung finden.”

Ihm passt die ganze Richtung nicht

Als alle Versuche mehr oder weniger gescheitert waren, ist der Verleih dazu übergegangen, Expertengutachten und Kritiken von anerkannten Kritikern anzuregen und zu verbreiten. Die Gutachten kamen, die Kritiker schrieben lange Artikel. Die Lehrergewerkschaft (GEW) in Berlin machte Unterschriftenaktionen, Vorführungen, schrieb Briefe an Politiker und Landesbildstellen. Die Landesbildstelle Berlin kaufte schließlich eine Kopie der Filme 1 – 3. Das wars dann auch. Ein Referent der FWU fand die Filme toll und spendete Geld für die Anschaffung. Das war rein privat, denn auch er wollte schließlich seinen Job behalten.

Herr Bungter – obwohl CDU Mitglied – von der Landeszentrale für politische Bildung in NRW – ist als fortschrittlicher Mann in Filmkreisen bekannt. Sein guter Ruf gründet sich darauf, dass ihm mehr finanzielle Mittel als anderen Landeszentralen für den Ankauf von Filmrechten zur Verfügung stehen. Er nutzt daher die Möglichkeit, über die sog. ideologische Einheitsware hinaus, weitere Filme anzuschaffen, die dem “herrschenden Bildungsideal” dieses Staates zuwiderlaufen.

In Düsseldorf gibt es so eine ganze Reihe von kritischen Filmen. Eine kleine Einschränkung gibt es aber doch. Weit weg ist immer besser als dicht dran. Zu deutsch: Besser Folter, Ausbeutung und Unterdrückung in Lateinamerika als kritische Filme über die BRD und Europa. Ein ungeschriebenes Gesetz.

Aber auch Herr Bungter lehnt ab. ”Zu einer Übernahme von Auswertungsrechten kann ich mich nicht entschließen. Es gibt eine Reihe bedenkenswerter formaler und inhaltlicher Aspekte, die nicht kurzerhand ausgeräumt werden können. Überdies bedarf der Film auch der Synchronisation, ein Aufwand, der im Hinblick auf die vermutete begrenzte Nutzbarkeit der Filmreihe sich vermutlich nicht auszahlen wird. (. . . ) Serienfilme schaffen überdies zusätzliche Probleme. (. . . ) Die Unterrichtsplanung schafft einfach nicht genügend Raum.”

Zwischen den Zeilen, da spüre ich, ihm passt die ganze Richtung nicht. Schreiben tut man so was nicht. Wir sind ja eine Demokratie, und da kann jeder machen was er will. Nur nicht mit “ihren” Steuergeldern. Dann entstehen solche Sätze . . .  „Die Unterrichtsplanung schafft nicht genügend Raum“. Das lasse ich mir auf der Zunge zergehen. Der Sachzwang wird ja von Menschen gemacht. Hundertsechsunddreissig Minuten sollen nicht in sechs Jahre Geschichtsunterricht passen?

Ein wichtiger Mann in der “Nach Kaiser – vor Nazizeit” war der Herr von

Papen. Er war katholisch, mächtig und einer wichtigsten Männer, die Hitlers “Machtübernahme” ermöglicht haben. Auch der Mann, der den Nazis kurz nach der “Machtübergabe” zu einem Vertrag mit dem Vatikan verhalf. In der kurzen Zeit von sechs Monaten erreichte er die Auflösung der katholischen Partei “Zentrum”, und drei Tage später hatten die Nazis ein Konkordat mit dem Vatikan.

Konkordatsunterzeichnung in Rom. – Am 20. Juli 1933 wurde zwischen dem Deutschen Reich und dem Heiligen Stuhl in Rom das Reichskonkordat unterzeichnet. Von links nach rechts: Vizekanzler Franz von Papen, (2.v.l.) Kardinal Staatssekretär Eugenio Pacelli und Ministerialdirektor Dr. Buttmann während des Unterzeichnungsaktes. 25935-33 Foto aus dem Bundesarchiv.

Dieser Papen, der für die Nazis so viel erreicht hatte, nannte die Nazis die “Regierung der nationalen Erhebung”. In der BRD nennen wir es “Machtergreifung”, und Professor Heussi aus Jena nennt es 1957 die “ . . . nationalsozialistische Revolution.

Unter einer Revolution habe ich mir immer was ganz anderes vorgestellt, aber ich bin ja schließlich kein Kirchenprofessor. In seinem Kapitel “Die Kirche in der jüngsten Vergangenheit“ schreibt Heussi (Heussi, Seite 525):

In Deutschland traten im Ersten Weltkrieg die Katholiken, wie anderwärts , rückhaltlos für ihr Staatswesen ein . . . nach der Revolution von 1918 stellte sich der deutsche Katholizismus sehr rasch auf den Boden der neuen Tatsachen, also der Demokratie . . . in der neuen deutschen Republik hatte das “Zentrum” (die Partei der Katholiken) wichtige Ämter inne, von den Reichskanzlern gehörten Fehrenbach, Wirth, Marx und Brüning der Zentrumspartei an . . . Als voller Erfolg der katholischen Kirche konnten auch die verschiedenen Konkordate gebucht werden, das Konkordat mit Bayern 1924, der Abschluß des Vertrags mit Preußen 1929 (jährlich staatliche Dotation von 2,8 Mill. Reichsmark) . . . und die Erhebung der Bistümer Paderborn und Breslau zu Erzbistümern” . . .

Geld scheint also reichlich geflossen zu sein. Immerhin hat der “Heilige Stuhl” stark von der Inflation profitiert. Zwischen 1919 und 1930 errichtete man jährlich 12 bis 13 Klöster. “Ein voller Erfolg”. Die Anpassungsfähigkeit, “sich rasch auf den Boden der neuen Tatsachen (zu) stellen”, bewies die Kirche auch in Frankreich.

