Black Box Kino Monopoly 10. November 1988

pdf Kino Monopoly

UFA Organisation des Verkaufsgeschäftes 27. Juli 1938

Abschrift: LBB vom 27. Juli 1938 Beilage zu NR. 174 (31. Jahrgang)

Die Organisation des Verkaufsgeschäfts der Ufa

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pdfAbschrift-LBB-vom-27-Juli-1938

Die Leitung

Dr. Kalbus und Dir. Zimmermann, geschäftsführende Direktoren der Ufa-Filmverleih G. m. b. H.: Dir. Meydam und Dir. Kuhnert, Vorstandsmitglieder der Universum Film A.-G.

Die Verkaufskräfte

Zentrale

Spielfilm-Vertrieb.

Sachbearbeiter: Dr. Künzig für Zentrale sowie die Geschäftsstellen Berlin, Düsseldorf und Wien, ferner für Zentrale sowie die Geschäftsstellen Hamburg, Frankfurt a. M. und München.

Kulturfilm Vertrieb.-

Leitung: Dr. Künzig; Nichtgewerbliche Spielstellen: Dr. Strohm (Verkauf), Paul Hapke (Verleih-Disposition); Spielzeugfilm: Bernard Brosterhues (Verkauf).

Weitere Büros.-

Kontrollbüro und Statistik: Walter Kühne; Bestellbüro: Frl. Margarete Bartels ; Disposition (Reservematerial): Frau Lotte Haube; Versand Abtlg. Tempelhof: Leitung Gustav Kluche; Hauptbuchhhaltung (Verleih): Kurt Müller; Verleih-Theaterkontrolle: Willy Killian; Technischer Kundendienst: Leo von Weiher.

Geschäftsstelle Berlin

Filialleiter: Hans Kubaschewski; Filialleiter-Assistent: Heinz Steckel. Reisevertreter Berlin: Hermann Hohmann (Berlin Stadt I) Lothar Bruns (Berlin Stadt II); Georg Rückert (Brandenburg und Pommern), Rudolf Jaeger (Ostpreußen); Hans Büttner (Schlesien); Rudolph Ernst (Mitteldeutschland I), Heinz Krüger (Mitteldeutschland II); Paul Bucher (Mitteldeutschland III); Buchhaltungsvorstand: Bruno Sallin- – Disposition: Frl. Edith David (Berlin Stadt I), Günther Kuhlwein (Berlin Stadt II), Fritz Wiedenhöft (Mitteldeutschland II);, Gustav Rücker (Mitteldeutschland I sowie alle Ufa-Theater ausgenommen Berlin Stadt); Fritz Wiedenhöft (Mitteldeutschland II); Joachim Fiedler (Mitteldeutschland III); Walter Sonnenburg (Mitteldeutschland IV); Frl. Else Bartholomäus (Ostpreußen und die östliche Hälfte von Pommern); Frau Frieda Heinrich (Teilbezirk Brandenburg und Teilbezirk der westlichen Hälfte von Pommern); Willy Langkammer (Teilbezirk Brandenburg und Teilbezirk der vwestlichen Hälfte von Pommern); Frl. Barbara Meyer (Schlesien I und nördlicher Teil Schlesiens einschl. Breslau), Bruno Kicherer (Schlesien II. südlicher Teil Schlesiens); Hans Joessel (Wochenschau); Paul Hapke (Nichtgewerbliche Spielstellen). – Lagerverwaltung und Expedition: Gustav Kluche. – Reklameverwaltung: Karl Meier.

Geschäftsstelle Hamburg

Filialleiter: Maximilian Fels; Filialleiter-Assistent: Kurt Kaelber; Reisevertreter: Walter Florian (Zonen I – X); Theodor Lange (Zonen IX und X ); Buchhaltungsvorstand: Karl Löwer.- Disposition: Louis Bodeck (Zonen I—IV); Frl. Gertrud Kempe (Zonen VII bis X links der Elbe), Frl. Marie Rubbert (Zonen VII- X rechts der Elbe und nichtgewerbliche Spielstellen); Gottlieb Bartels (Wochenschau)- Lagerverwaltung und Expedition: Wilhelm Tesmer.- Reklameverwaltung: Bruno Ewert.

Geschäftsstelle Frankfurt a. M.

