Abschrift aus dem Film Kurier vom 16. August 1930
John Hansen: Vor fünfundzwanzig Jahren Hamburg im August (1930)
Im Herbst 1906 wurde ich vom Militär entlassen und eröffnete am 25. Dezember 1906 mit meinem Vater Albert Hansen zusammen auf unserem Grundstück unser Hansen-Kino, Altona, Schulterblatt 49.
Das Theater wurde unter den Klängen eines elektrischen Pianos eröffnet. Es war damals natürlich schwer, einen geübten Vorführer zu bekommen, d. h. ein mir empfohlener Vorführer verstand vom Vorführen nur etwas mehr als ich – und ich selber hatte gar keine Ahnung. Wir mußten uns die Sache daher selbst ausklügeln. Es kam natürlich auch bei den ersten Vorführungen vor, daß hin und wieder mal ein Film über Kopf oder in Spiegelschrift eingesetzt wurde. Auch das Filmkleben machte zuerst große Schwierigkeiten, aber durch die Pannen wird man klug und so eignete ich mir von der Pike auf die technischen Kenntnisse an. Ich habe später auch viele wissenschaftliche oder Reisevorführungen, wie zum Beispiel Shackleton, Swen Hedin usw. in Sälen zeigen können. Mein Vater war lange Jahre erster Vorsitzender des Hamburger Kinobesitzervereins. Auch unternahm er viele Agitationsreisen, um die Kinobesitzer in ganz Deutschland zusammenzuschließen. Die Filmbeschaffung war zu Anfang sehr schwer, da es sehr wenige Filmfabrikanten gab. Zuerst kauften wir einige 1000 Meter und jeden Tag wurde das Programm etwas anders zusammengestellt; es kehrten natürlich immer dieselben Bilder wieder. Ich habe dann, um Neuheiten zu beschaffen, mit einigen anderen Kollegen meine Filme ausgetauscht. Auch das war auf die Dauer unhaltbar und so fuhren wir schließlich nach Berlin und schlossen mit der Firma Greenbaum wöchentlich ein Programm von ca. 1500 Meter, also 8 – 10 Filme ab. Zuerst ging es sehr gut, und wir waren doch die ersten, die überhaupt wöchentlich wechselten. Bald jedoch war das Lager erschöpft und wir bekamen immer wieder dieselben Filme. So gründete ich daraufhin einen Ring von norddeutschen Kinobesitzern und übernahm den Vorsitz und den Einkauf der Programme. Es wurde jede Woche ein Programm von ca. 1500 Meter gekauft, das der Reihenfolge nach von den Mitgiledern (Mitgliedern?) gespielt wurde. Hernach hatten wir noch Theater, die von uns mieteten. Da das Verlangen nach Neuheiten größer wurde, führte ich den zweimaligen Programmwechsel ein. Dieser Ring wurde später dann durch die Fabrikantenvereinigung aufgehoben, da sie nur noch an Verleiher liefern wollten. Ich habe später nochmals einen großen Teil der Hamburger Theaterbesitzer zu einem Hansen-Ring vereinigt, bei dem wir gemeinsam unsere Filme für eine bestimmte Wochenzahl abschlossen. Dieser Ring wurde während des Krieges * aufgelöst. In Hamburg haben wir übrigens einen Kegelklub “Flimmerfritzen“ gegründet, der nur aus Kinobesitzern besteht und dessen Vorsitzender ich bin.
J o h n H a n s e n, P r o g r e ß – F i l m
*Es handelt sich vermutlich um den ersten Weltkrieg.
Eintrag im Altonaer Adressbuch von 1910: Hansen, Alb., Theater lebender Photographien, Schulterblatt 49. (Aus einem späteren Eintrag geht hervor (E), dass Albert Hansen Eigentümer des Grundstücks ist. 1930 ist Willy Heidtmann als Mitbesitzer des Grundstückes eingetragen.
Norddeutschland Am 23. November 1937 findet sich in der LBB folgende Meldung:
„Nr. 45. Eintragungen im H a n d e l s r e g i s t e r A l t o n a. 12. November 1937. Erloschen : A 2721: Hansen-Kino John Hansen und Willy Heidtmann in Altona (Schulterblatt 49). Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Firma ist erloschen.“
Fotos Jens Meyer