Professor Heussi: “In Frankreich nahm die Religion 1914 wie überall einen Aufschwung. Religion und Katholizismus flossen weithin zusammen. Das Verhältnis zum Staat gestaltete sich sofort freundlicher . . . ”. Der Weltkrieg begann, und der Katholizismus nahm seinen Aufschwung. Und nicht nur das, sondern . . . ”auch die finanzielle Lage der katholischen Kirche besserte sich (Stiftung zahlreicher Messen für lebende und tote Soldaten). Die siegreiche Beendigung des Krieges 1918 war zugleich ein Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ” (Seite 525 Heussi).

In dem Film “Im Westen nichts Neues” wird dieser Krieg gezeigt. Deutsche und französische Soldaten haben sich in einem Stellungskrieg gegenseitig abgeschlachtet, sind vergast und zerstückelt worden. Während die Generäle an der Heimatfront feierten, verhungerten die Völker auf beiden Seiten der Front. Die Vertreter Gottes auf Erden segneten die Waffen und die . . . ”Religion und der Katholizismus” nehmen einen “Aufschwung wie überall”. Als es endlich vorbei ist, da ist es auch ein “Triumph der Religion des Marschall Foch . . . ”. Na bitte.

Wo es sich so leicht gewinnt, warum sollten die Kirchen ernstlich gegen den Krieg sein? Im Fußvolk der Kirchen gibt es natürlich immer wieder welche, denen diese Haltung – diese Anpassungsfähigkeit – an jede politische Macht – nicht gefällt, die Kritik üben und gegen Kriegsvorbereitungen handeln, die die “Sinnlosigkeit” des Krieges anprangern. Aber die verstehen eben nichts vom Geschäft. Manchmal allerdings, wenn alles vorbei ist und auch eine neuer Anfang versucht wird, dann sind diese Kritiker doch zu etwas nütze. Wenn etwa – wie nach dem Zweiten Weltkrieg – das Ansehen der Kirche in der Öffentlichkeit gar zu schlecht ist, dann kramt der “Heilige Stuhl” sie hervor und zeigt sie herum. Dann sind diese Männer und Frauen, die Widerstand geleistet haben und dafür in den KZs der Nazis ermordet wurden, die Kirche “an sich”.

Heilige Bücher überall

Die hohe Geistlichkeit schließt Verträge und schweigt zwölf Jahre lang zu den Konzentrationslagern, zur Massenvernichtung, zum Überfall auf Polen usw.: Inzwischen steht es sogar im “Spiegel”, dass der Papst den hohen Nazis nach 1945 zur Flucht verholfen hat. (Spiegel vom 6. Februar 1984).

Im gut sortierten Autorenverzeichnis der Bibliothek der Katholischen Akademie suche ich vergeblich das Buch von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”. Das freut mich. Ich brauche es auch nicht. Einige Monate zuvor habe ich es schon gelesen und, mir sind bei Lesen fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Der Mann ist ein notorischer Kirchenhasser. Seine Lebensgeschichte gibt einen Hinweis darauf, daß er vielleicht alles ein wenig zu wörtlich genommen hat und jetzt enttäuscht ist. Wenn der Umschlagtext des Buches stimmt, dann ist er von Karmelitern und Franziskanern erzogen worden. Das sind keine Biersorten, sondern Mönchsorden. Anschließend hat er Theologie auf katholischen Hochschulen studiert.

Den Christen wirft er in seinem Buch vor, sie hätten das Neue Testament nie verwirklicht. In einer Einleitung bestreitet er den Absolutheitsanspruch des Heiligen Buches der christlichen Kirchen mit dem Hinweis darauf, daß alle nichtchristlichen Religionen ebenfalls mit diesem Anspruch auftreten. ”Schon der Israelit hört von Jesaja: Außer mir ist kein Gott. Der Mhanha-Buddhist bekennt von Buddha: Außer mir ist kein Heilsgang sicher. Das neue Testament fordert: Jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, und der Koran droht: Wenn jemand eine andre Religion sucht als den Islam, wird er in der jenseitigen Existenz zu den Verlorenen gehören”. Heilige Bücher überall. Insofern müsste die Bibel ein Buch sein wie jedes andre auch.

Doch nicht in der Bundesrepublik. Die 3 Tornados

Günter Thews. In einer Pause bei den Dreharbeiten zu dem Film: „Mit uns nicht mehr“. (dffb 1974). Günter war der Mann für den Ton. Foto Martin Streit.

(Günter Thews, Arnulf Rating, Holger Klotzbach) haben sich vor einigen Jahren über die “unbefleckte Empfängnis” der Jungfrau Maria lustig gemacht. CD Hülle erschienen bei Trikont. München. DIE DREI TORNADOS 1977 – 1988. (Vier CDs)

Pressefreiheit hin, Pressefreiheit her. Über Christen lacht man in der BRD nicht ungestraft. Die Jugendgewerkschaftszeitung >ran< veröffentlichte diese Veralberung. Die Christen im Lande waren beleidigt. Besonders beleidigt Frau Maria Weber aus dem Bundesvorstand des damaligen DGB. Chefredakteur (Dieter) Schmidt mußte gehen. (am 13. Dezember 1979)

Maria Weber blieb katholisch. Die Radiothek im WDR strahlte den Sketch aus. Kurz darauf wurde diese Jugendsendung eingestellt. Auch einen Prozeß hat es gegeben.