Filialleiter: Oskar Mertz; Filialleiter-Asssistent: Julius Horch. – Reisevertreter Werner Heimann (Nord), Wilhelm Komm (West), Werner Dalchow (Süd) Peter Emmel (Wochenschauen und nichtgewerbliche Spielstellen); – Buchhaltungsvorstand: Julius Horch. – Disposition: Frau Viktoria Feurer (West( Saar, Pflaz, Rheinhessen, südl. Rheinprovinz, Birkenfeld) und Ufa-Theater). Frl. Fränze Mergler (Nord (Hessen-Nassau, Oberhessen, Unterfranken), Hans Hampel (Süd ( Baden, Hessen-Starkenburg, nordwestl. Württemberg, Peter Emmel (Wochenschauen und nichtgewerbliche Spielstellen)- Lagerverwalter: EgidiusKneis. -Expedient: Hans Haas. Reklameverwaltung: Karl Ruß.

Geschäftsstelle München

Filialleiter: Hanns Loebel; Filialleiter-Asssistent: Lothar Binder; Reisevertreter: Georg Fraundorfer (Zonen I-X). Josel Mühlbauer (Zonen IX und X)- Buchhaltungsvorstand: Lothar Binder.- Disposition Frau Josefine Matiegzeck (Bayern und Württemberg. Buchstabe A-K einschl. München einschließlich nichtgewerbliche Spielstellen). Frl. Hermine Stahl (Bayern und Württemberg. Buchstabe L-Z. ausschl. München einschl. nichtgewerbliche Spielstellen). Lothar Belck (Bayern und Württemberg . Buchstabe G-M der Zone X. Wochenschau und Gaufilmstellen)- Lagerverwaltung und und Expedition Hanns Ohlwerther-. – Reklameverwaltung: Ludwig Mayr.

Geschäftstelle Düsseldorf

Filialleiter: Fritz Mildner; Filialleiter-Asssistent: Frl. Albertine Reinhardt; Reisevertreter: Gerhard Hilsebein (Rheinland Zonen I-VIII); Kurt Hammer (Rheinland Zonen I-X). Fritz Patschke (Rheinland Zonen VIII- X) – Buchhaltungsvorstand : Wilhelm #schewe. – Disposition: Chedisponent Walther Zimmer, Paul Braun (Plätz A-F). Frl. Gertrud Lehnhausen (Plätze G-Qu und Konzerntheater), Erich Meißner (Plätze R-Z, Wochenschau und nichtgerwerliche Spielstellen). Lagerverwaltung und Expedition: Clemens Buse. – Reklameverwaltung: Frl. Maria Krämer.

Geschäftsstelle Wien

Filialleiter (kommissarisch): Hans Martin.- Stellvertreter in Verkaufsangelegenheiten: Franz Brandt.- Stellvertreter in Buchhaltungs-, Verwaltungs- und Personalfragen: Albert Rosvneck. – Reisevertreter : Franz Brandt (Wien Stadt). Karl Mayrhofer (Zonen VIII-X). – Verkaufsassistent: Eugen Lachowicz.- Buchhaltungsvorstand: Albert Rosynck. Disposition: Frau Ottilie Thausing (Wien-Stadt Gaubezirk), Frau Grete Castner (Gaue Oberdonau, Tirol und Salzburg einschl. nichtgewerbliche Spielstellen). Frau Josefine Toifl (Niederdonau einschl. nichtgewerbliche Speilstellen), Frl. Klara Mumb (Wochenschau), Ewugen Lachowicz (Hilfsdisposition). – Lagerverwaltung und Expedition: Rudolf Sarsteiner. – Reklameverwaltung: Leo Breitenlacher.

Ufa Abbruch Hamburg Foto Jens Meyer
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Die Legende von Hans und Ilse (II)

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Ausschnitt aus dem Text für den Kinoantrag ans BKM . . . ”

Freitag, 23. Dezember 2016. Immer wieder erreichen uns Studienarbeiten, die sich mit der “Propaganda in Casablanca“ und der “Kürzung der ersten deutschen Fassung des Filmklassikers von 1952“ beschäftigen. Diesmal ist es eine Studienarbeit von Lena Marie Kötitz für die Uni in Marburg: (“Jetzt bei Grin Verlag . . . hochladen und kostenlos publizieren“). Merkwürdig finde ich immer wieder: Keiner stellt mal die Frage: Wer hat denn diese Fassung in Auftrag gegeben und warum? Bei meinen Recherchen (schließlich muss den Studentinnen und Studenten geholfen werden) stoße ich auf mehrere Namen: Walter A. Klinger (Sergeant der US Armee), Hans Kubaschewski (Der Mann an Goebbels Seite), Ilse Kramp (Kinobesitzerin aus Berlin)

