Uwe Schulz ist tot.
Kinogänger kennen ihn. Er war das Neue Cinema. Er war immer da. Morgens mit dem Staubsauger und Schraubenzieher. Abends beim Filmeinlegen und Kartenabreissen. Der kleine Mann mit dem kodderigen Maul, dem nichts und niemand heilig war.
Er war schon da, als das Neue Cinema noch zur Ufa gehörte. Ich weiß gar nicht mehr, welche Filme damals dort gezeigt wurden. Uwe Schulz hätte es gewußt. Er kannte alle Kinos, ihre Maschinen (die Projektortypen), die Besitzverhältnisse.
Auch nach der Bestuhlung in den Kinos konnte man ihn fragen. Quinette ist große Scheiße. Alles aus Plastik, nach fünf Jahren bricht alles auseinander. Von seinem Chef (H. J. Flebbe) waren da ganz andere Urteile – „der Rolls Royce unter den Stuhlfirmen“ – zu hören. Uwe Schulz wußte es besser.
Er kannte alle Disponenten der Filmverleihe. Schon in der Zeit, als sie alle am Steindamm ihre Filialen hatten: Centfox, Warner, Columbia, Filmverlag, Filmwelt, Endfilm und wie sie alle hießen. Ich weiß es nicht mehr – Uwe Schulz hätte es gewusst. Auch für hochgelobte Kino-Innenarchitekten war seine Kodderschnauze gut: „Der Dempe Wolff läßt überall die gleichen Teppiche an die Wand nageln“.
Was mir immer besonders gut gefallen hat: Man konnte ihm nichts vormachen. Titel und gesellschaftliche Stellung waren ihm wurscht. Ob nun einer Chef des Filmbüros, Chef des Filmfonds oder sonstwas war. Ihm imponierten nur Leistungen, die man auf der Leinwand sehen konnte.
Eine Zeitlang hat er selbst ein Landkino betrieben. Aber sie haben ihm die Filme nicht gegeben, die er für das Kino brauchte.
Manchmal habe ich ihn geärgert mit dem Ausruf „Schulz!“ aus dem Lubitsch Film „Sein oder Nichtsein“.
Uwe Schulz ist tot. Er starb am 19. Juli in seiner Wohnung über dem Kino. Er wurde nur 53 Jahre alt. Die besten sterben immer zuerst. Jens Meyer