Horst Manfred Adloff und Franz Josef Spieker haben mit einem Kurzfilm “Die Wechsler im Tempel” ebenfalls die christlichen Kirchen angegriffen. Einer der wenigen Kurzfilme, die in der BRD verboten und unterdrückt wurden. In einem Kirchenverleih gibt es diesen Film nicht. Nur Leo Schönecker hat in seinem Filmkundlichen Archiv noch eine Kopie. Und das als “praktizierender Katholik”, wie mir stolz der Akademiedirektor Krems über soviel Liberalität berichtet. (Anmerkung 2018: Ob es das Filmarchiv von Leo Schönecker noch gibt, entzieht sich meiner Kenntnis)

Heilige Zahlen

Keine 40 Jahre ist es her, seit die Gaskammern der IG Farben und der Nazis für Juden geschlossen wurden. Doch in der Geschichte der Kirchen, in der die Judenverfolgung eine zentrale Rolle spielt, möchte niemand wahrhaben, dass es gerade christliche Bischöfe und Heilige waren, die im vierten Jahrhundert die ersten Synagogen anzündeten und den Besitz der Juden beschlagnahmten. 1391 unter der Führung des Erzbischofs von Martinez in Spanien wurden 4.000 Juden ermordet und mehr als 25.000 als Sklaven verkauft. Der Rest, der sich nicht zu Christus bekennen wollte, wurde auf Befehl des Erzbischofs erschlagen. Der Erzbischof wird die “Erlöse” kaum an die Armen verteilt haben.

Es ist eben Gottes Wille, dass es Arme und Reiche gibt, denen, die wenig haben, soll auch noch das genommen werden, denen, die viel haben, soll noch mehr gegeben werden”, lässt Jannik Hastrup seinen “Geschichtsbuch” Bischof reden. Für die Gegenwart ist festzustellen, dass Kirchen an einem Bild von sich interessiert sind, in denen die Armut gepriesen wird und die >Beutelschneider< angeprangert werden.

Der Stadtjugenddiakon von Hannover, Kurt Brylla und sein katholischer Kollege, der Probst Rumold Küchenmeister aus Kiel regen sich 1983 darüber auf, dass in den “Far out “ – Discos der Sanyassin den Jugendlichen das Geld aus der Tasche gezogen wird, “damit”, vermutet der Probst aus Kiel, “Bhagwan sich einen weiteren Roll’s Royce zulegen kann”. Da witzelt die Zeitschrift >Titanic<: ”Und der Papst muss immer noch auf den Knien über die Landebahn rutschen. Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel. Wir schreien nicht mit. Titanic”.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezifferte man das päpstliche Kapitalvermögen auf zwei Milliarden 120 Millionen Lire. Es war damals ungefähr sechsmal größer als das größte deutsche Vermögen, das von Krupp. (Deschner, Seite 428) .

Das Unternehmen trägt den Namen “Peterspfennig”. Das Unternehmen Peterspfennig ist in den USA recht einträglich. Sind es im Jahre 1924 noch 700.000 Dollar, so sind es Jahre 1957 schon 120 Millionen Dollar “Peterspfennige”, die in den Vatikan überwiesen werden. Ein Tauschbeleg aus Lissabon. Die Bank heißt “Banco Spirito y Comercio”! Etwa “Heiliger Geist und Handel”. Der Heilige Stuhl ist mit Aktien beteiligt. Wer Heiligen Geist und Handel für einen Widerspruch hält, der ist Opfer der Kirchenpropaganda geworden. In den USA gibt es einen Stahlkonzern mit dem beziehungsreichen Namen “Bethlehem Steel”. Der Vatikan und die Jesuiten besitzen große Mengen Aktien dieser Bethlehem Steel.

Vor über 25 Jahren wurde der Gesamtaktienbesitz (1958) auf etwa 50 Milliarden Mark geschätzt. Weniger wird es kaum geworden sein. In der BRD ist der Vatikan an Bayer, BASF, BMW, BBC, VDM, Mannesmann, Siemens u.a. beteiligt. Der Börsenbericht sollte eigentlich ergänzt werden.

Etwa so Welt vom 28. Februar 1984:

Bethlehem Steel 66, General Motors 184, BMW 415, BASF 166, VW 210, Vatikan AG 690

Wen wundert es noch, dass die Päpste für die Erhaltung “dieser Ordnung” sind. Pius der zwölfte schreibt am 1. November 1939 an die Bischöfe der USA, aus denen der Vatikan in dieser Zeit seine höchsten Einnahmen bezieht: ”Die Erinnerung an jedes Zeitalter bezeugt, dass es immer Arme und Reiche gegeben hat; und dass dies auch immer so sein wird, lässt die unabänderliche Beschaffenheit der menschlichen Dinge voraussehen . . . Gott, der in höchster Güte für alles sorgt, hat bestimmt, dass es zur Ausübung der Tugend und der Erprobung der menschlichen Verdienste in der Welt Arme und Reiche geben soll . . . ”.

Aber die “Theologie der Befreiung” in Lateinamerika? Viele katholische Bischöfe und Geistliche unterstützen aktiv Befreiungsbewegungen und bekämpfen Militärregierungen. Leider ist nicht zu übersehen, dass die “Mutterorganisationen” in Europa gar nicht auf der Seite stehen, die sich Mord, Ausbeutung und Unterdrückung nicht länger gefallen lassen wollen. Papst Paul der sechste zeichnete den Botschafter Pinochets mit einer hohen Auszeichnung nach dem gelungenen Militärputsch aus.

Im Mittelalter war das alles anders. Da zogen die Päpste selbst auf Sklavenfang aus, verteilten für den Sklavenfang Erlaubnisscheine an die Herrscher von Spanien und Portugal. In dem Erlaubnisschein, genannt “Romanus Pontifex” schrieb Papst Nikolaus der fünfte 1454 an Königin Isabella von Spanien, dass alle unterworfenen Völker versklavt werden können. Königin Isabella bedankte sich bei Papst Innozenz dem achten mit einer großen Anzahl von Sklaven.

Paul der dritte erlaubte nun auch den eigenen Angestellten den Fang von “beseelten Werkzeugen”. Unter Theologen wurde ernsthaft das Problem diskutiert, ob ein Taschenspiegel ein gerechter Preis für einen Schwarzen sei. Die Jesuiten hatten um 1670 im Kongo noch 12.000 Sklaven, die Päpste im Vatikan hatten noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert Sklaven. Die Benediktiner – sie haben diesen hervorragenden Likör erfunden >Benediktin DOM< – hatten in Brasilien noch 1864 Sklaven.