Es beginnt alles mit der Geschichte der KUBA

Geglaubt habe ich die Geschichte nie. Die

Geschichte der KUBA (1) Wie sich eine Frau nach Oben arbeitet. Ihre Mutter verdient sich mit Klavierspiel im Kino ein paar Mark dazu. Damals in Berlin Rudow. Sie hilft der Mutter, indem sie die Noten umschlägt. Dann Sekretärin lernt. Steno und Schreibmaschine. Dann Disponentin wird. Sich hocharbeitet: Chefdisponentin. Als Goebbels das Unternehmen beseitigt zahlt er eine Abfindung. 100.000,00 RM. Ilse Kramp kauft sich ein Kino: Die Rudower Ton Lichtspiele (Das Ru-To-Li) und lernt, wie man Filme im Kino zeigt. 1938 dann die Heirat mit Hans Wilhelm Kubaschewski, der an hoher Stelle in dem Unternehmen arbeitet, dass J. Goebbels mit der Hilfe von Max Winkler gerade heimlich zusammenkauft: die UFI. Ein Konzern, seit 1933 “Judenfrei“. Die Besten sind geflohen, ausgewandert, emigriert, exiliert, wie auch immer das heute bezeichnet wird.

Geschichte der KUBA (2)

Zu den Vertrauten der amerikanischen Militärbehörden gehörte Hans W. (Wilhelm) Kubaschewski, der schon vor dem Kriege mit Filmverleihern der USA verbunden war. Dann hatte er den Posten des Berliner Filialleiters der faschistischen Deutschen Film-Vertriebs-GmbH bekleidet, die zur UFA gehörte. Zusammen mit einem gewissen Walter Klinger aus Hollywood verlieh Kubaschewski nach 1945 die ersten Filme, vor allem Reprisen aus der Produktion vergangener Jahre. Der erzielte Gewinn ging in die Millionen. Kubaschewski war klug genug, sich nicht selber einen Filmverleih aufzubauen. Das tat seine Frau. Er mit den guten Verbindungen zu den Amerikanern, knüpfte die Beziehungen und gab die richtigen Tips. Später wurde er der Verantwortliche des Warner-Brothers-Verleih und dann, von 1959 bis zu seinem Tode, Direktor der Bavaria in München.“ Das stand 1967 bei Horst Knietzsch. “Film – Gestern und Heute“, Berlin Ost (Seite 264).

Geschichte der KUBA (3)

Fehlt nur noch die Westbestätigung und hier kommt sie:

Sie ergibt sich durch die Fußnoten aus dem Buch von Roeber und Jacoby “Handbuch der filmwirtschaftlichen Medienbereiche“, Verlag Dokumentation, Pullach 1973 (Signatur bei der Stabi Hamburg: A.P. 5800 R711)

Die Anmerkungen auf Seite 111

Anmerkung 168) “Die ursprüngliche Bezeichnung war “Amerikanischer Filmverleih“. Der amerikanische Leiter war Sgt (Sergeant) (Walter) Klinger (früher Wien); ihm stand Hans Kubaschewski (früherer Bezirksvertreter der Deutschen Filmvertriebsgesellschaft in Berlin) als Deutscher zur Seite. Kubaschewski wurde später Deutschland-Chef des Warner Brothers -Verleihs und war anschliessend Geschäftsführer der reprivatiserten Bavaria-Filmkunst.“

Anmerkung 170) “Über die nach Abzug der Vertriebsausgaben verbliebenenen Verwertungserlöse verfügt OMGUS in Berlin“ und die wichtigste

Anmerkung 171) “Die Auszahlung der Produzentenanteile an die Herstler solcher Filme blieb einem späteren Zeitpunkt überlassen“. Anmerkung 175) „Ehefrau von Hans Kubaschewski, ehemalige Chefdisponentin des Siegel-Monopol-Filmverleihs in Dresden, bei Einmarsch der amerikanischen Besatzungstruppen Filmtheaterbesitzerin in Oberstdorf. Siehe auch Anm. 168.“

