Hallo Eugen, der Roman von Tucholsky wurde mehrfach verfilmt. Eine „Verfilmung“ stammt von Kurt Hoffmann. Sie kam 1963 ins Kino. Da war ich siebzehn und an solchen Themen durchaus interessiert. Doch irgendwie ist dieser Film an mir vorbeigegangen. Jahre später fiel mir dann die „Filmkritik“ vom Dezember 1963 in die Haende. Dort hatte der beruehmte Filmkritiker (beruehmt durch sein loses Mundwerk) Uwe Nettelbeck dieses Produkt zerissen. Jetzt kommt der Originalton von damals:
»Kurt Hoffmann hat Tucholskys Vorlage alle Unbeschwertheit genommen, ihr erotisches Fluidum zerstoert: Alles ist dumpf in traegem bundesrepublikanischem Wohlstandsmillieuu angesiedelt, schmeckt nach Ansichtspostkarten und buergerlicher Moral. Kaum sind die drei im Bett, geht das Nachttischlaempchen aus. Hoffman transponiert die Angelegenheit in die Zeit der Vogelfluglinie und erreicht das ihm moegliche Hoechstmaß an kritischer Einsicht, wenn er feststellt, daß es in Schweden deutsche Touristen gibt, die Bier trinken (uwe).« (uwe) war das Kuerzel unter dem Uwe Nettelbeck in der »Filmkritik« von Enno Patalas und Wilfried Berghahn schrieb. Die Kritik erschien im Dezemberheft 1963. Die »Filmkritik« hatte das Format, das auch Schulhefte (Din A 5) in dieser Zeit hatten, erschien monatlich und kostete im Einzelhandel 1.– DM. (In diesem Einzelhandel ist mir die »Filmkritik« nie begegnet).
Bei der spaeteren Besichtigung des Filmes mußte ich feststellen, Uwe Nettelbeck hatte sich geirrt. In dem Film von Kurt Hoffmann gibt es keine Nachttischlampe im Schlafzimmer. Und nun kommst Du, J.
Hallo Wiebeke, die Aufklärung über den wunderbaren Text von Mark Twain hätte ohne Dein Zutun nicht stattgefunden. Und damit die Erkenntnisse nicht verloren gehen und ohne Spuren zu hinterlassen gelesen und verbreitet werden können, habe ich den Text hier eingestellt. Nochmal Danke.
Die schreckliche deutsche Sprache Ein bisschen Bildung macht alle Welt verwandt. Sprüche 32,7
Ich
ging oft ins Heidelberger Schloss, um mir das Raritätenkabinett
anzusehen, und eines Tages überraschte ich den Leiter mit meinem
Deutsch, und zwar redete ich ausschließlich in dieser Sprache. Er
zeigte großes Interesse; und nachdem ich eine Weile geredet hatte,
sagte er, mein Deutsch sei sehr selten, möglicherweise ein «Unikat»;
er wolle es in sein Museum aufnehmen.
Wenn
er gewusst hätte, was es mich gekostet hat, meine Kunst zu erwerben,
so hätte er auch gewusst, dass es jeden Sammler ruinieren würde,
sie zu kaufen. Harris und ich arbeiteten zu dieser Zeit bereits seit
mehreren Wochen hart an unserem Deutsch, und wir hatten zwar gute
Fortschritte gemacht, aber doch nur unter großen Schwierigkeiten und
allerhand Verdruss, denn drei unserer Lehrer waren in der
Zwischenzeit gestorben.
Wer
nie Deutsch gelernt hat, macht sich keinen Begriff, wie verwirrend
diese Sprache ist. Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so
unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff
entschlüpft. Aufs Hilfloseste wird man in ihr hin und her
geschwemmt, und wenn man glaubt, man habe endlich eine Regel zu
fassen bekommen, die im tosenden Aufruhr der zehn Wortarten festen
Boden zum Verschnaufen verspricht, blättert man um und liest: «Der
Lernende merke sich die folgenden Ausnahmen.» Man überfliegt die
Liste und stellt fest, dass es mehr Ausnahmen als Beispiele für
diese Regel gibt. Also springt man abermals über Bord, um nach einem
neuen Ararat zu suchen, und was man findet, ist neuer Treibsand.
Dies
war und ist auch jetzt noch meine Erfahrung. Jedes Mal, wenn ich
glaube, ich hätte einen dieser vier verwirrenden Fälle endlich da,
wo ich ihn beherrsche, schleicht sich, mit furchtbarer und
unvermuteter Macht ausgestattet, eine scheinbar unbedeutende
Präposition in meinen Satz und zieht mir den Boden unter den Füßen
weg. Zum Beispiel fragt mein Buch nach einem gewissen Vogel (es fragt
immerzu nach Dingen, die für niemanden irgendwelche Bedeutung
haben): «Wo ist der Vogel?»
