Meckis Abenteuer beim wilden Stamm der Arbeiter

pdf Mecki beim wilden Stamm der Arbeiter

Beim Aufräumen wieder gefunden: Ein Vorwort für einen Filmkatalog, der zwar erschienen ist. Allerdings ohne das Vorwort. Die Zeit war damals (1982) noch nicht reif. MECKIS ABENTEUER BEIM WILDEN STAMM DER ARBEITER                      Die Wende: Die Wende ist schon da. Wir haben sie nur noch nicht bemerkt. Letzte Woche auf dem Arbeitsamt. Um 8.00 Uhr machen die auf. Ich bin um 8.05 Uhr an dem Nummernzieher. Meine Nummer 451. Und so viele waren auch schon da. Ich hab nicht nachgezählt. Alle Verleiher haben einen Umsatzrückgang.

Letzte Woche beim Sozialamt. Einer – tätowiert – hat einen Angestellten des Sozialamtes über den Tisch gezogen. Alle waren entsetzt und die Ordnungskräfte liefen ganz aufgescheucht durch den Flur.

Die Auszahlung für mich war kein Problem mehr. Ich bin ja gegen Gewalt, vorwiegend gegen die der anderen. Aber heimlich habe ich doch gedacht, wenn der jetzt jedes Mal kommen würde, wenn ich die Sozialhilfe beantrage, dann wäre alles viel einfacher. Keiner müsste dort mehr so lange warten. Keine dummen Fragen.

Die Wende: Wir haben uns zusammengetan. Wir stecken unter einer Decke. Die Verleihe: Con Medienvertrieb, die halbierte Verleihgenossenschaft der Filmemacher und wir: der Zentral Film Verleih. (Anmerkung 2018: Gibts fast alle nicht mehr)

Die Nummer – liebe Filmemacher – wir haben da ein anderes gutes Angebot aus Bremen oder aus München – oder aus “Dortmund“, die läuft jetzt nicht mehr. Im Kapitalismus läuft so was unter Kartellbildung. Bei uns unter Solidargemeinschaft.

Andere Verleiher können gerne dazu kommen. Nur die Kriterien müssen sie erfüllen. Unabhängig sollen sie sein. Vorwiegend von Parteien. Aber das Hamburger Abendblatt ist ja auch überparteilich. Wir sind eben immer noch Chaoten lieber Karl Heinz W., lieber Christian L. F. Du wirst ja fälschlich auch Betrüger genannt. Aber das ist ja gar nicht wahr und auch viel zu teuer. Und außerdem bist du ja gerichtlich noch gar nicht anerkannt. Neulich hat dich die Betonfraktion ja in den Vorstand berufen. Ich frage mich, haben die nicht alle Tassen im Schrank?

Meckis Abenteuer beim Wilden Stamm der Arbeiter? Und der Zettel, dass ihr unheimlich viel Geld verdient habt. Warum dann noch der Klau? Also das soll mir mal einer erklären. In der UZ (Anmerkung 2018, das war mal die Zeitung der DKP, heute eine Wochenzeitung) stands jedenfalls nicht. Und das Filmhaus liberal wie immer. Die Probleme interessieren nicht. Hauptsache es gibt keinen Ärger. Stellungnahme – nein danke, wenns gegen Strauß und Zimmermann geht ja, da reißen sie die Klappe auf – aber sonst? Ich schweife ab. Wir über uns ist das Thema.

Der Schuldenberg: Wir haben einen Schuldenberg. Der ist nicht so hoch wie der staatliche Butterberg, aber immerhin. Wir hatten schon überlegt, ob wir (es) so wie die AEG machen sollen. Quote 20 %. Aber es fehlt uns das Fachwissen für den großen Beschiss. Da gehört Handwerk dazu. Und abgebrüht muss man sein. Wir teilen mit euch, liebe Filmemacher 50 / 50. Unsere Kosten mussten wir leider vorher abziehen, verbleiben 2,80 DM als Überschuss davon verbleiben für Dich 50 % also 1,30 DM – gib uns doch bitte deine Kontonummer an. Die erste Abrechnung kommt erst nach einem Jahr. Verleiher Blender sind da fein raus. Aber wir haben noch andere Fehler. Viele Filmemacher können wir gut leiden. Nur: Immer leiden ist auch nicht. Von den 200 Verleihtagen sieht man sie nur 4 mal im Jahr. Dann fragen sie, was mit ihrer Überweisung ist. Warum das Geld noch nicht auf dem Konto ist. Also immer nur Kontoauszüge studieren, das ist auch keine Zusammenarbeit. So haben wir uns das nicht gedacht.