Aus diesen vier Anmerkungen kann man erkennen, was keiner im Westen je zu fragen wagte. Die UFI, mit all ihren Unterfirmen galt als aufgelöst. Der “Amerikanische Filmverleih“=“Allgemeiner Filmverleih (AFI) hatte Filmtitel und Kopien der UFI übernommen: “Die Requisitionsliste wies 697 Spielfilme mit 2268 Vorführkopien“ aus. (Roeber/Jacobi) 107). (Duden Fremdwörterbuch Requisition= 1) Beschlagnahme für Heereszwecke 2) Nachforschung, Untersuchung 3) Rechtshilfeersuchen.)

Und um die Glaubwürdigkeit dieses Buches zu unterstreichen: “Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums des Inneren.“ Glaubwürdiger gehts ja eigentlich nicht.

Geschichte der KUBA (4)

Daher auch der Reichtum, den Ilse Kubaschewski in ihren Kinos (dem in Oberstdorf und dem in Berlin Rudow in den ersten Nachkriegsjahren anhäufen konnte. Das Darlehen, dass sie anläßlich der Gründung ihres Gloria Film Verleihs von einer Bank (30 TDM) erhielt, nimmt sich daneben ein wenig lächerlich aus. Damit ist erste Frage geklärt. Die zweite Antwort ergibt sich fast von selbst.

Geschichte der KUBA (5)

Auftraggeber für die Casablanca Fassung war ihr Ehemann Hans Wilhelm Kubaschewski. Nach Einschätzung von Dr. hc. Heinz Ungureit (Das ist der Mann, dem wir die untertitelte und die neue Synchronfassung von Casablanca in voller Länge verdanken), hätte Hans Kubaschewski das niemals allein entscheiden können. Er hätte immer die Einwilligung der Zentrale benötigt.

PDF Abschrift Leserbriefe Daum + Fischer

Ein Sergeant der US Armee Walter A. Klinger (Jüdischer Emigrant aus Wien) war Gründer des “Amerikanischen Filmverleih“ (der später in AF – Allgemeiner Filmverleih umbenannt wurde).

Geschichte der KUBA (6)

“ . . . Der Film wurde im Jahr 1942 gedreht, und da er in seiner Originalfassung nicht mehr zeitgemäß und nicht zur Vorführung in Deutschland geeignet war, haben wir bei der Synchronisation des Filmes verschiedene Schnitte bzw. Änderungen vorgenommen, bevor der Film der Freiwilligen Selbstkontrolle vorgelegt wurde. Da Casablanca zu einem der eindrucksvollsten Bergmann Filme gehört, wollten wir diesen Film dem deutschen Publikum nicht vorenthalten und haben uns deshalb zu dieser Neufassung entschlossen.“

Unterschrieben von dem Mann, der bis zum April 1945 seine Briefe noch mit “Heil Hitler“ unterschrieben hatte und dann O-Wunder zum Generaldirektor von Warner Brothers für den westdeutschen Markt mutierte. Hans Wilhelm Kubaschewski. Und jetzt wollen wir nichts mehr hören von dem CASABLANCA Film ohne Conrad Veidt. Nie wieder.

Nachtrag

Hallo Rolf Aurich, hallo Eva Orbanz, nun kommt Klarheit in die Sache. Zunächst hatte ich mich gewundert, wie es in dem Buch von 1972 zu der Überschrift „Das Besatzungs Regime“ kommt, dann habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Dann habe ich diese Annonce von der Reichsfilmkammer von 1942 gefunden und habe mir gedacht, das muss der Vater sein, der böswilliger Weise seinem Sohn den gleichen Vornamen verpasst hat, weil ich in meiner Naivität angenommen hatte, einer, der 1942 für die Reichsfilmkammer schreibt, kann nicht 1972 im Auftrag des Bundesministerium des Inneren schreiben. Ja so naiv kann man manchmal sein. Der Max Winkler, der für Goebbels heimlich die UFI zusammengekauft hat . . . usw. Aber das erklärt natürlich auch, warum Hans Wilhelm Kubaschewski und sein amerikanischer Kollege Sergeant Walter A. Klinger in dem Buch so versteckt werden. u.a. w. .Das hätte ich nun wirklich nicht gedacht.