Die christlichen Kirchen hätten alle Gründe für eine Art von Wiedergutmachung. Es wäre doch zu überlegen, ob sie die Wiedergutmachung aus den Schätzen finanzieren sollten, die sie sich im Laufe der Geschichte gerade in den Ländern der Dritten Welt zusammengeräubert haben, anstatt die Wiedergutmachung dem Kirchenfußvolk zu überlassen.

Kehren wir zurück in die Bundesrepublik – ins Erzbistum Paderborn mit seiner hervorragenden Akademie.

Im deutschen Reich gab es den KDF- Wagen. Leider konnten nur wenige zivile Fahrzeuge das Fließband verlassen, und für zivile Zwecke war er ja auch nicht gedacht. Als Militärfahrzeug sollte er über die neuen Autobahnen rollen. Nach dem Krieg gab es dann den Käfer in seinem Siegeszug um die ganze Welt. VW gründete Zweigwerke in befreundeten Staaten: VW do Brasil, VW of South Africa. 1957 hatten sich die Kirchen wieder erholt. Orden wurden wieder verteilt. Einer der Ordensverteiler: Der Erzbischof von Paderborn. Er zeichnete aus:

DIE RITTER VOM HEILIGEN GRAB.

Ein Ritter: der damalige Generaldirektor von VW. Nichts besonderes an sich. Schon der Kaiser und Hitler hatten die >Industriekapitäne< mit Orden behängt. Doch der Erzbischof erinnerte in seiner Rede an die alten Traditionen und führte aus . . . ”dass dem Orden die Ideale der Kreuzzüge zugrunde liegen, die in neuzeitlicher Form erfüllt werden müssten . . . ” (Die Welt vom 3. Mai 1957).

Ein gutes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit der Kirchen in >neuzeitlicher Form< ist auch der Kardinal Faulhaber aus München.

1939 ein Dankgottesdienst nach dem mißglückten Atttentat auf Hitler.

1941 (nach dem Überfall auf die UdSSR) ein Glückwunschtelegramm an den Führer. ”Mit Genugtuung verfolgen wird den Kampf gegen die Macht des Bolschewismus.”

1944 (nach dem ebenfalls missglückten Attentat auf Hitler) eine persönliche Gratulation zu Hitlers >Errettung< und ein

TE DEUM in der Münchner Frauenkirche und am:

12. Mai 1945 der erste Katholik, der gegenüber einer amerikanischen Journalistin als erster aussprechen durfte, was schon immer seine Meinung war. Er griff in heftigster Weise das Hitlerregime an und meinte:

Der Nazismus darf nicht wieder aufleben.” Eben.

In Dieter Fortes Theaterstück: Martin Luther, Thomas Münzer oder die Einführung der Buchhaltung gibt es am Ende einen Witz. Ein Berater jüdischen Glaubens des Papstes erzählt ihn.

Bibbiena: Moischele steht vor a Kirche

Tate, was is dos fü a Haus mit dem hohen Turm?

Moischele, das ist a Kirche.

Was is a Kirche?

Nun, die goim sagen, da wohnt der liebe Gott

Aber Tate, der liebe Gott wohnt doch im Himmel.

Sollst recht haben, wohnen tut er im Himmel, aber do drinnen hat er sein Geschäft.”

Der Literaturanhang ist leider abhanden gekommen. Auch das Original Schreibmaschinen Skript ist im Laufe der vielen Umzüge verloren gegangen.

So ist nur die Taz Druck Version übrig geblieben. Leider hat die Taz mit der Digitalisierung der Drucktexte erst später begonnen (September 1986). Deswegen hat es ein wenig gedauert mit der erneuten Erfassung meines Artikels. Auch sind einige Kürzungen im Text vorgenommen worden, die ich mit dem damaligen Redakteur vereinbart hatte. Erschienen ist der Artikel in der Ausgabe der:

Taz vom Donnerstag, d. 16. Januar 1986.

Ich glaube der damalige taz Redakteur, der den Artikel vorsichtig überarbeitet und bebildert hat, war Arno Widmann. Vielleicht erinnert er sich ja.

Alf Mayer, der den  Artikel in der letzten Ausgabe von Medium  veröffentlichen wollte, hatte sich leider 1996 nicht bei mir gemeldet. Ich weiss auch nicht, ob er 1996 noch bei dem Unternehmen gearbeitet hat.

In der Druckversion sind noch drei Fotos abgedruckt. Auf Seite 10 oben: Die Unterzeichnung des Reichskonkordats am 20. Juli 1933 in Berlin durch Vizekanzler Papen (zweiter von links) und den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Pacelli, den späteren Papst Pius XII.

Ein zweites Foto im Hochformat zeigt 77 liegende junge Männer, die sich der Kirche ergeben und sich am Himmelfahrtstag 1984 von Papst Paul II im Petersdom zu Priestern weihen lassen.

Auf der zweiten Seite (Seite 11) ein Foto von dem 87. Deutschen Katholikentag in Düsseldorf vom 1. – 5. September 1982. Es singen von links nach rechts: Oberbürgermeister Küsten, Kardinal Höffner, Primas Glemp aus Polen und der bayrische Kultusminister Hans Meier.

Auszüge dieses Textes sind erschienen in der Zeitschrift Transatlantik

Die meisten Zitate sind aus den Büchern:

von Karl Heinz Deschner . . . ”Abermals krähte der Hahn”.

und Prof. Heussi: Kirchengeschichte (Ausgabe von 1957)

Dieter Forte: Martin Luther, Thomas Münzer und die Erfindung der Buchhaltung, Wagenbach Verlag. Berlin 1971

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Auf der Suche nach Ilse Kramp – Ilse Kubaschewski und ihrem Ru-To-Li

Ilse Kramp und Hans Wilhelm Kubaschewski: Wikipedia schreibt: (16. November 2020) Ilse Kramp: Die Tochter eines Postbeamten und einer Begleitmusikerin für Stummfilme besuchte das Schiller-Lyzeum und die höhere Handelsschule in Berlin. Sie wurde 1931 Stenotypistin beim Siegel-Monopol-Filmverleih und brachte es bis zur Disponentin. Später wurde sie Teilhaberin eines Berliner Kinos und schloss 1938 die Ehe mit dem Filmkaufmann und UFA Filialleiter Hans Wilhelm Kubaschewski. Ab 1945 lebte sie in München und übernahm mit Partner Luggi Waldleitner die Kurlichtspiele in Oberstorf. 1949 gründete sie mit einem Bankkredit von 30.000 Mark zusammen mit Waldleitner in München die Gloria-Film GmbH und die Gloria-Film GmbH & Co. Filmverleih KG.

Während der Zeit des deutschen Kinowunders dominierte ihre Firma in Deutschland weitgehend das Verleihgeschäft, erst in den sechziger Jahren wurde sie von der Constantin Film überholt. Ilse Kubaschewski war zeitweilig alleinige Deutschland-Vertreterin der Republic Pictures International und von 1953 bis 1962 auch Inhaberin der Produktionsfirma KG DIVINA-FILM GmbH & Co. (ursprünglich Diana-Film) mit dem Divina-Studio Baldham. Sie erbaute den Gloria-Filmpalast in München, der am 28. August 1956 eröffnet wurde. „Kubas“ Gloria-Bälle waren in den 50er und 60er Jahren in München ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis.

Was den Inhalt der Filme betraf, bevorzugte Ilse Kubaschewski lange Zeit Heimatfilme wie Schwarzwaldmädel und Grün ist die Heide oder zu Herzen gehende Lebensschicksale wie Die Trapp-Familie. Sympathische Hauptfiguren, viel Musik und ein Happy End hielt sie, wie sie einer Illustrierten erklärte, für unentbehrlich. Die Wende des Publikumsgeschmacks in den sechziger Jahren zu mehr Sex und Gewalt sowie das Aufkommen des Neuen Deutschen Films entsprachen nicht ihren Vorstellungen. 1974 verkaufte sie den Mehrheitsanteil des Filmverleihs an Barny Bernard und betrieb nur noch den Gloria-Filmpalast. In den 80er Jahren zog sie sich an den Starnberger See zurück. Im Jahr 1994 errichtete sie die Ilse Kubaschewski Stiftung, die zum einen in Not geratene Künstler unterstützt und sich zum anderen um eine humane Pflege im Alter bemüht. Ihre Grabstätte befindet sich auf dem Münchner Waldfriedhof.“

Hans Wilhelm Kubaschewski „1945 wurde Hans Wilhelm Kubaschewski in München Berater der Amerikanischen Militärregierung. US Sergeant Walter Klinger (1912–2003) nahm ihn in den Amerikanischen Film Verleih auf, der später in Allgemeiner Filmverleih unbenannt wurde. Dadurch konnte er unter anderem die Alliierten davon überzeugen, seiner Frau, die eine der ersten Verleiher-Lizenzen nach dem Krieg bekam, die Verleihrechte an 11 UFA-Erfolgsfilmen aus der NS-Zeit (vor allem mit Zarah Leander und Marika Rökk) zu überlassen, die selbst nach dem Krieg noch mehr einspielten als amerikanische oder französische Neuimporte. Von 1950 bis 1959 war Kubaschewski Direktor von Warner Bros in Deutschland.

PDF Abschrift Leserbriefe Daum + Fischer

In dieser Eigenschaft war er unter anderem verantwortlich für die deutsche Synchronisation des Filmes Casablanca, der in einer gekürzten Version 1952 in die deutschen Kinos gelangte. In dieser Fassung ist der Major Strasser herausgeschnitten und aus dem Widerstandskämpfer ist ein Strahlenforscher geworden. Erst einige Jahre später gibt es eine vollständige deutsche Synchronisation. 1959 wechselte er als Vorstandsmitglied zur Bavaria Filmgesellschaft, wo er zeitweilig alleiniger Vorstand war. Kubaschewski litt durch eine Erkrankung an einer Sprachlähmung und starb im Alter von 54 Jahren. Beigesetzt wurde er am Münchner Waldfriedhof.“

Hinweise zu einem Leserbrief von dem Filmkritiker Kurt Joachim Fischer an die Neue Zeitung (München). Die Neue Zeitung wurde von der Amerikanischen Militärregierung lizensiert und erschien später als Süddeutsche Zeitung. Der Filmkritiker Kurt Joachim Fischer hatte in einer Vorführung die deutsche Synchronfassung von ‚Casablanca‘ von Michael Curtiz gesehen und sich darüber gewundert, warum der Film um 25 Minuten gekürzt wurde. Er schrieb daraufhin einen Brief an den Filmverleih ‚Warner Bros‘ in Frankfurt und hatte nachgefragt, warum der Film gekürzt wurde. Die Firma Warner Bros ließ über ihren Geschäftsführer (Hans Wilhelm Kubaschewski) mitteilen, welche Beweggründe die Firma Warner Bros dafür gehabt hatte. Kurt Joachim Fischer war über die Antwort des Verleihs so empört, dass er einen Leserbrief an die Neue Zeitung (Vorgänger der Süddeutschen Zeitung) geschickt hat, in dem er aus der Antwort des Verleihs zitiert hat.

