Briefe an Eugen (LVIII) Der Tiger sprang und endete als Bettvorleger

Römische Zahlen
Bahnhof Köln
Foto Jens Meyer


Hallo Eugen, und ich dachte schon, ach guck, manche Nazis haben sogar Humor und eine gewisse Schlagfertigkeit, wenn sie die mißglückte Aktion des CDU Kanzlerkandidaten kommentieren: „Der Tiger sprang und endete als Bettvorleger“. Aber nein. Sie hat es nur gelesen. Und so getan, als haette sie es selbst erdacht. Dabei kommt es aus einer von ihr geliebten Zeitung, und das ist nicht so wie Du denkst. Es kommt aus der Faz vom 11. November 2009. Also schon ein bueschen aelter. J.

Hallo Eugen, hier kommt ein Nachtrag: Die Suchmaschinen zeigen uns den Weg. „Der Tiger sprang und endete als Bettvorleger“ war bereits in der Taz vom 16.11.1991 zu lesen. Damals ging es ebenfalls um einen CDU Abgeordneten mit Namen Diepgen (aus Berlin). Ob das nun die Quelle der Dame ist, die sich diesen Zitates bemaechtigt hat? Kann man nur schwer glauben, J.

Hallo Eugen, und welche Parole entsteht dadurch? Etwa diese: Ein Bettvorleger will Kanzler werden? Das waere doch angemessen, odr? Was meinst du dazu, so als Sueddeutscher? Ich hoffe, du hast keine Freunde im Sauerland, die dir das uebel nehmen koennten, J.

Hallo Eugen, und siehe da, Tamara Danz hat schon 1988 herausgefunden, das der genannte Tiger eine Zahnprothese hat. Siehe zweite Strophe in dem Lied: „Ein Gespenst geht um“. Und Du wirst es nicht glauben: Produzent der Schallplatte ist: VEB Deutsche Schallplattten, Berlin/DDR und BMG Ariola München/BRD, und nun kommst Du, J. Der Text von Strophe zwei? Kann ich liefern: „Der Tiger mit der Zahnprothese duckt sich wie zum Sprung. Die Ballerina mit der Glatze schminkt sich wieder jung“, und nun kommst wieder Du, J.

Hallo Eugen, scheint ja so, als wenn der Tiger mit der Zahnprothese es macht. Schade um die zwanzig Euro, J.

Foto Jens Meyer
Foto Jens Meyer
Zeichnung Helga Bachmann
Creative commons.org
cc

Warnung vor einem Buch

Hallo J. noch ist Zeit, Dich vor einem Buch zu warnen, das ich selber gerade absolviert habe. Der Umschlag verspricht viel. Nur schade, dass ich nicht meinem Bauchgefühl beim Lesen des Wortes „Rechtsterror“ gefolgt bin. Dahinter steckt meist eine Relativierung. Auch hier. Am Ende sind die Erkenntnisse von Tucholsky wieder da, der sich auf die Zählung beschränkt und verlassen hat. In etwa so: 400 Tote durch Nazis, 4 Tote durch Kommunisten. 2 Nazis verurteilt, natürlich auf Bewährung. Die 4 Kommunisten alle zum Tode verurteilt. Bei Florian Huber kommt es genauso, wird von ihm, aber nur scheinbar, differenzierter dargestellt. Dadurch bleiben die Versprechungen des Umschlags erhalten und bleiben auf diese Weise unbefriedigt zurück, was eigentlich nicht verwundern sollte. Das hat übrigens damals schon dein Papa erkannt. Ich erinnere mich an eine Diskussion mit ihm über die Besatzungsstreitkräfte (Amis), die er kennen gelernt hatte und die immer auf der Suche nach der nationalsozialistischen Ideologie waren und sie nicht finden konnten, was nach Ansicht deines Vaters gar kein Wunder war, weil, die Nazis hatten eben keine Ideologie, das macht auch die Auseinandersetzung mit Ihnen so unmöglich: Da ist es besser, mal wieder ein paar alte Schallplatten aufzulegen. Gerade habe ich bei mir eine Amiga Pressung (LP) ausgegraben und dort zum ersten mal ein Lied gefunden, das ich ganz toll finde und vorher aber nie bemerkt hatte. Probier doch mal, ob Du den Song in der Runterladeabteilung deiner Generation findest: Es handelt sich um die AMIGA Platte 20 x Beat. Das Jahr der Veröffentlichung ist 1975. Auf Seite 1 der LP ist das Lied von Nina Hagen und der Gruppe Automobil, das 1974 zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Das mit dem Farbfilm, den sie vergessen hat und es ihrem Freund in die Schuhe schieben will. Aber um das Lied geht es nicht. Es geht um das siebte Lied auf Seite eins mit dem Titel: „Wind, komm, bring den Regen her“. Die Sängerin heisst Kati Kovács und die Juventus Gruppe spielt dazu. Die Frau kann was, oha!! Es scheint sich um einen Import zu handeln (Ungarn? Slowakei? Tschechien?) aber die Dame singt deutsch, wenn man sie mehrfach gehört hat klingt das durch, aber der Text nicht so richtig, was dem Lied gut bekommt, also eine Suche, die sich lohnt, Nina Hagen mit dem Farbfilm kennen wir ja schon. Wie das Buch heisst. Hab ich vergessen, Jens

EIN ÄLTERER, ABER LEICHT BESOFFENER HERR von Kaspar Hauser

Ein älterer, aber leicht besoffener Herr

Wie Sie mich hier sehn, bin ick nämlich aust Fensta jefalln. Wir wohn Hochpachterr, da kann sowat vorkomm. Es ist wejn den Jleichjewicht. Bleihm Se ruhich stehn, lieber Herr, ick tu Sie nischt – wenn Se mir wolln mah aufhehm . . . so . . . hopla . . . na, nu jeht et ja schon. Ick wees jahnich, wat mir is: ick muß wat jejessen ham . . . ! „EIN ÄLTERER, ABER LEICHT BESOFFENER HERR von Kaspar Hauser“ weiterlesen