PDF Spiegel Januar 1957 Kubaschewski

PDFSchriften der Reichsfilmkammer

DAVID STEWART HULL AUGUST 1963 FILM

Liebeserklärung an Hamburg

Von Hanns Brodnitz

Abschrift: Aus Film Kurier (16. August 1930)

Als mich die Ufa im Oktober des vergangenen Jahres mit der künstlerischen Oberleitung des im Bau befindlichen Ufa-Palastes betraute, flitzte ich mit dem nächsten FD-Zug nach Hamburg, um die Psyche des Publikums zu analysieren. Ich war auf schreckliches vorbereitet: so hatte man mir es geschildert: steif bis zum Exzeß, abhold jeder Belebung des Tempos, eingefroren in eine Tradition einer konservativen Kunstanschauung, die beinahe reaktionär sein mochte, dickhäutig, applausfeindlich, unempfänglich für Weltstadtrhythmus und sonstige Manifestationen des Zeitgeistes. Nur Oliver*, der Chefkonstrukteur, Finanzier und Erbauer des ganzen Komplexes, glaubte im Kampf gegen ein Heer von Miesmachern an die Existenzberechtigung seines ungewöhnlich kühnen Projektes. Sollte sein sonst so sicherer Instinkt für neuzuschaffende Konzentrationspunkte in Großstädten diesmal auf falscher Fährte sein? Olivers Fanatismus steckte mich an. Diese Stadt mit dem Januskopf, in der Innenstadt harmonisch gedämpft, im Hafen brodelnd von Unruhe, diese Mischung aus stolzer Abgeklärtheit, lautloser Soigniertheit (*) und dem sich überall überschlagenden Temperament der Reeperbahn, dieses grandiose Menschenarsenal aller Klassen, Zonen, Nationen, immer in Bewegung, immer im Wechel (Wechsel?), immer im Schwung, Menschen auszuspeien, zu verladen irgendwohin wie die unzähligen Tonnagen der Frachtdampfer, diese Stadt, besessen von dem Ehrgeiz, sich erneut an die Spitze der europäischen Häfen zu stellen, schien mir die rechte Folie für ein Haus, das heute auf dem europäischen Festlande außer dem Paramount-Paris, keine ebenbürtige Konkurrenz hat. Das Hamburger Publikum, herrlich diszipliniert, ein Muster an demokratischer Gesinnung und urbaner Weltanschauung, ist mit unserer Absicht bewundernswert mitgegangen.

Als ich vor der Eröffnung die 6000 Zuschauer und die 10 000 Zaungäste sah, den Kommandeur der Schutzpolizei um ein größeres Aufgebot bat, lachte er mich glatt aus. “Sie sind hier nicht in Berlin . . . “ Nachher dirigierten 2 Beamte den ganzen enormen Verkehr ohne Schwierigkeiten. Die Hanseaten sind viel zu stolz, um eine besondere Organisation für eine reibungslose Abwicklung des Verkehrs zu benötigen, sie sind verdammt gut erzogen. Ich habe oft auf der dreißigsten Reihe des Ranges gesessen, vor mir 3000 Menschen, Kopf an Kopf. Wenn unter auf der Bühne die großen Stars des Welt-Variétés auftraten, die oft, ohne nach Berlin zu kommen, zwischen London und New York einen Abstecher nach Hamburg machten, donnerten Applaussalven durch die Luft, erschütterte ein Gelächter seltenster Vehemenz die Grundfesten des Hauses. Die sollten steif sein? Ich habe kein dankbareres Publikum gefunden bei meinen Wanderungen durch die internationalen Nörgler-Verbände. Wenn der Bühnenboden unter 72 Tillerbeinen zitterte, sprangen die Funken des elektrisierenden Rhythmus von Reihe zu Reihe bis unters Dach; als „Der Liebeswalzer“ vorbei war, trug man Fritsch und die Harvey auf Schultern durch die Straßen, und die großen Exzentriks aller Regionen fanden sich nie so belacht wie an der Alster. An einem trüben, verschlafenen Sonntag vormittag steigerte sich der Beifall für Lud Gluskin zur Raserei. Letzte Station vor Amerika. Erster Abend in Deutschland. Wie Alkaza gehört heute der Ufa-Palast zu dem Gesicht dieser Stadt. Auch er ein Bindeglied zwischen Europa und der Welt der Roxys und Capitole, ein Monument der Schaukunst größten Stils. Möge der unbezwingliche Lebenswille dieser sich immer noch ins Gewaltige reckenden Stadt mitschwingen bei der Tagung des Reichsverbandes der deutschen Lichtpieltheaterbesitzer! Wenn wir so tapfer, so unerschütterlich im Vertrauen auf unsere Zukunft sind, wie die Bewohner dieser Stadt, werden wir über alle Krisen hinweg das Banner des Filmes tragen, wie die Hansestadt Hamburg ihre Flagge über alle Meere der Erde.