Das Zitat ist es wert, hier noch einmal präsentiert zu werden: „. . . Ich erhielt von (Warner Bros) folgende Antwort:

„Der Film ‚Casablanca‘ wurde im Jahre 1942 gedreht, und da er in seiner Originalfassung nicht mehr zeitgemäß und nicht zur Vorführung in Deutschland geeignet war, haben wir bei der Synchronisation des Filmes verschiedene Schnitte bzw. Änderungen vorgenommen, bevor der Film der Freiwilligen Selbstkontrolle vorgelegt wurde. Da ‚Casablanca‘ zu einem der eindrucksvollsten Bergmann Filme gehört, wollten wir diesen Film dem deutschen Publikum nicht vorenthalten und haben uns deshalb zu dieser deutschen Neufassung entschlossen“. Warner Bros. (Hans Wilhelm Kubaschewski)

(PS: Der Leserbrief von Kurt Joachim Fischer unter der Überschrift „Conrad Veidt wurde herausgeschnitten“ erschien in der Wochenendausgabe vom 24/25. Januar 1953, auf Seite 5 in der Rubrik „Briefe an die Redaktion“.

Hans Wilhelm Kubaschewski

Nachtrag Fundstück Hans Wilhelm Kubaschewski:

Auf Seite 46 des Buches von Klaus Kreimeier (Kino und Filmindustrie in der BRD – Ideologie und Klassenwirklichkeit nach 1945, erschienen 1973 im Scriptor Taschenbuchverlag) steht: “Erstaunliche Karrieren zeichneten sich ab. Zu den Vertrauten der amerikanischen Militärbehörden gehörte Hans W. Kubaschewski, der schon vor dem Kriege mit Filmverleihern der USA verbunden war. Dann hatte er den Posten des Berliner Filialleiters der faschistischen Deutschen Film-Vertriebs-GmbH bekleidet, die zur UFA gehörte. Zusammen mit einem gewissen Walter Klinger aus Hollywood verlieh Kubaschewski nach 1945 die ersten Filme, vor allem Reprisen aus der Produktion vergangener Jahre. Der erzielte Gewinn ging in die Millionen. Kubaschewski war klug genug, sich nicht selber einen Filmverleih aufzubauen. Das tat seine Frau. Er, mit seinen guten Verbindungen zu den Amerikanern, knüpfte die Beziehungen und gab die richtigen Tips. Später wurde er der Verantwortliche des Warner-Brothers-Verleih und dann, von 1959 bis zu seinem Tode, Direktor der Bavaria in München. Ilse Kubaschewskis Gloria Verleih entwickelte sich zu einem der größten Verleihfirmen in Westdeutschland. Die Spezialität dieser Firma waren viele Jahre hindurch minderwertige Heimatfilme” (17).

Wer unter der Nummer 17 des ersten Kapitels nachsieht, um herauszufinden, wer diese Sätze wo geschrieben hat, wird vom Autor Klaus Kreimeier in die Irre geführt. Dort verzeichnet unter Nummer 17: “Statistik bei Pleyer a.a.O. S. 26.f. (Peter Pleyer, Deutscher Nachkriegsfilm 1946 – 1948, Münster 1965) “Nun befindet sich das Buch von Peter Pleyer nicht in jedem Deutschen Haushalt. Aber in meinem. Und damit kommt an den Tag, warum mein ehemaliger Dozent an der dffb leider die Quelle vergessen hat und wer diese Sätze in Wahrheit geschrieben hat. Peter Pleyer war es jedenfalls nicht. Aber ich kann Klaus Kreimeier helfen. (Von Meyer zu Kreimeier): Die Sätze stehen in dem Buch von Horst Knietzsch “Film gestern und heute“ und es ist erschienen im Urania Verlag in Berlin. Es ist die 3. Auflage vom 31. August 1967, die mir zur Verfügung steht. Immerhin mit einer Gesamtauflage von 65 Tausend Stück. Doch im falschen Berlin erschienen und damit unzitierbar für einen, der Dozent an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin bleiben will.

Ein gewisses Verständnis kann ich entwickeln, nachdem ich den Vortext von Horst Knietzsch zur Einleitung des Kapitels: “XVI Der westdeutsche Film zwischen Kunst und Kasse“ gelesen hatte. Dort steht- Zitat: “Im Gegensatz zur Filmindustrie in der Deutschen Demokratischen Republik, die in die Hände des Volkes gelegt wurde, nahm die westdeutsche Filmwirtschaft erneut Kurs auf eine kapitalistische Entwicklung und stellte sich im wesentlichen in den Dienst der herrschenden bürgerlichen Klasse.“ (Horst Knietzsch)-. Wie einfach doch die Welt sein kann. Und das kann ich mir, als einfacher Mensch, auch richtig gut vorstellen wie die Filmindustrie in der DDR in die „Hände des Volkes gelegt wurde“.

Dennoch zieht Klaus Kreimeier seine Schlüsse: “Die Biographie (von llse Kubaschewski, geb. Kramp), veranschaulicht die Komplizenschaft zwischen Imperialismus und nationaler Bourgeoisie im Bereich der Kulturindustrie – auch die strategische Rolle, die besonders reaktionäre, ehemals dem NS-Staat ergebene Kapitalisten im Zuge der Kolonialisierung der deutschen Märkte durch die US-Monopole übernehmen, und schließlich das Pfründensystem, das ihre Lakaiendienste belohnt. Die alliierte Verfügung, das gesamte reichseigene Filmvermögen – und damit auch die faschistische UFA – aufzulösen, wird von den deutschen Behörden formal befolgt und faktisch hintertrieben. Kreimeier hat alles richtig gemacht. Nur der Urheber des zitierten Textes ist ihm aus Versehen weggerutscht.

