Schlagwort: Stolperstein
Apropos Dammthorhaus – Die Anwälte:
(Zeichen 4.039)
PDF Apropos Die Anwälte aus dem Dammthorhaus
Apropos Dammthorhaus — Die Anwälte aus dem Dammthorhaus in der Dammthorstraße 14 in Hamburg. In dem Buch von Dr. Heiko Morisse »Jüdische Rechtsanwälte in Hamburg — Ausgrenzung und Verfolgung im NS-Staat« [erschienen im Christians Verlag Hamburg 2003] [ISBN 3-7672-1418-0] sind einige von Ihnen versammelt, die im Dammthorhaus, Dammthorstrasse 14 in Hamburg, ein Büro hatten: Dazu gehören: Bauer, Otto Herbert Dr., (IV. Etage Mieter von 1933-1936). Geboren am 10. September 1896 in Hamburg. „Auf seiner Geburtsurkunde ist die jüdische Religionszugehörigkeit der Eltern vermerkt.“ schreibt Björn Eggert in seinem Text, der zur Verlegung des Stolpersteines in der Körnerstrasse 3 in Hamburg veröffentlicht wurde. Später konvertierte Dr. Otto Herbert Bauer zum Christentum. Er ließ sich in der evangelischen Petrikirche in Hamburg taufen. Wann diese Taufe stattgefunden hatte, ist nicht überliefert.
Er war »Kriegsfreiwilliger« im Ersten Weltkrieg. Im Januar 1915 wurde er verletzt und im Dezember 1915 wegen einer Lähmung des linken Arms infolge einer Schußverletzung als »vorläufig untauglich« entlassen.
Im Januar 1917 machte Otto Herbert Bauer in Cuxhaven das Abitur. Danach studierte er in München, Heidelberg und Leipzig ― Jura. 1922 promovierte Bauer zum Dr. jur. in Leipzig. Im Juli 1928 erhielt er seine Zulassung als Rechtsanwalt in Hamburg.
In der Firma von Eugen Esslen, dem zwei Jahre jüngeren Bruder von Karl Friedrich Esslen, wurde ihm 1930 Prokura erteilt. In der Mönckebergstraße 8 hatten der Rechtsanwalt Dr. Otto Herbert Bauer und der Kaufmann Eugen Esslen 1930 ihre Büroräume.
Nach dem Tode von Karl Friedrich Esslen am 16. Juli 1930 wurde Dr. Otto Herbert Bauer zeitweise zum Geschäftsführer von dessen Firma: »Karl Eßlen, Weinkellerei, Trier, Verkaufszentrale Mühlenbeck bei Berlin Gesellschaft mit beschränkter Haftung« ernannt. Von der Witwe Clara Esslen, die diese GmbH geerbt hatte.
Mit der Hilfe von Rechtsanwalt Dr. Otto Herbert Bauer wurde der Sitz dieser Firma von Mühlenbeck bei Berlin nach Hamburg verlegt und in „Waterloo Filmtheater GmbH“ umbenannt. 1932 heiratete Otto Herbert Bauer Gertrud Jacob, die aus Berlin stammte.
Bis zum 10. Oktober 1933 war Dr. Otto Herbert Bauer, zusammen mit Manfred Hirschel Geschäftsführer der in „Waterloo Filmtheater GmbH“ umbenannten Weinhandelsfirma. Rechtsanwalt war er von 1928 bis zum seinem Berufsverbot am 30. November 1938. Ein Fundstück: Der Rechtsanwalt Dr. jur. Otto Herbert Bauer, geboren 1896, schrieb in einem Brief an seine Tochter in den USA:
„1000 sollen deportiert werden. Auch wir gehören dazu, obwohl wir doch Christen sind. Einige nehmen sich das Leben. Wohin man mich schicken wird, das weiß niemand. Aber ich danke dem allmächtigen Gott, daß ich die Kraft aufgebracht habe, dich geliebtes Kind, vor diesem Schicksal zu bewahren.“ (Zitiert nach: Hans Jürgen Benedict, Kein Trost, nirgends? Aus dem Artikel: »In der S-Bahn reckten die Leute die Hälse«. Europäische Verlagsanstalt 2022) (ISBN 978-3-86-130-8). Anmerkung: Aus andrer Quelle gibt es eine Tochter von Otto Herbert Bauer mit Namen Ruth Ingrid Bauer. Die ist am 27. Mai 1933 in Hamburg geboren. Die wäre also 1938 erst fünf Jahre alt gewesen. Leider liegt mir das Buch, in dem der Brief zitiert wird, nicht vor. Vermutlich gibt es in dem Buch eine Quellenangabe. Da Otto Herbert Bauer am 10. September 1896 geboren ist, wäre eine ältere Tochter durchaus möglich. Muß man noch mal herausfinden.
1942 wurde Dr. Otto Herbert Bauer verhaftet und im KZ Fuhlsbüttel eingesperrt. Am 27. August 1942 wurde er ins KZ Mauthausen deportiert und am 18. September 1942 dort ermordet.Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, 4. Stock, hatte er von 1933 – 1936 gemietet. Behrens, Emil Dr., (Mieter II. Etage im Dammthorhaus) Geboren am 24. November 1859 in Teterow (Mecklenburg, 50 Km südlich von Rostock). Jüdisch. Rechtsanwalt von 1888 bis zum Berufsverbot am 30. November 1938. Am 15. Juli 1942 Deportation nach Theresienstadt. Dort wurde er ermordet. Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, im 2. Stock, hatte er von 1914 – 1934 gemietet.
Beith, Eduard Dr., (Mieter II. Etage im Dammthorhaus) Geboren am 24. April 1882 in Hamburg. Jüdisch. 1935 nach England emigriert. Am 27. April 1937 in London gestorben. Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, im 2. Stock, hatte er von 1914 – 1934 gemietet.
Levy, Louis Dr., (Mieter II.Etage im Dammthorhaus) Geboren am 20. September 1891 in Hamburg. Jüdisch. Rechtsanwalt seit 1920. Im Juli 1934 nach Palästina emigriert. Am 25. Juni 1971 in Nahariya (Israel) gestorben. Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, im 2. Stock, hatte er von 1920 – 1934 gemietet.
Oppenheimer, Albert Bruno Dr., (Mieter II. Etage im Dammthorhaus) Geboren am 27. Dezember 1892 in Hamburg. Jüdisch. Rechtsanwalt von 1921 bis zum Berufsverbot am 30. November 1938. Im August 1941 emigriert in die USA. Gestorben am 4. April 1983 in Chicago. Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, im 2. Stock, hatte er von 1921 – 1934 gemietet.
Oppenheimer, Philipp genannt Paul Dr., (Mieter II. Etage im Dammthorhaus) Vater des Rechtsanwaltes Dr. Albert Oppenheimer. Geboren am 21. April 1854 in Hamburg. Jüdisch. Gestorben am 17. November 1937 in Hamburg. Die Räume im Dammthorhaus, Dammthorstraße 14, im 2. Stock, hatte er von 1914 – 1934 gemietet.