*David Oliver (Generaldirektor der Grundwert AG Berlin)

[Ein Wort mußte ich nachsehen: ** Soigniertheit und habe es als Substantiv nicht gefunden. soigniert = gepflegt (dt/fr)]

Abschrift aus Film Kurier Nr. 76 vom 28. März 1928:

Hanns Brodnitz bei der Ufa.

Hanns Brodnitz, der neue Direktor der Ufa-Uraufführungstheater kommt von der Literatur her zum Film. „Leicht ist es nicht gewesen, vor fünf Jahren, als ich anfing. Da hatte ich gerade den Anfang einer journalistischen Laufbahn hinter mir, am „Börsen-Courier“, wo ich unter der Aegide von Herbert Ihering geschriftstellert hatte. Mit dem Mozartsaal von Meinhardt und Bernauer fing ich an. Den sollte ich nach einem Umbau herausbringen, nahezu ohne Geld. Ein Streik kam dazwischen – ich habe immer Glück mit Streiks – was war zu tun? Da hatte ich mir einen Kapellmeister angeheuert, das war Schmidt-Gentner, der damals in der Alhambra mit Begeisterung dem Kinopublikum klassische Sachen vorspielte. Mit dem raste ich in die Laubenkolonie und suchte Leute zusammen, die als Streikbrecher dienen sollten. Nach einer halben Stunde wurden mir die Arbeitswilligen vom Streikposten weggeholt. Noch in der Premiere war die Pechsträhne da. Die erste Vorstellung konnte nicht stattfinden, weil die Projektion nicht in Ordnung war. Wir mußten sogar das Geld zurückzahlen. Alle fünf Minuten wurde die Vorführung unterbrochen. Aber es ging. Von Anfang an habe ich mich darauf eingestellt mit der Tradition, das Kinopublikum sei bescheiden, aufzuräumen. Die Konkurrenz der Großstadtvergnügungen ist groß. Wer den Leuten nicht viel bietet, hat gar keine Aussicht, à la longue Geschäfte zu machen. Das Beste ist gerade gut genug, sonst kommt der Film ins Hintertreffen. Hauptsache ist eine gerade Linie. Die habe ich im Mozartsaal gehalten und im Capitol bis zuletzt. Filme von Qualität in erstklassiger Aufmachung, gute Ware für gutes Geld. Die Leitung der Uraufführungstheater der Ufa ist eine dankbare und schwierige Aufgabe. Mir erscheint vor allem wichtig, in den einzelnen Häusern die individuelle Linie herauszuarbeiten. Jedes dieser Theater muß ein eigenes Profil zeigen. Wie das im einzelnen aussieht, kann man heute natürlich noch nicht sagen. Noch steht uns ein schwieriger Sommer bevor, der zu überwinden ist. Ob Bühnenschau oder nicht, literarisch oder long run, das sind Prinzipienfragen, und mein Prinzip ist es bisher gewesen, keins zu haben. Ich habe immer Wert darauf gelegt, mein Publikum vom psychologischen Standpunkt aus zu sehen und habe die Erfahrung gemacht, daß man auf die Dauer nur mit guten Sachen wirklich Geschäfte macht.“ Anonym (d. i. Hans Feld) Film-Kurier Nr. 76, 28.3.1928. Freundlicher Weise abgeschrieben von Eva Orbanz, (weil die Fotokopien von den Mikrofilmen schlecht lesbar sind.)