Wir über uns. Wir sind die 7er Bande: Detlev L., Elfriede S., Georg W., Jens M., Werner K. Sabine F., Wolfgang M. Jeder hat so seinen Tick. Werner und Jens haben besonders viele . . . . Bei den anderen hält sich das in Grenzen. Jedenfalls schmeißen wir den Laden. Wohin, das ist manchmal nicht so klar. Jedenfalls kollektiv. Andere Vereine werben mit dem Zusatz: “Dieser Betrieb ist in den Händen der Belegschaft“. Sonne Anzeige fehlt uns immer noch. Schade, dass wir die 9 Mille für die Hitlertagebücher nicht gekriegt haben. Naja, auch der Kelch ist an uns vorüber gegangen. Und die Nummer mit den Euroschecks, dafür haben wir zu wenig Nerven. Also wer keinen Mut hat, der muss auf ehrliche Weise versuchen, am Leben zu bleiben.

Also abdrucken kann man so was nicht. Ich hör schon alle schreien, dass man so was nicht über sich selber schreiben kann. Da kauft doch kein Schwein mehr einen Katalog. Oder bestellt einen Film. ne – aber recht haben sie ja. Wovon ernähren sie sich eigentlich bei dem Verdienst? Hat neulichst mal einer gefragt.

Na was denken sie, glauben sie von Schnitzelfleisch? Ne – nur Kartoffeln mit Soße und Nudeln. Wieso gehört links und arm immer so moralisch zusammen? Ich würd mir schon gern mal im Tessin Grundstücke ansehen. Schließlich dauert das hier nicht ewig. Irgendwie sind wir nicht richtig im Trend. Warum nicht links und in der hohen Steuerprogression. Da spart man doch die meisten Steuern. Mit den 260,00 DM von Stingl sind jedenfalls keine großen Sprünge zu machen.

Wir über uns. Also nicht arm und glücklich, sondern reich und glücklich. Warum nicht mehrere Eigentumswohnungen und gleichzeitig Filme gegen die Bodenspekulation! Dann weiß mach auch besten darüber Bescheid. Muß doch möglich sein so was. Und das Pelzjäckchen. Da rackern sich 6 Frauen 6 Wochen lang ab, unterbezahlt natürlich – wie (es) sich bei den Linken gehört, aber ich sags ja, die Hauptsache einer Frau ist ihr Kontostand. Brief an den Vorstand der AG Dokumentarfilm . . . wollen Sie bitte in ihrem nächsten Mitgliederrundbrief den beiliegenden Brief an das Amtsgericht Hamburg Altona veröffentlichen.

Falls sie keine Veröffentlichung wollen, so teilen sie mir das bitte unter Angabe von Gründen mit. Natürlich keine Antwort. Der blonde Geschäftsführer spricht nur gar nicht mehr mit mir (Frage 2014: Wer war das noch mal?). Aber der Brief ist eigentlich nicht schlecht. Ehrlich gesagt, mit ner Antwort hatte ich ja auch nicht gerechnet.

Aber ein schönes Spiel ist es doch. Das verlegene Grinsen. Unidoc zieht um, nicht nach Hamburg, nein  . . .  ab ins Ruhrgebiet. Jedenfalls sind sie dann schon ein bisschen dichter. An Hamburg. Nur die Leute bleiben alle in München. Aber das ist nun doch neu. Tausend Filme werden im Jahr verschickt, macht tausend mal kontrollieren, tausend mal zu Bahn und zurück. Tausend mal über Geld diskutieren. Die, die am meisten davon haben, diskutieren immer am längsten. Die kommerziellen Heinis kriegen ihr Geld auch ohne Diskussion. Ist ja auch gut so.

Fernsehen ohne Reue. Jetzt habe ich keinen mehr und auch keine Entzugserscheinungen. Vor zwei Jahren habe ich unterschrieben “Rettet den NDR“, jetzt haben sie ihn gerettet. Ich glaub, ich hab damals schon geahnt, der NDR ist nicht mehr zu retten.

Aber dennoch. Heute abend – den Leuten, die das erste Programm sehen, den können sie diesen Film nicht zumuten, deswegen im Spätprogramm des dritten: “Im Zeichen des Kreuzes“ mit einer Moderation und mit einer “Diskussion“, wie sie es immer nennen. Ein Fernsehredakteur, ein Intendant, ein – dick gewordener – Filmemacher, eine Wirtschaftsministerin, der Geschäftsführer eines “Entsorgungsunternehmens“ als Experte über die Atommüllfrage.