Die Antwort auf diese Frage lautet – gemäß dem Buch – , dass der Vogel in der Schmiede wartet, wegen des Regens. Natürlich würde kein Vogel so etwas tun, aber «Die Koffer waren gepackt, und er reiste, nachdem er seine Mutter und seine Schwestern geküsst und noch ein letztes Mal sein angebetetes Gretchen an sich gedrückt hatte, das, in schlichten weißen Musselin gekleidet und mit einer einzelnen Nachthyazinthe im üppigen braunen Haar, kraftlos die Treppe herabgetaumelt war, immer noch blass von dem Entsetzen und der Aufregung des vorangegangenen Abends, aber voller Sehnsucht, ihren armen schmerzenden Kopf noch einmal an die Brust des Mannes zu legen, den sie mehr als ihr eigenes Leben liebte, ab.»
«The
trunks being now ready, he de-after kissing his mother and sisters,
and once more pressing to his bosom his adored Gretchen, who, dressed
in simple white muslin, with a single tuberose in the ample folds of
her rich brown hair, had tottered feebly down the stairs, still pale
from the terror and excitement of the past evening, but longing to
lay her poor aching head yet once again upon the breast of him whom
she loved more dearly than life itself, parted.»
Es
ist jedoch nicht ratsam, zu lange bei den trennbaren Verben zu
verweilen. Man verliert bald unweigerlich die Beherrschung, und wenn
man bei dem Thema bleibt und sich nicht warnen lässt, weicht
schließlich das Gehirn davon auf oder versteinert. Personalpronomen
und Adjektive sind eine ewige Plage in dieser Sprache, und man hätte
sie besser weggelassen. Das Wort «sie» zum Beispiel bedeutet sowohl
«you» als auch «she» als auch «her» als auch «it» als auch
«they» als auch «them». Man stelle sich die bittere Armut einer
Sprache vor, in der ein einziges Wort die Arbeit von sechs tun muss
–noch dazu ein so armes, kleines, schwaches Ding von nur drei
Buchstaben. Vor allem aber stelle man sich die Verzweiflung vor, nie
zu wissen, welche dieser Bedeutungen der Sprecher gerade meint.
Das
erklärt auch, warum ich im Allgemeinen jeden, der «sie» zu mir
sagt, umzubringen versuche, sofern ich ihn nicht kenne. Nun zum
Adjektiv. Hier haben wir einen Fall, in dem Einfachheit ein Vorzug
gewesen wäre, und nur aus diesem und aus keinem anderen Grund hat
der Erfinder das Adjektiv so kompliziert gestaltet, wie es eben ging.
Wenn wir in unserer eigenen aufgeklärten Sprache von unserem «good
friend» oder unseren «good friends» sprechen wollen, bleiben wir
bei der einen Form, und es gibt deswegen keinen Ärger und kein böses
Blut. Im Deutschen jedoch ist das anders.
Wenn einem Deutschen ein Adjektiv in die Finger fällt, dekliniert und dekliniert und dekliniert er es, bis aller gesunde Menschenverstand herausdekliniert ist. Es ist so schlimm wie im Lateinischen. Er sagt zum Beispiel: Singular Nominativ: Mein guter Freund (my good friend) Genitiv: Meines guten Freundes (of my good friend) Dativ: Meinem guten Freunde (to my good friend) Akkusativ: Meinen guten Freund (my good friend) Plural N.: Meine guten Freunde (my good friends) G.: Meiner guten Freunde (of my good friends) D.: Meinen guten Freunden (to my good friends) A.: Meine guten Freunde (my good friends) Nun darf der Kandidat fürs Irrenhaus versuchen, diese Variationen auswendig zu lernen – man wird ihn im Nu wählen.
Vielleicht
sollte man in Deutschland lieber auf Freunde verzichten, als sich all
diese Mühe mit ihnen zu machen. Ich habe gezeigt, wie lästig es
ist, einen guten (männlichen) Freund zu deklinieren; das ist aber
erst ein Drittel der Arbeit, denn man muss eine Vielzahl neuer
Verdrehungen des Adjektivs dazulernen, wenn der Gegenstand der
Bemühungen weiblich ist, und noch weitere, wenn er sächlich ist.
Nun gibt es aber in dieser Sprache mehr Adjektive als schwarze Katzen
in der Schweiz, und sie müssen alle ebenso kunstvoll gebeugt werden
wie das oben angeführte Beispiel. Schwierig? Mühsam? Diese Worte
können es nicht beschreiben. Ich habe einen Studenten aus
Kalifornien in Heidelberg in einem seiner ruhigsten Augenblicke sagen
hören, lieber beuge er hundertmal beide Knie als auch nur einmal ein
einziges Adjektiv, und es handelte sich nicht etwa um einen Turner.
