Warum man dann manchmal doch nicht ins Kino geht, obwohl man sich das doch vorgenommen hatte
Die Sache beginnt mit einem Gespräch. Bei der Preisverleihung des BKM im Schauburg in Karlsruhe werden einige Minuten vom Anfang der West Side Story von einer 70 mm Kopie
Fotos Jens Meyer Neuwerk, Stadtteil von Hamburg Mitte
Ich habe diesen Film nie im Kino gesehen. Ich vermute, ich wollte ihn damals nicht sehen.
Vermutlich, weil mir viele Leute, die ich nicht leiden konnte, diesen Film damals als hohe Kunst empfohlen haben. Hohe Kunst, das hat mich damals sehr abgeschreckt. Jetzt jedoch bin ich von der Qualität fasziniert und hätte gern den ganzen Film gesehen, statt einer, von Jahr zu Jahr immer langweiliger werdenden Preisverleihung beizuwohnen. Im Laufe des Abends suche ich mir interessante Gesprächspartner.
Am 10. Oktober 2013 unterhalte ich mich in der Schauburg in Karlsruhe, mit einem Kinobesitzer und Filmverleiher aus Bonn, von dessen Urteil über Filme ich eine Menge halte, über den Film Edgar Reitz, der derzeit im Kino läuft. Unterhaltung kann man das nicht nennen. Er schwärmt von dem Film. Der Mann hat Geschmack, das merkt man an den Filmen, die er verleiht.
Besonders von den schwarz weißen Bilder im CinemaScope Format. Ich habe die letzten Heimat Filme von Edgar Reitz vermieden. Vermutlich wie bei West Side Story, die falschen Leute haben mir den Film empfohlen. Und außerdem ist er sehr lang, was ich oft mit langweilig und anstrengend übersetze. Doch dies mal hat es scheints funktioniert.
Mein Freund J. hat ihn im großen Zeise Kino am Sonntag Vormittag gesehen und ist begeistert. Ich schaue mir die Zahlen vom Datentausch an. Nicht schlecht. Ich versuche, mich mit einer Freundin zu verabreden, doch die hat am Sonntag Kinderdienst. Zur Sicherheit schaue ich mir am Donnerstag Hamburg Live (Die Beilage des HA) an, ob er wirklich am Sonntag im großen Zeise Kino läuft. Kino zwei und drei habe nur einmal im Leben besucht und dann nie wieder.
Sonntags morgends um neun aufstehen, zum Kino radeln und dann feststellen, dass sie den Film in eine kleine Butze umgesetzt haben, das ist zu viel der Enttäuschung für einen Tag. Also schaue in am Sonnabend abend noch mal auf ihre Seite im Internet. Und richtig, die Zuschauer vom letzten Sonntag passen auch in Kino zwei, hat sich jemand in der Dispo in Berlin gedacht und den Film umgesetzt.
Denkste. Wo läuft der Film noch? Im Abaton. Wenn man sich da ziemlich weit vorne hinsetzt, kann es gehen. Die Internet Seite des Abaton ist nicht eindeutig. Sie gibt zwei verschiedene Uhrzeiten (11.00 und 10.50 Uhr) und zwei verschiedene Orte (großes und oben) an. Also Pustekuchen.
Ohne Enttäuschung ist das nicht zu machen. Dann fällt mir das große Holi ein. Aber das große Holi wird für anderes gebraucht, der Disponent vom Cinemaxx Konzern hat den Film in der ehemaligen Raucherloge, sie nennen es Holi zwei, untergebracht. Kein Kino für CinemaScope.
Damals, als sie noch mit 35 mm Projektoren gearbeitet haben, da hatten sie zwei Umlenkspiegel in einem Tunnel. Der Tunnel hat 30 % des CinemaScope Bildes verschluckt. Wie das jetzt ist mit einer Digital Projektion möchte ich lieber nicht ausprobieren.
Kein Edgar Reitz Film in Hamburg, vielleicht fahre ich einfach mal nach Bonn oder nach Karlsruhe wenn ich eine formatgerechte Vorführung haben will. Hamburg ist eben doch keine Großstadt.
Fotos Jens Meyer