Literatur: Erich Scheibmayr: Letzte Heimat: Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen 1784-1984, Scheibmayr, München 1989, Wolfgang Becker: Film und Herrschaft. Zur politischen Ökonomie des NS-Filmes, Band 1, Verlag Volker Spiess, Berlin 1973. Jürgen Spiker: Film und Kapital, Verlag Volker Spiess Berlin. Hans Helmut Prinzler, CHRONIK DES DEUTSCHEN FILMS 1895 – 1994, Verlag J. B. Metzler, Stuttgart Weimar 1995. Klaus Kreimeier, Kino und Filmindustrie in der BRD, Scriptor Verlag 1973, Horst Knietzsch, FILM gestern und heute, Urania Verlag Berlin (Ost), 3. Auflage (Seite 264), Klaus Kreimeier, Die UFA Story Geschichte eines Filmkonzerns, Carl Hanser Verlag 1992, Aljean Harmetz, Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen, Wie Casablanca gemacht wurde. Berlin Verlag 2001. Peter Pleyer, DEUTSCHER NACHKRIEGSFILM 1946 -1948, Verlag C. J. Fahle, Münster 1065, Online Archive of California: Klinger, Walter A. Papers. Ilse Kubaschewski: Det greift ans Herz. In: DER SPIEGEL 4/1957. Jennifer M. Kapczynski, Michael David Richardson (Hrsg.): A New History of German Cinema. Boydell & Brewer, 2012 (S. 329) Tim Bergfelder: International Adventures: German Popular Cinema and European Coproductions in the 1960s. Berghahn Books, 2005 (S. 75) Hans W. Kubaschewski. In: DER SPIEGEL 19/1959. Hans Wilhelm Kubaschewski In: DER SPIEGEL 50/1961.Spiegel: Ilse Kubaschewski. Hamburg April 1957, S. 38–44.

PDF Spiegel Januar 1957 Kubaschewski

KurtJoachimFischerWarnerbros

LeserbriefNeueZeitung

Foto von Clemens Franz. Berlin Rudow Prierosser Str. 32, bis Februar 1950 hiess die Strasse Bendastr. 32. Das Ru-To-Li Kino befand sich im Anbau (rechts)
Tier

Casablanca Bausteine zur Fälschung (II)

PDF Abschrift Leserbriefe Daum + Fischer

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PDF HeinzUngureitCasablanca

Casablanca ohne Nazis (Die Fälschung von 1952)

Auftraggeber für die Casablanca Fälschung, die 1952 in den deutschen Verleih kam, ist die Firma Warner Brothers. Ihr deutscher “Generaldirektor“, wie er sich nennen liess, war Hans Wilhelm Kubaschewski (1907 – 1961). Er war seit 1938 mit Ilse Kubaschewski. geb. Kramp verheiratet. Über seine Motive, diese deutsche Fassung von Casablanca herzustellen zu lassen und zu verbreiten, können wir heute nur spekulieren. Es hat ihn zu Lebzeiten keiner gefragt. Jedenfalls hat Hans Wilhelm Kubaschewski bis Kriegsende, der an hoher Position bei Goebbels UFA beschäftigt war, seine Geschäftspost mit Heil Hitler unterzeichnet. Dazu ein Zitat: Zu den Vertrauten der amerikanischen Militärbehörden gehörte Hans W. (Wilhelm) Kubaschewski, der schon vor dem Kriege mit Filmverleihern der USA verbunden war. Dann hatte er den Posten des Berliner Filialleiters der faschistischen Deutschen Film-Vertriebs-GmbH bekleidet, die zur UFA gehörte. Zusammen mit einem gewissen Walter Klinger aus Hollywood verlieh Kubaschewski nach 1945 die ersten Filme, vor allem Reprisen aus der Produktion vergangener Jahre. Der erzielte Gewinn ging in die Millionen. Kubaschewski war klug genug, sich nicht selber einen Filmverleih aufzubauen. Das tat seine Frau. Er mit den guten Verbindungen zu den Amerikanern, knüpfte die Beziehungen und gab die richtigen Tips. Später wurde er der Verantwortliche des Warner-Brothers-Verleih und dann, von 1959 bis zu seinem Tode, Direktor der Bavaria in München. Ilse Kubaschewskis Gloria-Verleih entwickelte sich zu einer der größten Verleihfirmen in Westdeutschland. Die Spezialität dieser Firma waren viele Jahre hindurch minderwertige Heimatfilme“. (Seite 264 in Horst Knietzsch, Film-gestern und heute, Urania Verlag Berlin (Ost), 3. Auflage vom 31.08. 1967)

Das hätte (wenn die Sache richtig gelaufen wäre), alles schon in dem Buch von Peter Pleyer, Deutscher Nachkriegsfilm 1946-1948 (erschienen in Münster 1965) stehen können. Tat es aber nicht. Die Mauer zwischen Ost und West hat offensichtlich auch bei den westdeutschen Filmhistorikern zu einem Brett vor dem Kopf geführt und so wurde Horst Knietzsch, Film – Gestern und heute, Berlin (DDR) 1967, (S. 264) nur von Dr. Klaus Kreimeier, Kino und Filmindustrie in der BRD, Scriptor Verlag, Kronberg Ts, 1973 zitiert und das auch nur einmal und auch nur, ohne den Autor zu nennen. In dem Ufa Buch von Klaus Kreimeier (erschienen im Carl Hanser Verlag) fehlt das entsprechende Zitat. In der westdeutschen Filmliteratur finden sich ebenfalls Hinweise auf Hans Kubaschewski und seine zweite Karriere in der BRD.

Allerdings nur in einer Fußnote (sehr klein gedruckt) in dem Buch von Georg Roeber und Gerhard Jacobi, Handbuch der filmwirtschaftlichen Medienbereiche“, Verlag Dokumentation, Pullach bei München 1973. (Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministerums des Innern) und zwar auf: Seite 11, Fußnote 168: “Die ursprüngliche Bezeichnung war „Amerikanischer Filmverleih“. Der amerikanische Leiter war Sgt. Klinger (früher Wien); ihm stand Hans Kubaschewski Bezirksvertreter der Deutschen Filmvertriebsgesellschaft in Berlin) als Deutscher zur Seite. Kubaschewski wurde später Deutschland-Chef des Warner Brothers-Filmverleih und war anschließend Geschäftsführer der reprivatisierten Bavaria Filmkunst.“Seite 111: Fußnoten “Im 2. Abschnitt: “Das Besatzungsregime” (1973!!)b) Verleih: Um den im Lizensierungsverfahren fallweise wieder geöffneten Filmtheatern Filme zuzuführen (167), wurde bei Information Control Division auf dem Bavaria-Gelände eine eigene Verleihorganisation unter der Bezeichnung ”Allgemeiner Filmverleih” (AFI) (168) gegründet. Über die nach Abzug der Vertriebsausgaben verbliebenen Auswertungserlöse verfügte OMGUS Berlin (Anmerkung 170).“Die Auszahlung der Produzentenanteile an die Hersteller solcher Filme blieb einem späterern Zeitpunkt überlassen.“ (Anmerkung 171). Warum die Autoren Dr. Georg Roeber und Gerhard Jacobi diese wichtige Information in den Fußnoten verstecken und die Militärregierung 1973 als „Besatzungsregime“ bezeichnen, hat viel mit ihrer eigenen Biografie zu tun.