Wilfried Weinke über Bücher

(erscheint in kürzerer Fassung im Herbst 2019 im Jahrbuch „exilforschung“)

Wilfried Weinke

Im Turnus von drei Jahren feiert sich die Medienstadt Hamburg auch als Stadt der Fotografie. Seit 1999 findet in der Hansestadt die „Triennale der Photographie“ statt, ein Festival unter Beteiligung der lokalen Museen, diverser Galerien und Veranstalter, ein sich über Wochen erstreckendes Ereignis, das mittlerweile internationale Beachtung gefunden hat. „Wilfried Weinke über Bücher“ weiterlesen

Wilfried Weinke Zwei Bücher

(erschien zuerst in der der „Zeitschrift für Geschichtswissenschaft“, Berlin Heft 7/8 – 2019)

Wilfried Weinke über die Bücher:

Roland Jaeger: Foto-Auge Fritz Block. Neue Fotografie – Moderne Farbdias. Scheidegger & Spiess, Zürich 2018, 336 S.

Erika Eschebach, Helena Weber (Hg.): Fred Stein. Dresden. Paris. New York. Sandstein Verlag, Dresden 2018. 240 S.

Beide Männer waren jüdischer Herkunft. Beide konnten in die USA emigrieren. Beide wurden professionelle Fotografen, obwohl sie ursprünglich andere Berufe ausübten oder anstrebten. Die Rede ist von dem aus Hamburg stammenden Fritz Block (1889-1955) und dem in Dresden geborenen Fred Stein (1909-1967). „Wilfried Weinke Zwei Bücher“ weiterlesen

UFA Theater Millerntor Fotograf Werner Hensel (Vorne und hinten)

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Fotos  (oben) Werner Hensel Fotograf nilpferd_tumb

Ballhaus Zutritt verboten (ca. 1946)

Das Foto stammt aus dem St. Pauli Blog , die haben es nach eigenen Angaben vom Staatsarchiv  in Hamburg. Dort angekündigt als Aufnahme aus den  >20iger Jahren< was nicht stimmen kann. Nach der Filmankündigung auf dem Foto ist der Film: >Wenn Frauen schweigen< gerade angelaufen (Start!).  Danach müsste dieses Foto nach dem 31. Mai 1937 entstanden sein.  Das war der Starttermin des Filmes laut Filmportal.de, eine Seite, wo vieles falsch (Filmformate! 1:1,33 bei Tonfilmen!), aber manches auch richtig ist. Z. B.: die Starttermine der Filme stimmen meist. (Das  hier abgebildete Ufa Kino: >Millerntor Theater< stand genau gegenüber des Kinos  >Schauburg am Millerntor< (auch >Schauburg St. Pauli<) auf der anderen Straßenseite). Foto unten: Staatsarchiv Hamburg (1937)staatsarchiv

Fundstück: Fritz Kuhnert: In dem Buch von Jürgen Spiker: Film und Kapital (Der Weg der deutschen Filmwirtschaft zum nationalsozialistischen Einheitskonzern), Verlag Volker Spiess, Berlin 1975, ISBN 3-920889-04-5, gibt es auf Seite 296 einen Hinweis auf Fritz Kuhnert (Vorstandsmitglied der UFA) „KUHNERT, Fritz (geb. 24.5. 1890– 3.3. 1951) (12). Seit 28.4.1919 bei der UFA, ab 1928 Leitung der Revisionsabteilung. Ab November1932 stellvertretendes, ab 01.11.1937 ordentliches Vorstandsmitglied mit Zuständigkeit für Finanzen, Buchhaltung, Steuern usw.. Nebenher in der Geschäftsführung zahlreicher Tochtergesellschaften der UFA AG.“

Waterloo Kino – Malve Heisig – Witwe von Heinz Bernhard Heisig

pdf Protokoll Malve Heisig

Tieresehendichan3Protokoll eines Gespräches mit Malve Heisig, am Dienstag, d. 24. Januar 1989 im Haus der Jugend Mümmelmannsberg. Malve Heisig ist zu diesem Zeitpunkt 72 Jahre alt. „Waterloo Kino – Malve Heisig – Witwe von Heinz Bernhard Heisig“ weiterlesen

Interview mit Norbert J. Kobler USA, L.A. 21. Juli 1990

Sohn des Schauspielers Julius Kobler (1866 – 1942)

PDF NorbertKoblerInterviewbearbeitet2020

Kobler 1990
Norbert Kobler
Julius Kobler Weg in Hamburg

Rita Bake Julius Kobler