ich wiederhole mich nur ungern. Aber auf der Archivseite von Heinrich Hannover habe ich den Text von ihm „Höre ich richtig: Vertrauen zum Rechtsstaat!?“ nicht gefunden. Nun kennst Du mich ja gut. Imgrunde bin ich doch ein fauler Hund. Und jeden Text abzuschreiben liegt mir auch nicht so. Auch wenn es die zehn Finger und den Kopf wachhaelt. Und so habe ich heute eine Mehl an die Seite geschickt, mit der Frage, wo ich diesen Text aus dem Kursbuch 51 herunterladen kann. Aber fünf Episoden aus seinem Text sind es wert, schon heute abgeschrieben zu werden, J.
Lieber Eugen, beim Aufraeumen meiner SVHS und VHS – Kassetten ist mir auch die Aufzeichung eines schwedischen Fernsehfilmes wieder ins Blickfeld geraten. Er stammt aus dem Jahr 1979 und ist von Hans Hederberg. Er unterscheidet sich von den Produkten, die in Deutschland fuer das Fernsehen produziert wurden. Historisch interessant sind ein Interview mit der Mutter von Andreas Baader und zwei Fernsehausschnitte in denen Ulrike Meinhof zu Wort kommt. Die habe ich fuer Dich hier von der Kassette abgeschrieben: 1) »Ich halte die Straße keineswegs fuer ein ganz besonders geeignetes Mittel seine Meinung bekannt zu machen. Wenn einem aber nichts anderes uebrig bleibt . . . wenn man also nicht im Fernsehen sitzt und wenigstens ein- oder zweimal in der Woche ein oder zwei Stunden lang genau sagen kann, was man zu sagen hat; wenn man nicht ueber Millionenauflagen von Springerzeitungen und Illustrierten verfuegt; wenn man dann . . . wenn man oeffentlich diskutieren will auf Raumverbote stoeßt und auf Versammlungsverbote und dann, wenn man demonstrieren will auf Demonstrationsverbote, obwohl es sich da ja schon um die Straße handelt — aber wir wissen ja, daß der bevorstehende Vietnamprozeß an diesem Wochenende bereits mit solchen Verboten zu rechnen hat . . . dann bin ich allerdings der Ansicht, daß es ausserordentlich demokratisch ist, wenn es Leute gibt, die trotz all dieser Verbote die einzige Oeffentlichkeit — die dann fuer sie bleibt, naemlich die der Straße benutzen und davon oeffentlich Gebrauch machen.«
2) »Wir sind engagiert für Diejenigen, die sich versuchen zu befreien von Terror und Gewalt und wenn ein anderes Mittel als das des Krieges ihnen nicht uebrig bleibt, dann sind wir fuer ihren Krieg und gegen Diejenigen, die ihren Terror eskalieren, bis hin zur Anwendung von Nuklearwaffen, was gegenwaertig (unverstaendlich) . . . Vietnam diskutiert wird.«
Das Interview mit Frau Baader war mir zu lang, um es abzuschreiben. Vielleicht findest Du den Film ja irgendwo im Netz, J.
ich hoffe, dass du gut da oben angekommen bist – wie sieht es denn da auf deiner Wolke so aus? Bist du ein wenig glücklich, diesem hier unten waltenden Irrsinn endlich entkommen zu sein? Deine Bea, deine Schauspieler und ich müssen hier noch etwas ausharren. Na gut, wir können hier Sekt, Bier und Wein trinken, um unsere Trauer seit deinem Verschwinden von diesem Kampfplaneten durchzustehen.
Du weißt ja, ich habe viele Jahre nicht weit von Berchtesgaden gelebt. Wenn ich da mal so einen wie dich getroffen hätte, wäre ich nicht auf den Gedanken gekommen, dass du ein echter Bayer bist. Denn der wirklich echte Bayer ist klein, ja gedrungen, dunkelhaarig und zuweilen dick, na gut, weil er viel Schweinefleisch isst und viel gutes Bier zu trinken vermag. Du warst rothaarig. Und die Rothaarigen sind ja immer etwas den schwarz-, blond-, braunhaarigen und Glatzen stets ein paar Schritte voraus.
Auch
Du! So lange ich noch nicht ganz dement bin, versuche ich mal ein
paar Geschichten aus unserer gemeinsamen Vergangenheit zu erzählen.
Kannst du mich hören und verstehen? Wenn nicht, bringe ich dir
diesen Brief mal später da nach oben mit. Also, kennen gelernt haben
wir uns um 1971. Du kamst, wenn ich nicht irre, mit Rainer März in
meine WG in der Schöneberger Bülowstr. 29. Rainer kannte ich aus
der Kreuzberger Stadtteilgruppe, und wir wohnten ein halbes Jahr etwa
in einer WG von einem Psychiater in der Kreuzberger Görlitzer
Straße. Egal.
Jedenfalls
hast du dich bei uns mit meinen Mitbewohnern Wanda, Cornelius,
Rainer, Ilse, Konrad und dem Luxemburger René schnell eingelebt. Und
noch bis vor ein paar Wochen hast du mir immer wieder, sobald das
Wort Bülowstraße erklang, von deinem selbstlosen Arbeitseinsatz bei
mir erzählt. Du hattest auf meine Bitte hin, Fotos aus
Spiegelheften, Konkret’s, Stern’s usw. ausgeschnitten und in
einen Leitzordner fein säuberlich eingeordnet. Diese Akten habe ich
noch immer. Es handelte sich da meist um politische Motive,
Vietnamkrieg usw. Diese Bilder brauchten wir zuweilen für unsere
Kreuzberger Stadtteilzeitung.
Und da
fällt mir noch etwas sehr Lustiges ein. In diesen linken
Konkret-Heften, die damals in den siebziger Jahren ein Klaus Rainer
Röhl, der damalige Ehemann von Ulrike Meinhof, herausbrachte, wurden
neben politischen Themen immer häufiger auch Nacktfotos
veröffentlicht. Und beim Ausschneiden kam dir eines Nachts, wann
auch sonst, der Gedanke ein gutes Geschäft mit der Produktion von
Pornopuzzles zu machen. Du hast dann einfach diese Sexbilder nebenher
auch ausgeschnitten, dann auf Pappe geklebt und mit der Schere
wahllos zerschnitten.
Dann hast
du, ich weiß nicht mehr in welchem Presseorgan, eine Anzeige mit dem
Text: „Pornopuzzles zu verkaufen, DM 9,99“ aufgegeben, dann
folgte Adresse und Postscheckkontonummer. Und du hast dich über die
ersten Bestellungen sehr gefreut, ja was macht man nicht alles, um in
einer Großstadt wie Berlin zu überleben. Du hast es immer wieder
geschafft. Dann verschwandest du plötzlich mit Rainer nach England.
Clemens Kuby hatte da wohl eine Connection zu einer
britisch-revolutionären Filmcrew mit dem Namen „cinema action“.
Dort in
London sollst du dich nach Aussage von Rainer März in eine hübsche
Brasilianerin verknallt haben. Okay, warum auch nicht, aber du kamst
wieder in die Frontstadt zurück und bewarbst dich an der Film-und
Fernsehakademie am Theodor-Heuss-Platz. Und sie haben dich ohne
Abitur und Studium dort aufgenommen. Diese Akademie stand unter
starken Druck der linken Studenten, und diese bevorzugten Menschen
aus proletarischen Verhältnissen.
Deine
Eltern waren ja, nach deinen Schilderungen, nicht unbedingt Proleten.
Beide Elternteile arbeiteten in der Gastronomie und in der Verwaltung
von Altersheimen. Warum Dein Vater mit dir nicht klarkam, habe ich
erst verstanden als ich von dir hörte, dass du in Berchtesgaden mit
verrückten Kumpels über Autodächern gelaufen bist. Und dann
irgendwann seid ihr betrunken nach dem Besuch in einer Disko gegen
einen Baum gefahren. Du warst der Einzige von vier Mitfahrern, der
dieses Unglück überlebte. Dieses Erlebnis hat lange Jahre bei dir
in der Weise nachgewirkt, dass du eigentlich keine richtige Angst
mehr vor dem Tod hattest. Aber auch vergessen konntest du nie, dass
dein Vater als Strafmaßnahme oft ein Jahr nicht mehr mit dir
gesprochen hat oder er dich oftmals zwang, gemeinsam mit eurem Berner
Sennenhund zu speisen.
Okay,
vergessen wir diese Psychoerziehung deiner Eltern. Nach einer Lehre
als Physiklaborant zog es dich aus der Enge Berchtesgadens nach
Berlin. Dort angekommen musstest du erst einmal deine Brötchen als
Tagelöhner verdienen, hast in zehn Meter Höhe mit einer verrosteten
Motorsäge Bäume von Reichen in Zehlendorf beschnitten und vieles
andere mehr, aber das Medium Film hat dich irgendwie immer
fasziniert. Ich habe um diese Zeit herum in Kreuzberg auf dem
Bethaniengelände mein Medienzentrum aufgebaut, und so hatten wir
auch beruflich eine freundschaftliche Nähe.
Weißt du
noch, 1971 wurde damals ein Schwesternwohnheim, das Martha Maria
Haus, auf diesem Gelände von Trebern und Jugendlichen aus dem
Kreuzberger Kiez besetzt. Es wurde in Georg-von-Rauch-Haus umbenannt,
und bis heute seit 1870 steht auf seinem Eingang der Spruch „Eins
tut not “. Du hast auf der Film-und Fernsehakademie eine Suzanne
Beyeler kennen gelernt, eine Schweizerin, und mit ihr und deinen
alten Kumpel Rainer März, der es ein Jahr später mit deiner Hilfe
auch auf dieser Filmschule geschafft hat, starteten ihr Drei einen
Dokufilm über genau dieses besetzte Haus.
„Allein
machen sie dich ein“, nach einem Rio Reiser Text, habt ihr euren
ersten Schwarz-Weiß-16mm-Film benannt. Ein
paar Jahre später hast du mit einen deiner Mitstudenten, Johannes
Flütsch, einen sehr witzigen Film über einen Automatenspieler
gedreht. Dieser Spieler mit Namen Diethard Wendtland konnte mit
seiner speziellen Begabung Spielautomaten der Marke „Monarch“ in
kurzer Zeit total leerfegen. Für diesen Film, produziert von Regina
Ziegler, hast du mit Johannes einen Bundesfilmpreis erhalten.
Waren
eigentlich bei dieser Preisverleihung deine Eltern nach Berlin
gekommen? Ich glaube eher nicht. Dabei war es doch für dich ganz
wichtig, deinen Eltern in Bad Aibling zu zeigen, dass du kein Looser
mehr bist. Du hast mir erst vor ein paar Wochen erzählt, dass du
richtig Geld erst nach deinem 40. Geburtstag verdient hast. Du
wurdest am 22. September 1944 im Bombenhagel von Augsburg geboren,
und demnach hast du erst in den Jahren 1984/85 so viel verdient, dass
du auch mal in den Urlaub fahren konntest.
1985
haben wir zwei an zwei Projekten gearbeitet, einmal ein Film über
ehemalige Rauchhausbewohner mit Rolf Zacher als Karl Marx und
Marianne Enzensberger als seine Jenny, Musik Rio Reiser, und einen
zweiten Dokufilm über eine Miss Germany, die mit einem Polizisten
verheiratet war. Dieses Eheverhältnis hat dich sehr interessiert,
und Harun Farocki hat das Exposé verfasst. Es war eine
ZDF-Produktion. Und bei diesen Dreharbeiten, du Regie, Kamera David
Slama und Ton ich, haben wir im Grunde jeden Abend nach Drehschluss
nur noch gelacht, weißt du noch, als in Luxemburg dieser
Miss-Germany-Preis verliehen wurde und ein Gunter Sachs im Hotel
erschien und total überschminkt die Kandidatinnen abzutätscheln
versuchte, und die haben sich das auch noch gefallen lassen.
Diese
Preisverleihung wurde vom RTL aufgezeichnet, und wir durften deshalb
für das ZDF nur ganz wenige Bilder nach Deutschland mitnehmen.
Lustig war auch, dass du vor Drehbeginn einen alten Ford für unsere
Dreharbeiten erworben hast. Mit diesem klapprigen Gefährt sind wir
bis Paris gefahren, um eine alternde Miss Germany zu interviewen. Auf
den Weg dahin blieb unser Oldtimer ständig stehen, und unsere
Altmiss hatte im Hinterhof ein kleine Werkstatt, die spezielle
Spionagegeräte herstellte und in Paris an diverse Agenten verkaufte,
abschließend lud sie uns zum Essen ein, sie im Porsche und wir
ständig anschiebend in unserem Freakford als Abgesandte des ZDF’s,
und in dem teuren Restaurant winkte sie ständig dort speisenden
Agenten zu.
Denn das
hier war ihr Vertriebsnetz, wir wollten dann auch nicht mehr wissen,
wie so ehemalige Miss heute ihr Leben finanzieren. Mein
Waterloo-Erlebnis mit dir hatte ich Ende 1989, weißt du noch, ich
wohnte mal für zwei Jahre in Oldenburg. Und irgendwie hatte die
Berliner Delta-Filmproduktion die Idee, einen Kinofilm zum Thema Stau
in Fahrt zu bringen. Du solltest mit mir das Drehbuch entwickeln und
kamst nach Ostfriesland, und wir mieteten dort auf so einem komischen
Freizeitgelände ein kleines Häuschen an und begannen sofort mit der
Arbeit.
Kurz und gut, ich hatte unter anderem die Idee, dass unter anderen Urlaubern auch ein Finne mit einem Holzauto in diesen Superstau in Bayern fährt. Du fandest diese Idee auch sehr charmant und lustig. Aber dann kam der Produzent Richard Claus nach Oldenburg, und als er das mit dem finnischen Holzauto las, fuhr er schnurstracks wieder nach Berlin zurück. Keine Diskussion, Thema verfehlt – setzen, Möbius!
Du hast ja
dann später noch mal sehr komödiantisch abgemildert mit Gerd Weiss
dann doch noch diesen „Superstau“ unter reichlich viel Stress
abgedreht. Aber schon 1990 kamen wir wieder zusammen, und ich
bastelte dann an ein Drehbuch von einem DDR-Autor herum. Der Film
hieß später „Grüß Gott Genosse“. Deine NDR Produzentin Doris
Heinze war ja mit deiner Arbeit immer sehr einverstanden, und so
bekamen wir auch den Auftrag, eine neue Polizeirufserie 110 zu
entwerfen. Es sollte in diesen Filmen kein Mord geschehen. Wir beide
haben uns daran gehalten, aber andere ARD-Sender in ihren Polizeiruf
110-Filmen nicht.
Du hast
dich dann richtig ins Zeug gelegt und einen Polizeiruf nach dem
anderen abgedreht. Und alle diese Filme mit Uwe Steimle und Kurt Böwe
unter deiner Regie waren originell und voller Humor. Ich freue mich
noch heute, dass ich Dir als Drehbuchautor oft bei diesen Streifen
helfen durfte. Ich musste immer wieder über dich staunen, mit
welcher kreativen und gleichzeitig produktivnaiven Art du Szenen und
Bilder in unseren Drehvorlagen gesetzt hast.
Ich kam mir häufig wie ein konservativer Bildungsbürger vor, der sich noch immer nicht von der Dramaturgie eines Shakespeare oder Schiller zu lösen vermochte oder traute. Aber so „trauen“ hatte ja für dich seit deinem Autounfall in Berchtesgaden nur noch wenig Relevanz. Und du hattest ja auch nur sehr wenig Respekt vor diesen Fernsehgewaltigen wie Redakteuren und Produzenten.
Ich
erinnere mich noch über ein Bild aus den neunziger Jahren, als du zu
mir mit einer sehr sehr kurzer Sturmfrisur kamst, auf mein Erstaunen
hin, sagtest du nur: „Ich fahre morgen nach Mainz, und da brauche
ich diese Kampffrisur.“ Humor, ich habe mich immer wieder gefragt,
und ich frage mich noch heute, wo du den immer wieder hergenommen
hast – deine Kind- und Jugendzeit war doch nun wirklich mehr eine
Schauergeschichte als ein Komödienstadel – stimmt’s?
Oder war
sie doch im Umkehrsinn gerade deshalb so inspirierend, weil in deiner
miesen Lage sich dein Humor wie ein Schutzschild um dich bildete?
Aber Manni, du hattest, Gott sei Dank, auch viele tolle und mutige
Mitstreiter. Und einige von diesen sind sogar zum Gedenken an dich
hier in dieser Kapelle. Viele von ihnen haben dir auch durch ihr
hinzufügen ihres „Mutterhumors“ bei deinen Inszenierungen
geholfen, ich sage nur die „Münsterkrimis“. Ich nenne mal ein
paar von vielen hunderten von Mitarbeitern beim Namen;
Deine
genialen Kameraleute wie Michael Wiesweg, David Slama, Jörg Jeshel
und Frido Feindt. Wunderbare Schauspielerinnen und Schauspieler wie
Tilo Prückner, Jan Joseph Liefers, Detlev Buck, Armin Rhode, Pierre
Besson, Günter Maria Halmer, Axel Prahl, Alexander Scheer, Laura
Tonke, Senta Berger, Götz George, Katharina Thalbach, Florian Lukas,
Elke Sommer, Karl Kranzkowski, Sigi Zimmerschied, Nadeshda Brennicke,
Inga Busch und viele, viele mehr. Und nicht zu vergessen, deine
langjährige Regieassistentin Susanne Petersen.
Lieber
Manni, du warst in deinem Leben auf dieser Erde stets ein sehr
bescheidener Mensch, ich habe dich auch nie in einer Talkshow
gesehen, du wolltest immer nur deine Arbeit so professionell wie nur
möglich machen. Das Ergebnis – fast 100 tolle Filme! Aber du
würdest heute ruhig zugeben, dass sich deine Energie auch aus dem
Bedürfnis speiste, deiner Mutter zu beweisen, dass du kein Versager
bist.
Den Beweis
konntest du ihr in einer Form geben, die jeder sofort versteht –
Geld und Gold. Du hast oft größere Summe nach Bad Aibling, dem
Wohnort deiner Mutter geschickt. Und sie hat ein Teil dann großzügig
an nahe und ferne Verwandte weitergeleitet, aber stets mit dem
Hinweis versehen, dass diese schönen Scheinchen von ihrem sehr
erfolgreichen Sohn aus Berlin kamen. Die einen brauchten ein aktuell
neues Hörgerät oder Gebiss, andere arbeitslose Neffen ein neues
Auto oder auch nur einen neuen Satz Autoreifen.
Da
stand ich mal mit deiner Mutter mit einem Produzenten am Filmset, und
auf die Frage des Produzenten, was du denn eigentlich studiert hast,
kam von ihr die prompte Antwort: „Mein Sohn, mein Manfred hat
Physiklaborant studiert“, und dann von ihr die Gegenfrage: „Werden
sie meinen Sohn auch weiterhin beschäftigen?“.
Ja, so einfühlsam und ehrlich können Mütter sein. Nun noch zum Schluss: du hast ja bis in den März und April hinein noch immer gearbeitet, mit mir hast du an einem Treatment für einen Rio Reiser Spielfilm gearbeitet, und dann an einer 8-teilige Kurzserie mit Tilo Prückner, die man sehr bald unter dem Titel „Die Bank“ im Fernsehen sehen wird. Ich hatte irgendwie bei meinen Besuchen bei dir immer das Gefühl, dass du uns noch gar nicht verlassen willst, jeden Sonnenstrahl aus unserem zurzeit unglaublich stahlblauen Himmel hast du noch genossen.
Aber deine
ständigen Schmerzen raubten dir dann doch leider deine letzten
Kräfte. Liebe Bea, seit 1984 war Manni dein Weggefährte und deine
Liebe, Sylvester 1996 habt ihr euch in Las Vergas das Ja-Wort
gegeben. Dein selbstloser professioneller Einsatz, um Mannis letzten
fünf Jahre andauerndes Leiden zu mildern, war ein sehr, sehr großer
Liebesbeweis.
Alle
hier danken dir dafür und fühlen mit ganzem Herzen mit dir und
deiner tiefen Trauer. Auch dir, Alexander Richter, sei hier für
deine gute Beratung und Hilfe sehr gedankt. Lieber Manni, wir werden
dich und dein künstlerisches Werk, das du uns hinterlassen hast, nie
vergessen. Du bist nicht tot, du lebst in deinen Filmen weiter, und
ich freue mich, in Zukunft viele deiner schönen Filme noch einmal
ansehen zu dürfen. Deine gesellschaftlich kritische und
komödiantische Sichtweise auf diese unsere Weltenkugel wird mich in
meiner noch verbleibenden Lebenszeit für immer begleiten. Ich hoffe,
wir sehen uns eines Tages wieder!
Dein Gert
Statt einer Biografie die Rede zur Bestattung von Manfred, die sein Freund Gert Möbius gehalten hat. (Gert Möbius war Manager der Rockband „Ton Steine Scherben“ und Mitbegründer des Berliner Tempodroms). Nach dem Tod seines Bruders Ralf, mit Künstlername Rio Reiser, gründete er das Rio-Reiser-Archiv. Heute wirkt er als Drehbuchautor und Filmproduzent.