Friedrichstrasse 225 Gedenktafel für Karl Wolffsohn

Gedenktafel201701-02-1Wer die Gedenktafel für Karl Wolffsohn in der Friedrichstrasse 225 sucht, sollte sich nicht täuschen lassen. Die Straße ist nicht eben kurz. Und natürlich nicht so mit Nummern versehen, wie man es aus anderen deutschen Städten kennt. Wer mal in Berlin Zeitungen ausgetragen hat, weiß, wovon ich schreibe. Manchmal wechselt eine Straße den Bezirk und von Bezirk zu Bezirk auch die Art der Zählung. Bei der Friedrichstrasse ist die Nummer 1 am Mehringplatz (Nahe des U-Bahnhofs Hallesches Tor) und gegenüber auf der anderen Straßenseite ist die Nummer 246. Karl Wolffsohn war Herausgeber der LichtBildBühne und hat die Geschichte des Deutschen Filmes maßgebend mitgeschrieben, mitgestaltet. 

Das schönste Kino, was es derzeit in Deutschland gibt (2017), befindet sich in Essen, direkt am Hauptbahnhof. Wer sonst keinen Grund hatte, sich Essen anzusehen, der hat jetzt einen. Die Lichtburg in Essen ist auf jeden Fall eine Reise wert. Und nicht weit zu Laufen. Direkt am Bahnhof. Wer um 1980 fragte, wer dieses Kino gebaut und betrieben hatte, erhielt nur schmallippige Antworten. Das hat sich bis heute ein wenig geändert. Der Enteignungsvorgang nannte sich „arisieren“ und meint: „In arischen Besitz überführen“. Zwar waren die Arier 1945 wie vom Erdboden verschluckt, aber vom Besitz wollten sich viele doch nicht trennen. Auch in Berlin gab es lange Zeit eine Lichtburg. Im Norden. In der Nähe des Bahnhofes Gesundbrunnen. Teil der Gartenstadt Atlantic mit über 250 Wohnungen.

Leider wurde das Kino der Gartenstadt Atlantic erst umbenannt (Corso Kino) und dann (lange nach dem Ende des Krieges) abgerissen. Karl Wolffsohn hat nach seiner Rückkehr aus der Emigration nach Deutschland lange um die Rückgabe der Lichtburgen in Essen und Berlin und die Rückgabe der Gartenstadt Atlantic prozessiert. Das Ende der Prozesse hat er nicht mehr erlebt. Er starb am 6. Dezember 1957 in Berlin. Wer über diesen Kinounternehmer und Verleger mehr wissen möchte, der sollte sich das Buch von Dr. Ulrich Döge: „Er hat eben das heiße Herz“ >Der Verleger und Filmunternehmer Karl Wolffsohn< besorgen.

Es ist 2016 im  Verlag tredition GmbH, in Hamburg erschienen, hat 500 Seiten und kostet 35,99 €. Unter uns geschrieben, zeugt es nicht gerade von großer Sensibilität, dass die Berliner Gaswerke Wert darauf legten, auf der Erinnerungstafel selbst genannt zu werden. Schließlich handelt es sich nicht um eine Sitzbank, die bezahlt wurde. Sie erinnert an einen Menschen, der in Deutschland alles verloren hatte, außer dem Leben. Auch das Buch des Enkels Michael Wolffsohn ist es Wert gelesen zu werden. Es ist 2017 bei DTV erschienen „Deutschjüdische Glückskinder“.By-nc-sa_colornilpferd_tumb

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Innenraum der Lichtburg in Essen (ebenfalls ein Kino von Karl Wolffsohn)
(Aus Monatshefte für Literatur, Kunst und Wissenschaft, 1931, abgedruckt in Rolf-Peter Baacke, Lichtspielhausarchitektur in Deutschland, Verlag Fröhlich & Kaufmann, Berlin 1982.
Abbildung aus Rolf-Peter Baacke, Lichtspielhausarchitektur in Deutschland, Seite 119. der es wiederum aus dem Buch von Otto Stint und Paul Zucker, Lichspielhäuser. Tonfilmtheater, Berlin 1931 hat.

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