Der
Erfinder dieser Sprache scheint sich einen Spaß daraus gemacht zu
haben, sie auf jede Art, die ihm nur in den Sinn kam, zu
komplizieren. Wenn man zum Beispiel ein Haus oder ein Pferd oder
einen Hund beiläufig erwähnt, schreibt man diese Wörter wie
angegeben; aber wenn man sich auf sie im Dativ bezieht, hängt man
ein närrisches und unnötiges e an und schreibt sie «Hause»,
«Pferde», «Hunde».
Da
nun ein e oft den Plural bezeichnet (wie bei uns das s), kann es dem
Anfänger leicht passieren, dass er zwei Monate lang aus einem
Dativhund Zwillinge macht, bevor er seinen Irrtum entdeckt; und auf
der anderen Seite hat manch ein Anfänger, der sich solche Einbuße
nur schlecht leisten konnte, zwei Hunde erworben und bezahlt und nur
einen von ihnen erhalten, da er diesen Hund unwissentlich im Dativ
Singular kaufte, während er im Plural zu sprechen glaubte – wobei
das Recht gemäß den strengen Gesetzen der Grammatik natürlich auf
Seiten des Verkäufers war und das verlorene Geld daher nicht
eingeklagt werden konnte.
Im
Deutschen beginnen alle Substantive mit einem großen Buchstaben. Das
ist nun wahrhaftig mal eine gute Idee, und eine gute Idee fällt in
dieser Sprache durch ihr Alleinstehen notwendigerweise auf. Ich halte
diese Großschreibung der Substantive darum für eine gute Idee, weil
man ihr zufolge ein Substantiv fast immer erkennen kann, sobald man
es sieht. Hin und wieder irrt man sich allerdings und nimmt den Namen
einer Person fälschlich für den einer Sache und verschwendet viel
Zeit darauf, einen Sinn aus dem Ganzen herauszulesen. Deutsche Namen
bedeuten fast immer etwas, und das fördert die Täuschung des
Lernbeflissenen.
Ich
übersetzte eines Tages einen Satz, in dem es hieß, die wütende
Tigerin habe sich losgerissen und «den unglückseligen Tannenwald
gänzlich aufgefressen». Schon rüstete ich mich, dies zu
bezweifeln, da fand ich heraus, dass Tannenwald in diesem Falle der
Name eines Mannes war. Jedes Substantiv hat sein grammatisches
Geschlecht, und die Verteilung ist ohne Sinn und Methode. Man muss
daher bei jedem Substantiv das Geschlecht eigens mitlernen. Eine
andere Möglichkeit gibt es nicht.
Um
das fertig zu bringen, braucht man ein Gedächtnis wie ein
Terminkalender. Im Deutschen hat ein Fräulein kein Geschlecht, eine
Rübe dagegen schon. Welch eine übermäßige Hochachtung vor der
Rübe und welch eine kaltherzige Missachtung des Mädchens verrät
sich hier! Sehen Sie einmal, wie es sich gedruckt ausnimmt – ich
übersetze im Folgenden ein Gespräch aus einem der besten deutschen
Sonntagsschulbücher: Gretchen: «Wilhelm, wo ist die Rübe?»
Wilhelm: «Sie ist in der Küche.» Gretchen: «Wo ist das vielseitig
gebildete, schöne englische Mädchen?» Wilhelm: «Es ist in der
Oper.» Gretchen: «Wilhelm, where is the
turnip?» Wilhelm: «She has gone to the
kitchen.» Gretchen: «Where is the
accomplished and beautiful English maiden?»
Wilhelm: «It has gone to the
opera.»
Um
mit den deutschen Geschlechtern fortzufahren: Ein Baum ist männlich,
seine Knospen sind weiblich, seine Blätter sächlich; Pferde sind
geschlechtslos, Hunde sind männlich, Katzen weiblich – Kater
natürlich inbegriffen; Mund, Hals, Busen, Ellenbogen, Finger, Nägel,
Füße und Rumpf eines Menschen sind männlichen Geschlechts; was auf
dem Hals sitzt, ist entweder männlich oder sächlich, aber das
richtet sich nach dem Wort, das man dafür benutzt, und nicht etwa
nach dem Geschlecht des tragenden Individuums, denn in Deutschland
haben alle Frauen entweder einen männlichen «Kopf» oder ein
geschlechtsloses «Haupt». Nase, Lippen, Schultern, Brust, Hände,
Hüften und Zehen eines Menschen sind weiblich, und sein Haar, seine
Ohren, Augen, Beine, Knie, sein Kinn, sein Herz und sein Gewissen
haben gar kein Geschlecht. Was der Erfinder der Sprache vom Gewissen
wusste, wird er wohl vom Hörensagen gewusst haben. Aus obiger
Sektion wird der Leser ersehen, dass in Deutschland ein Mann zwar
glauben mag, er sei ein Mann, aber sobald er sich die Sache genauer
ansieht, müssen ihm Zweifel kommen:
Er
findet heraus, dass er in Wahrheit eine höchst lachhafte Mischung
darstellt. Und wenn er sich dann mit dem Gedanken trösten möchte,
dass doch immerhin ein verlässliches Drittel dieses Durcheinanders
männlichen Geschlechts sei, wird der demütigende zweite Gedanke ihn
sofort daran erinnern, dass er sich da um nichts besser steht als
irgendeine Frau oder Kuh im Lande. Eine Frau ist zwar im Deutschen
infolge eines Versehens des Erfinders der Sprache weiblich; ein Weib
jedoch ist es zu seinem Pech nicht.