Biografie: Sergeant Walter Klinger geb. 12. Mai 1912 in Wien, geflüchtet in die USA, Vater: Adolf Klinger, Mutter: Julias Bellak Klinger 1929 bei Warner Broth später bei Metro Goldwyn Mayer Wien/Berlin. Später in Wien (?) in der Werbeabteilung von Warner. Am 22. September 1935 Heirat mit Hertha Bley Wien. (Im März 1938 marschiert die Deutsche Reichswehr in Österreich ein , sie nennen es Anschluss). Ehepaar Klinger flieht im Juni 1938 in die USA. 1941 Einbürgerung. Kam 1945 als Sergeant der US Army zurück nach Deutschland. Filmoffizier. Zusammenarbeit mit Hans Wilhelm Kubaschewski, den er vor 1933 in Deutschland kennengelernt hatte. Gründung des “Amerikanischer Filmverleih“ (später Allgemeiner Filmverleih genannt: Gestorben am 15. März 2003 Camarillo/California. Die beigefügte PDF Biografie hat er selbst geschrieben und ins Internet gestellt. Seine Zeit in Deutschland nach dem Krieg beschreibt er nur unvollständig.

(Zeichen 2.733)

Abschrift aus der „Die Neue Zeitung“ 7. Januar 1953 (Nr. 5. auf Seite 5) „Briefe an die ‚Redaktion“ Die Synchronisation war minderwertig Ihre Kritik des Filmes »Casablanca« ( Ingrid Bergman, Bogart) bedeutete eine schlechte Note für die Künstler, die diesen Film schufen. Dies ist ― von ihnen sicher ungewollt ― eine Ungerechtigkeit, weil nämlich der Originalfilm von dem in Deutschland gezeigten Streifen erheblich abweicht und fast in jeder Hinsicht gut ist. Bezüglich der deutschen Fassung gehe ich mit ihrer Kritik in weitem Ausmaß einig, man müßte jedoch nicht den Film sondern die Synchronisation „verreißen“. Ganz offensichtlich haben die Synchronisatoren Angst gehabt, die ursprüngliche Fassung zu bringen. Da nämlich dieser Film eine ausgesprochen propagandistische Tendenz aufweist und wahrscheinlich noch vor dem Kriegsende gedreht wurde, kann man über seine Eignung für den deutschen Markt sehr geteilter Meinung sein. Gerade die Szenen, welche dem Film den berühmten roten Faden geben, sind herausgeschnitten, was übriggeblieben ist, ist tatsächlich nicht einmal ein Torso, sonder eine Verballhornung und ein Mißbrauch großen Namen und angesehener Künstler.Sicherlich ist der Film heute in seiner ursprünglichen Form überaltert, wahrscheinlich sogar deplaciert. Er bot aber seinerzeit ein gutes Beispiel unaufdringlicher Propaganda gegen einen Feind der Menschheit ― den Terror. Man müßte also eigentlich den Kritikern neben der synchronisierten die Originalfassung zeigen. Dr. Helmut Daum Freiburg

»Die Neue Zeitung« vom 24./25. Januar 1953, Seite 5 Briefe an die Redaktion Conrad Veidt wurde herausgeschnitten Zu dem Leserbrief „Die Synchronisation war minderwertig“ (Nr. 5) möchte ich darauf hinweisen, daß es ohne weiteres möglich gewesen wäre, den Bergman-Bogart-Film in seiner ursprünglichen Form auch in Deutschland zu bringen.. Die deutsche Fassung weist sehr starke Striche auf. So ist beispielsweise die Rolle des Conrad Veidt, der einen deutschen Offizier spielt, völlig herausgeschnitten und dem Film auf diese Weise vollkommen das dramaturgische Salz genommen worden. Ich habe, als ich die deutsche Fassung sah, an die Verleihfirma geschrieben und gefragt, warum dies geschehen sei. Ich erhielt von ihr folgende Antwort: “ . . . Der Film »Casablanca« wurde im Jahre 1942 gedreht, und da er in seiner Originalfassung nicht mehr zeitgemäß und nicht zur Vorführung in Deutschland geeignet war, haben wie bei der Synchronisation des Filmes verschiedene Schnitte vorgenommen, bevor der Film der Freiwilligen Selbstkontrolle vorgelegt wurde. Da »Casablanca« zu einem der eindrucksvollsten Bergman-Filme gehört, wollten wie diesen Film dem deutschen Publikum nicht vorenthalten und haben uns deshalb zu dieser deutschen Neufassung entschlossen.“ Die Haltung der Verleihfirma in Ehren ― aber unter diesem Umständen sollte sie lieber auf die Vorführung des Filmes verzichten. Ich glaube, es ist kein guter Dienst am deutschen Filmpublikum, wenn man es in dieser Weise unterschätzt.“ Dr. Kurt Joachim Fischer, Heidelberg. Die beiden Briefe aus »Die Neue Zeitung« verdanken wir dem Altarchiv des Deutschen Bundestages aus Bonn. Herbert Fleischhauer hat sie gefunden.

PDF Schriften der Reichsfilmkammer

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