Ein Minister a. D. (die sind doch immer a. D.?). Ein Fernsehproduzent. Der Atommüllunternehmer: “Jede Dusche ist eine Dekontaminationsstelle“. Der Fernsehproduzent wird gefragt: “Hätten sie 1934 die Sendung Holocaust angekauft?“ Na und was antwortet das schlaue Bürschchen – Rohrfluß oder so heisst er, ich wäre nicht so schnell drauf gekommen, flink sind sie ja, aber ob ihnen das helfen wird?“ „Natürlich nicht“ seine Antwort, „denn 1934 gabs ja noch gar kein Fernsehen!“ Klug was? Ist das nicht der Mann, der diesen schlecht recherchierten Film über die Studentenbewegung gemacht hat? Aber den anderen die “schlechte Recherche“ vorwerfen.

Also ich behaupte ja, wenn er gute Arbeit machen würde, dann säße er nicht da, wo er jetzt sitzt. Aber dann die die andere Sendung im ZDF, die hat mir ja wirklich gut gefallen, Redakteur im Studio Horst Schättle. Das war der richtige Dialog mit der Jugend – nicht mit mir, aber von denen aus. Da hatten sie den Freund von Old Schwurhänd eingeladen, da war er noch gar nicht Minister. Den Heiner Geissler, der war ja nun bei seinem Freund in El Salvador dem “Demokrat Napoleon Duarte“- dem Massenmörder.

Und wie denn Horst am Ende der Sendung gesagt hat “offensichtlich misslungen“ – da hab ich gedacht, solche Sendungen müssten die öfter bringen, dann würd ich auch mal wieder reinschauen.

Wir haben jetzt wieder einen neuen Film im Verleih “Alles unter Kontrolle“. Brauchen wir auch so nen Titel. In der Rambergstrasse “ist es ja noch chaotischer als bei uns“, schreit einer. Gottseidank, das gibt neuen Mut. Ob wir aus dem Osten bezahlt werden? Aber natürlich, von wem denn sonst! Da schickt der Strauß unsere Steuergelder hin und wir geben das alles wieder aus. Watt mutt datt mutt, wie der Plattdeutsche so sagt. Das ist nicht ein Deutscher, der bei ner Demo plattgeschlagen worden ist. Ne so nicht. Das kommt erst noch. Eben anders.

Wir über uns Wer trinkt mit wem so lange Kaffee? – und wer hat den letzten Kaffee bezahlt? Und ist das auch revolutionärer Kaffee oder klebt noch Blut an der Packung? Wichtige Fragen! In den Hierarchien herrscht das Chaos auch, wird aber auch so von oben nach unten gelöst. Bei einer Gruppe aus gleichberechtigten Personen – wie geht das da?

So richtig hat das noch keiner vorgemacht. Und wenns einer vormacht, da ist bestimmt was faul dran. “Der Obergenosse sagt, es gibt keine Obergenossen“ (Peter Paul Zahl, Die Glücklichen). Nicht von mir. Aber einen Obergenossen sind wir los geworden, jetzt treffen wir uns immer auf dem Amtsgericht. Große Vergangenheit das Haus da in Altona.“ Das ist wie in der Ehe, wenn man sich nicht mehr verträgt, dann gehts auseinander“, hat mal eine Arbeitsrichterin zu mir gesagt, als ich um meine Wiedereinstellung geklagt habe. Die Ehe und der Arbeitsvertrag, da kann man mal sehen, wieviel Ahnung so manche Arbeitsrichter von “Arbeit“ haben. Als ob ich mich geweigert hätte, mit dem Unternehmer das Schlafzimmer zu teilen. Im Gegenteil.

Wir über uns. Jetzt im August fallen wir wieder ins Sommerloch. So wie die Taz. Statt ihre revolutionäre Pflicht zu erfüllen, Zeitung zu lesen und Filme zu bestellen, was machen die Leute? Liegen in der Badeanstalt rum, fahren in den Süden und so was alles. Aber wenigstens machen dann einige von ihnen auch keine Filme.

Da gibts ja jetzt unheimlich viele, wer soll sich die bloß alle angucken? Nach dem Butterberg, der Filmberg. Da wird die Milch – verzeihung Filmproduktion unheimlich angekurbelt. Dann sind die Dinger da und es gibt keine Absatzförderung. Ja die großen Verleihe, Constantin, Filmverlag, Ascot, denen schmeißt die Förderungsanstalt in Berlin das Geld in den Rachen. Grad im Juli habe ich das wieder in der Branchenzeitung aus Wiesbaden (Filmecho) gelesen.

Mit der Butter ist das ja einfach, die wird eingefroren und zu Weihnachten als Weihnachtsbutter auf den Markt geschmissen – oder ins Ausland verkauft. Natürlich nicht dorthin, wo Streichfett fehlt, sondern dahin, wo auch bar bezahlt wird.