Ein
Weib hat hier kein Geschlecht, es ist ein Neutrum; laut Grammatik ist
also ein Fisch «er», seine Schuppen «sie», ein Fischweib aber
keins von beiden. Ein Weib geschlechtslos zu nennen darf wohl als
eine hinter dem Sachverhalt zurückbleibende Beschreibung gelten.
Schlimm genug – aber übergroße Genauigkeit ist sicherlich noch
schlimmer. Ein Deutscher nennt einen Bewohner Englands einen
«Engländer». Zur Änderung des
Geschlechts fügt er ein «-in» an und bezeichnet die weibliche
Einwohnerin desselben Landes als «Engländerin».
Damit scheint sie ausreichend beschrieben, aber für einen Deutschen
ist das noch nicht exakt genug, also stellt er dem Wort den Artikel
voran, der anzeigt, dass das nun folgende Geschöpf weiblich ist, und
schreibt: «die Engländerin» (was soviel heißt wie «the
she-Englishwoman»). Meiner Ansicht nach ist diese Person
überbezeichnet. Schön. Aber auch wenn der Lernbegierige das
Geschlecht einer großen Anzahl von Substantiven auswendig gelernt
hat, hören die Schwierigkeiten noch nicht auf. Er kann nämlich
seine Zunge einfach nicht dazu bringen, die Dinge, die er
gewohnheitsmäßig mit «it» bezeichnet, nun auf einmal «he» und
«she» bzw. «him» und «her» zu nennen.
Mag
er sich auch im Geiste den deutschen Satz mit allen «hims» und
«hers» an der richtigen Stelle zurechtgelegt haben und sich unter
Aufbietung all seines Mutes anschicken, ihn auszusprechen – in dem
Augenblick, in dem er den Mund aufmacht, bricht seine Zunge aus der
Bahn aus, und die sorgfältig erarbeiteten männlichen und weiblichen
Formen kommen als lauter «its» ans Licht. Und selbst wenn er für
sich deutsch liest, nennt er diese Dinge immer «it», obwohl er doch
eigentlich folgendermaßen lesen müsste: [Es folgt der Text «Tale
of the Fishwife and its sad Fate»; dafür in der deutschen
Übersetzung eingefügt: Sehen Sie den Tisch, es ist grün.]
Wohl
in allen Sprachen sind Ähnlichkeiten in Aussehen und Klang zwischen
Wörtern, bei denen keine Ähnlichkeit der Bedeutung besteht, eine
ewige Quelle der Verwirrung für den Ausländer. Das ist in unserer
eigenen Sprache so und ganz besonders auch im Deutschen. Da hätten
wir zum Beispiel das lästige Wort «vermählt». Für mich hat es
eine so große – wirkliche oder nur eingebildete – Ähnlichkeit mit
drei oder vier anderen Wörtern, dass ich nie weiß, ob es
tatsächlich «verheiratet» bedeutet (wie mir das Wörterbuch beim
Nachschlagen immer wieder versichert) oder ob ich es nicht doch
wieder einmal mit «verschmäht», «gemalt» oder «verdächtigt»
verwechselt habe. Solche Wörter gibt es haufenweise, und sie sind
eine echte Plage.
Damit
die Schwierigkeiten noch größer werden, gibt es außerdem Wörter,
die einander zu ähneln scheinen, sich jedoch in Wirklichkeit ganz
und gar nicht ähneln; aber sie machen nicht weniger Ärger, als wenn
sie es wirklich täten. Da haben wir zum Beispiel das Wort
«vermieten» und das Wort «verheiraten». Ich habe von einem
Engländer gehört, der in Heidelberg bei einem Mann anklopfte und in
dem besten Deutsch, das ihm zur Verfügung stand, fragte, ob er ihm
sein Haus verheiraten könne.
Dann
gibt es da gewisse Wörter, die eins bedeuten, wenn man sie auf der
ersten Silbe betont, aber etwas ganz anderes, wenn man den Ton auf
die zweite oder letzte Silbe verschiebt. So kann man zum Beispiel mit
einem Menschen umgehen oder aber ihn umgehen – je nachdem, wie man
das Wort betont; und man darf sich darauf verlassen, dass man die
Betonung in der Regel auf die falsche Silbe legt und Ärger bekommt.
Das
Deutsche besitzt einige überaus nützliche Wörter. «Schlag», zum
Beispiel, und «Zug». Im Wörterbuch ist eine Dreiviertelspalte mit
«Schlag» gefüllt und eineinhalb Spalten mit «Zug». Das Wort
«Schlag» kann Hieb, Stoß, Streich, Rasse, Haus (z. B. für
Tauben), Lichtung, Feld, Enttäuschung, Portion, rasche Folge (wenn
es zu «Schlag auf Schlag» gedoppelt wird), sodann einen Anfall,
eine unangenehme Wirkung des Schicksals, eine ebensolche des
elektrischen Stroms und wahrscheinlich noch einiges mehr bedeuten.
Alles
das ist seine einfache und genaue, das heißt also: seine
beschränkte, seine gefesselte Bedeutung; aber es gibt außerdem noch
Möglichkeiten, es freizulassen, so dass es davonschweben kann wie
auf den Schwingen des Morgens und nie wieder zur Ruhe kommt. Man kann
ihm jedes beliebige Wort hinten anhängen und ihm so jede nur
gewünschte Bedeutung geben. Man kann bei der «Schlagader» anfangen
und dann Wort um Wort das ganze Wörterbuch anhängen, bis hin zu
«Schlagwasser», einem anderen Wort für Bilgewasser, und
«Schlagmutter», womit die Schwiegermutter gemeint ist. Nicht anders
steht es mit «Zug».
Genau genommen bedeutet «Zug» eine Fortbewegungsform, Kennzeichen, Merkmal, Charaktereigenschaft, Teil des Gesichtsausdrucks, Neigung, Hang, Marsch, Prozession, Wagenreihe, Schublade, Luftströmung, Gespann, Richtung, Schwarm, Register (an der Orgel), Schluck, einen Vorgang beim Schachspiel und beim Atmen – aber was es nicht bedeutet, nachdem all seine rechtmäßigen Anhänglinge angehängt worden sind, hat man bisher noch nicht herausgefunden.
Der Nutzen von «Schlag» und «Zug» ist einfach nicht zu überschätzen. Mit weiter nichts als diesen beiden Wörtern und dem Wort «also» bewaffnet, bringt der Ausländer auf deutschem Boden fast alles zuwege. Das deutsche Wort «also» entspricht der englischen Wendung «you know» und bedeutet überhaupt nichts – jedenfalls nicht beim Reden, wenn auch manchmal in einem gedruckten Zusammenhang. Sooft ein Deutscher den Mund aufmacht, fällt ein «also» heraus, und sooft er ihn zuklappt, zerbeißt er eins, das gerade entwischen wollte. Mark Twain 1880
Meine gute Freundin Wiebeke, die mich auf diesen Text von Mark Twain aufmerksam gemacht hat, hat berichtet, dass Mark Twain diesen Text in Englisch geschrieben und veröffentlicht hat. Daher kommt es auch, dass es verschiedene deutsche Übersetzungen dieses Textes gibt. Leider wird der Namen der Übersetzerin oder der Namen des Übersetzer oft nicht genannt. Eine Übersetzung von 2003 hat Ana Maria Brock angefertigt. Diese findet sich in der Buchausgabe von der Manuscriptum Verlagsbuchhandlung Tomas Hoof KG, Waltrop und Leipzig 2003 (8. Auflage). ISBN 3-933497-41-8 herausgegeben. Im Nachwort von Herausgeber Helmut Winter wird Mark Twain zitiert: „Ich habe das Deutsche Sprache gelernt und bin ein glücklicher kind, you bet. Geborn 1835; 5 Fuss 1/2 inches hoch; weight doch aber about 145 pfund; dunkel braun Haar und rhotes Moustache, full Gesicht mit sehr hohe Oren und leicht grau practvolles strahlende Augen und Verdammtes gut moral character!“ (Marc Twain, Author von Bücher)
Fehlt nur noch, was Kurt Tucholsky über die Englische Sprache geschrieben hat: «Das Englische ist eine einfache, aber schwere Sprache. Es besteht aus lauter Fremdwörtern, die falsch ausgesprochen werden.» zitiert nach: Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke, Dünndruckausgabe, Band III, (1929 – 1932), Seite 833. Und ausserdem hat er in der Geschichte «Wo sind meine Schuhleisten – ? » auf Mark Twain hingewiesen. «Mark Twain hat mal eine Geschichte darüber geschrieben, wie Hausmädchen immer wichtige Briefe wegwerfen, dagegen irgendeinen alten Fetzen Papier einem beharrlich und vierzehn Tage lang immer wieder auf den Nachttisch packen . . . wo sind die Dinger? Unterm Bett . . . Jetzt muß ich armer, alter Mann mit meinem dicken Bauch mich auch noch bücken, das ist mir auch nicht an der Wiege gesungen worden. Mama konnte übrigens gar nicht singen. Da hätte sie eben das Grammophon andrehen sollen. Unterm Bett sind sie auch nicht. Also man sollte es nicht für möglich halten: haben denn diese Mädchen keine Leisten! Das ist doch keine so große Sache . . . Ich werde klingeln. Nein, ich werden nicht klingeln. Wir wollen doch mal sehen, ob die männliche Intelligenz nicht imstande ist, den Schleichwegen weiblichen Schafsinns zu folgen. Wahrscheinlich hat sie sie in den Nachttopf gelegt. Auch nicht. Im Schreibtisch . . . ? Mich soll das nicht wundern. Frauen sind zu allem fähig. Einmal in Gremsmühlen, lagen die Dinger in der Badewanne. « Ich dachte . . . » hat das Stubenmädchen nachher gesagt . . . » (Seite 854 Band III – Wo sind meine Schuhleisten -?) Erstveröffentlichung unter dem Namen Peter Panter in der Vossischen Zeitung, Verlag Ullstein, am 10. Mai 1931, zitiert nach der Gesamtausgabe Kurt Tucholsky, Band III, Dünndruckausgabe. Seite 854. Ich muß gestehen, dass ich mit dem Wort Schuhleiste nichts anfangen konnte. Deswegen habe ich mal nachgesehen. Das sind diese Dinger, die in Hamburg Schuhspanner heissen und die von Schustern gerne dazu benutzt werden, die Schuhe zu weiten.
SO VERSCHIEDEN IST ES IM MENSCHLICHEN LEBEN! Ich reiste im Traum nach Kottbus und ließ dortselbst meine Handtasche stehen. Jetzt muß ich zurückträumen und sie holen.
Willst du eine reizende Damenbekanntschaft machen? Vergiß, dich zu rasieren.
Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen – sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen. Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts. Ich bin für militaristischen Pazifismus.
Die meisten berliner Theater- und Kabarett-Abende gehören dem einen oder dem andern Typus an: jüdische Hochzeit oder münchner Atelierfest.
Die Apologetik der katholischen Kirche – : das ist wie ein Luftschiff auf Rädern.
«Wozu noch Lust? Ich liebe ihn doch!» Da war sie neunzehn Jahre. «Wozu noch Liebe? Sie belustigt mich doch!» Da war er vierzig Jahre. Als sie fünfzig wurden, kam er in die zweite Jugend und liebte, wieder. Sie hatte nie aufgehört, zu lieben.
Ein boxender Buchhändler, der mäßige Vorträge über Plato hält -: kein Mensch hörte danach hin. Zieht sich aber derselbe Mann einen Kaplansrock an: dann bibbert das Publikum. Bei den Männern tauchen die alten Kinderideen von der Größe der Kirche auf, und die Damen denken: «Darf er? Er darf nicht. Tut ers? Wenn ja, mit wem? Und warum nicht mit mir?» Wie interessant kann doch Plato sein!
Solch ein friedliches Land -! Da tragen die Polizisten noch Säbel. Welche Hochachtung hat doch der Franzose vor der Sprache! «Il a trouvé ce mot . . . » Das Wort war vorher da, der Autor hat es nur gefunden.
Es gibt Auslandskorrespondenten, die wollen die fremden Völker, zu denen man sie geschickt hat, nicht erkennen. Sie wollen sie durchschauen.
Manche Schriftsteller sammeln große Männer. «Haben Sie schon Mussolini? Ich habe ihn doppelt!»
Sie sprach so viel, dass ihre Zuhörer davon heiser wurden. Nie geraten die Deutschen so außer sich, wie wenn sie zu sich kommen wollen.
Er besuchte alle Premieren – nicht aus Liebe zur Kunst, sondern um als erster Nein sagen zu können.
Lungenhaschee . . . das sieht aus wie: «Haben Sie das gegessen, oder werden Sie das essen?»
Zwei Kriegsminister: Churchill kann Trotzki nur verhöhnen. Aber Trotzki kann Churchill mitdenken.
Gott schuf Kluge, Dumme, ganz Dumme und Geschäftsführer der SPD-Presse.
Die Engländer werden mit ihren Arbeitslosen nicht fertig; die Franzosen quälen ihre Strafgefangenen, die männlichen in Guayana und die weiblichen in Rennes, dass es einen Hund jammern kann; die Jugoslawen quetschen mißliebigen Politikern die Fingernägel ab, die Ungarn den ihren die Hoden, und die Rumänen befassen sich liebevoll mit den gefangenen Frauen – alle, alle aber sind sich darin einig, dass das Sowjetsystem ein verrottetes System sei. So verschieden ist es im menschlichen Leben! Peter Panter.
(Erstveröffentlichung unter dem Namen Peter Panter in Die Weltbühne vom 26. Mai 1931, Buchveröffentlichung in LL = Lerne lachen ohne zu weinen. Zitiert nach Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke, Band III, Dünndruckausgabe. Seite 864 – 865) Die Suchmaschine übersetzt: Il a trouvé ce mot = Er hat dieses Wort gefunden. Der VEB Duden von 1984 schreibt: Apologetik = die, – (Verteidigung, bes. der christl. Glaubenslehren)
Zur Zeit wird etwas reichlich auf Rußland herumgehackt; es vergeht wohl keine Morgen- und keine Abendausgabe der bürgerlichen Provinzpresse, in der nicht diesem wenig inserierenden Lande eins ausgewischt wird. Zum Beispiel – im nürnberger <8-Uhr-Blatt> – so: «Stalin von seinen Kollegen verprügelt. Es wurden Rufe wie <Verräter! Betrüger>usw. laut: Stalin sprach nun die Unzufriedenen an, die auf ihn dann mit den Fäusten losgingen und ihn verprügelten. Nur ein intimer Freund und Landsmann. Stalins, Ordshonikidse, rettete ihn vor Schlimmerem. Dieser bat, sich an das Schicksal eines Robespierre und Termidore zu erinnern, der Skandal und die Unzufriedenheit innerhalb der Parteileitung dürfe nicht in die Außenwelt dringen.» Genau so. Wahr ist vielmehr: «Am 9. Danton, dem bekannten Revolutionsmonat, hat Stalin, der übrigens in Wahrheit an Lenins Stelle in Moskau einbalsamiert worden ist, die Sozialisierung aller russischen Frauen verfügt.
Davon sind insbesondere die katholischen Priester schwer betroffen worden; Trotzki, der Erfinder der Guillotine, hat seine Stellung als bayerischer Gesandter in Peking daraufhin niedergelegt. Alle Kinder in Rußland sind verhungert, der Rest wurde in Uniformen eingekleidet und muß Militärdienst tun. Kulak, der Führer der aufständischen Kulaken, hat mit Bolschew ein Bündnis geschlossen: Stalin wurde von den blutgierigen Agenten der U. A. W. G. (der russischen Geheimpolizei) verurteilt, allabendlich das nürnberger <8-Uhr-Blatt> zu lesen. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Die Lage in Rußland ist trostlos; es ist dort fünf Minuten vor acht.» Der Wunsch ist der Vater der Telegramme. Und es ist ein Doppelwunsch: es soll Rußland schlecht gehen, damit es den heimischen Arbeitern nicht zu gut gehe. Erstveröffentlicht unter dem Namen Ignaz Wrobel, in Die Weltbühne, vom 27. Mai 1930, Nr. 22, S. 810. Zitiert nach Gesammelte Werke, Kurt Tucholsky. Dünndruckausgabe in drei Bänden, Band III, 1929 -1932, Seite 458. Deutscher Bücherbund, Stuttgart, Hamburg.
Rezepte gegen Grippe. Beim ersten Herannahen der Grippe, erkennbar an leichtem Kribbeln in der Nase, Ziehen in den Füßen, Hüsteln, Geldmangel und der Abneigung, morgens ins Geschäft zu gehen, gurgele man mit etwas gestoßenem Koks sowie einem halben Tropfen Jod. Darauf pflegt dann die Grippe einzusetzen. Die Grippe – auch <spanische Grippe>, Influenza, Erkältung (lateinisch: Schnuppen) genannt – wird durch nervöse Bakterien verbreitet, die ihrerseits erkältet sind: die sogenannten Infusionstierchen. Die Grippe ist manchmal von Fieber begleitet, das mit 128° Fahrenheit einsetzt; an festen Börsentagen ist es etwas schwächer, an schwachen fester – also meist fester. Man steckt sich am vorteilhaftesten an, indem man als männlicher Grippekranker eine Frau, als weibliche Grippekranke einen Mann küßt – über das Geschlecht befrage man seinen Hausarzt. Die Ansteckung kann auch erfolgen, indem man sich in ein Hustenhaus (sog. <Theater>) begibt; man vermeide es aber, sich beim Husten die Hand vor den Mund zu halten, weil dies nicht gesund für die Bazillen ist. Die Grippe steckt nicht an, sondern ist eine Infektionskrankheit. Sehr gut haben meinem Mann ja immer die kalten Packungen getan; wir machen das so, dass wir einen heißen Grießbrei kochen, diesen in ein Leinentuch packen, ihn aufessen und dem Kranken dann etwas Kognak geben – innerhalb zwei Stunden ist der Kranke hellblau, nach einer weiteren Stunde dunkelblau. Statt Kognak kann auch Möbelspiritus verabreicht werden. Fleisch, Gemüse, Suppe, Butter, Brot, Obst, Kompott und Nachspeise sind während der Grippe tunlichst zu vermeiden – Homöopathen lecken am besten täglich je dreimal eine Fünf-Pfennig-Marke, bei hohem Fieber eine Zehn-Pfennig-Marke. Bei Grippe muß unter allen Umständen das Bett gehütet werden – es braucht nicht das eigene zu sein. Während der Schüttelfröste trage man wollene Strümpfe, diese am besten um den Hals; damit die Beine unterdessen nicht unbedeckt bleiben, bekleide man sie mit je einem Stehumlegekragen. Die Hauptsache bei der Behandlung ist Wärme: also ein römisches Konkordats-Bad. Bei der Rückfahrt stelle man sich auf eine Omnibus-Plattform, schließe aber allen Mitfahrenden den Mund, damit es nicht zieht. Die Schulmedizin versagt vor der Grippe gänzlich. Es ist also sehr gut, sich ein siderisches Pendel über den Bauch zu hängen: schwingt es von rechts nach links, handelt es sich um Influenza; schwingt es aber von links nach rechts, so ist eine Erkältung im Anzuge. Darauf ziehe man den Anzug aus und begebe sich in die Behandlung Weißenbergs. Der von ihm verordnete weiße Käse muß unmittelbar auf die Grippe geschmiert werden; ihn unter das Bett zu kleben, zeugt von medizinischer Unkenntnis sowie von Herzensroheit. Keinesfalls vertraue man dieses geheimnisvolle Leiden einem sogenannten <Arzt> an; man frage vielmehr im Grippefall Frau Meyer. Frau Meyer weiß immer etwas gegen diese Krankheit. Bricht in einem Bekanntenkreis die Grippe aus, so genügt es, wenn sich ein Mitglied des Kreises in Behandlung begibt – die andern machen dann alles mit, was der Arzt verordnet. An hauptsächlichen Mitteln kommen in Betracht: Kamillentee. Fliedertee. Magnolientee. Gummibaumtee. Kakteentee. Diese Mittel stammen noch aus Großmutters Tagen und helfen in keiner Weise glänzend. Unsere moderne Zeit hat andere Mittel, der chemischen Industrie aufzuhelfen. An Grippemitteln seien genannt: Aspirol. Pyramidin. Bysopeptan. Ohrolax. Primadonna. Bellapholisiin. Aethyl-Phenil-Lekaryl-Parapherinan-Dynamit-Acethylen-Koollomban-Piporol. Bei letzterem Mittel genügt es schon, den Namen mehrere Male schnell hintereinander auszusprechen. Man nehme alle diese Mittel sofort, wenn sie aufkommen – solange sie noch helfen, und zwar in alphabetischer Reihenfolge, ch ist ein Buchstabe. Doppelkohlensaures Natron ist auch gesund. Besonders bewährt haben sich nach der Behandlung die sogenannten prophylaktischen Spritzen (lac, griechisch; so viel wie <Milch> oder <See>). Diese Spritzen heilen am besten Grippen, die bereits vorbei sind – diese aber immer. Amerikaner pflegen sich bei Grippe Umschläge mit heißem Schwedenpunsch zu machen; Italiener halten den rechten Arm längere Zeit in gestreckter Richtung in die Höhe; Franzosen ignorieren die Grippe so, wie sie den Winter ignorieren, und die Wiener machen ein Feuilleton aus dem jeweiligen Krankheitsfall. Wir Deutsche aber behandeln die Sache methodisch: Wir legen uns erst ins Bett, bekommen dann die Grippe und stehen nur auf, wenn wir wirklich hohes Fieber haben: dann müssen wir dringend in die Stadt, um etwas zu erledigen. Ein Telefon am Bett von weiblichen Patienten zieht den Krankheitsverlauf in die Länge. Die Grippe wurde im Jahre 1725 von dem englischen Pfarrer Jonathan Grips erfunden; wissenschaftlich heilbar ist sie seit dem Jahre 1724. Die glücklich erfolgte Heilung erkennt man an Kreuzschmerzen, Husten, Ziehen in den Füßen und einem leichten Kribbeln in der Nase. Diese Anzeichen gehören aber nicht, wie der Laie meint, der alten Grippe an – sondern einer neuen. Die Dauer einer gewöhnlichen Hausgrippe ist bei ärztlicher Behandlung drei Wochen, ohne ärztliche Behandlung 21 Tage. Bei Männern tritt noch die sog, <Wehleidigkeit> hinzu; mit diesem Aufwand an Getue kriegen Frauen Kinder. Das Hausmittel Cäsars gegen die Grippe war Lorbeerkranz-Suppe; das Palastmittel Vanderbilts ist Platinbouillon mit weichgekochten Perlen. Und so fasse ich denn meine Ausführungen in die Worte des bekannten Grippologen Professor Dr. Dr. Dr. Ovaritius zusammen: Die Grippe ist keine Krankheit – sie ist ein Zustand –!
Zitiert nach der dreibändigen Ausgabe Kurt Tucholsky, Gesammelte Werke, Band III (Dünndruckausgabe), Seite 777-779. Zuerst erschienen unter dem Namen Peter Panter in der Vossischen Zeitung, am 3. Februar 1931.
Warum pfeifen in vielen Provinzstädten die Leute wie toll, wenn die >Dreigroschenoper< oder ein andres Stück von Brecht und Weill aufgeführt wird? Irre ich nicht, so wird da an der Bühne vorbeigepfiffen.„PROTESTE GEGEN DIE DREIGROSCHENOPER von Peter Panter“ weiterlesen