Mit den Filmen ist das natürlich schwierig. Einfrieren ist schlecht. Und ins Ausland verkaufen, ist auch oft nicht. Dabei sind gute Filme dabei. Erst kommt die inhaltliche Diskussion – dann die Betriebskostenabrechnung, sagen wir in der Friedensallee. Dann gehts aber auch schon los. Und diese Rechnung sagt nun allerdings, dass atlas Betriebskosten von 50,00 DM pro Ausleihe hat und wir (con, verleihgenossenschaft, zentral) so um die 80,00 DM.

Milchmädchenrechnung sagt einer, recht hat er – aber auch wieder nicht. Kehrt man das um, dann heißt das auch, dass jeder Film, der nicht ausgeliehen wird, bringt 80,00 DM Verlust weniger. Am besten alle politischen 16 mm Verleihe stellen ihre Arbeit ganz ein. Da würde unheimlich viel Geld gespart werden.

Aber das ist nun wirklich eine Milchmädchenrechnung und die versteht ja auch keiner. Am allerwenigsten die Filmemacher. Aber für die ist der Verleih von Filmen ja auch nicht wirklich wichtig. Sonst hätten sie längst etwas für “ihre“ Verleihe bei der Staatsbürokratie getan. Wenn der Film seine Nullkopie hat, dann ist er fertig, sagen die.

Dann gehts wirklich ans Geldverdienen. Zuerst an die großen mit dem dicken Geld ran- nach Duisburg und nach Düsseldorf, wenn die abwinken, sind ja immer noch die linken Trottel da. Bisschen übertrieben.

Aber sind eigentlich die mit den roten Holzketten ne Nachfolgeorganisation von der KPD/MLAO oder nicht? Wir diskutieren über andere Gesellschaftsformen. Nicht wie ihr denkt – menschliche Gesellschaft und so was.

Sondern einfach über AG/GmbH/eGmbH/e.V. und so was. Vor 15 Jahren wollten wir den ganzen Kram abschaffen, 15 Jahre lang, jetzt kaufen wir den ganzen Scheiss einfach auf.

So recht sind viele Leute für ne andere Rechtsform nicht zu begeistern. Wir sind drauf gekommen, daß ne Kirchengründung immer noch das meiste Geld abwirft. Der Luther war schon ein kluges Köpfchen. Aber ne Kirche wollen wir nicht gründen – sondern nur etwas, das auch mal nicht nur von der Hand in den Mund usw..

Aber viele reden sich da raus, an sich sei das ja schon gut, aber sie hätten kein Geld (über – sag ich dann immer). Und die Blender Nummer wollen wir auch nicht. Erst große Versprechungen machen und dann Funkstille, Tauchstation.

Ich beobachte das ja auch im Filmhaus immer wieder – besonders in einem Stockwerk, das sich da immer wieder Idioten finden lassen, die den anderen den Dreck weg räumen.

Später in den Geschichtsbüchern stehen immer nur die anderen. Aber unsere Geschichte schreiben wir jetzt mal bißchen anders. Sollen die zu den Blendern gehen, die geblendet werden wollen. Aber nicht hinterher ankommen bei uns und jammern. Verschont uns mit dem Jammern.

Nein, wir über uns ist das nicht geworden. Und was will uns der Dichter damit sagen? Die, die gemeint sind, werdens schon verstehen. Wenn jedenfalls um 8.05 Uhr schon die Nummer 820 gezogen werden kann, dann ist die Wende endlich da. Arbeitslosengeld muss versteuert werden. Und zwar wenn man die Frechheit gehabt hat, nicht 12 sondern nur 11 Monate arbeitslos gewesen zu sein. In meiner Broschüre vom Bund Verlag steht das gar nicht richtig drin. Obwohl zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses schon alles klar war – die sozialliberale Koalition hats durchgebracht. Nächstes Jahr kann der DGB das in seiner Lohnsteuerbroschüre beim Bund Verlag schon deutlicher schreiben. Schuld sind immer die anderen.

So wie der Vorstand des Hamburger Filmbüros mit Herrn Zimmermannachternbusch: Gratismut hat man so was früher genannt. Mit HWP Abschluß versteht man das sicher besser. Nach 20 Jahren in der Gewerkschaft (IG Metall/RFFU) könnte ich eigentlich mal ein Stipendium bei der Hans Böckler Stiftung beantragen.

Kollegen lasst euch im Herbst nicht provozieren. Es geht zwar diesmal nicht um unsere Arbeitsplätze – sondern um amerikanische – aber immerhin, wenn die Raketen nicht aufgestellt werden, wieviel Arbeitsplätze gehen da in den USA verloren? Das hab ich noch nicht gelesen. Kommt sicher noch. Da bleibt nur noch:

“Der breite Weg führt in die Hölle, der schmale in den Himmel“ . . .  Na ob wir da hinwollen, das muss erst noch diskutiert werden. 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert