Kopiert aus der 1. Auflage 1947. Im Verlag von Johannes Angelus Keune Hamburg. Die Zeichnungen sind von Bernd Hering. >Die Gestaltung des Buches lag in den Händen von Wolfgang Menge, Hamburg< steht auf Seite 4. Das Buch hat 87 Seiten. Leider nicht abgedruckt ist das schöne Gedicht von der Dampfkesselkatastrophe. Das habe ich von einer Schallplatte abgeschrieben.
Die Dampfkesselkatastrophe (von Fritz Grasshoff)
Im Dampfkesselüberwachungsverein platzte plötzlich der Kessel – bummm – Der Herr Direktor mit Dampf und Karteien gen Himmel stob – als Hasenklein vermischt mit Boxkalfsessel – Der Chefingenieur ein Herr von Spohr – Altkorifäe – Zeichenstift hinterm rechten Ohr – geschoben von – ah – einem Stahltresor – erreichte nur halbe Höhe- die junge Dame an Schalter vier – eine üppige Blondine – an der Decke klebte und zwischen ihr – der Bürovorsteher nebst Pauspapier und Teilen der Schreibmaschine – nur der Heizer – ein stets bescheidener Mann – lag zerlumpt auf der Plautze – hust – sie wollten nicht glauben, daß ich das kann – sagte er – aber jetzt glauben sie dran – und halten endlich die Schnauze.
(Auf der Schallplatte trägt Fritz Grasshoff dieses Gedicht selber vor. Da, wo ich ein (-) eingefügt habe, macht er eine kleine Pause. Leider muß ich mich korrigieren. Ich habe noch mal nachgesehen. >Die Dampfkesselkatastrophe< wird gesprochen von Jens Brenke. An der Orgel ist Erich Böttcher. Die Schallplatte heißt >Fritz Grasshoff – HALUNKEN POSTILLE< und ist bei Electrola erschienen und hat die Bestellnummer E 83 352.
Dies sind die Signale des Amselfängers Bully Hayes
Die Infamie, Profit und Mord bedeuten
Er handelte mit Menschenhäuten
Er fing die Blackbirds ein für weiße Pflanzer
Als Mensch war er ein halbes Vieh – als Mann ein ganzer
Bully Hayes, der ein Trompeter war aus Germany
Nahm, was sich ihm bot an Perlen, Kopra, Schiffen mit und ohne Ladung
Zwischen Java und den Karolinen
„Wir kriegen“, sagte Bully Hayes
„Alle Dinge um den Preis
Den wir verdienen!“
Natürlich ging da mal was schief –
Kein Wunder bei dergleichen Fracht!
Man steckt nicht überall drin
Und Pech gibt es zu bei der Seefahrt
Der Neid ist überall grün
Und gewaltig die menschliche Niedertracht!
Dies ist die gottergebene Trompete des Bully Hayes
Wie er dieselbe Achtzehnhundertfünfundsiebzig zu Manila blies
Dort, in der Kathedrale, in Demut als Gefangener des Gouveneurs
Wo der Herr Bischhof sein Talent entdeckte
Als Amselfänger Gottes und seinen frommen Eifer weckte
Ihn selber lehrte, segnete und der Begnadigung der Krone anempfahl
Der Gouverneur war hingerissen
Herr Hayes, beim Hezen Jesu – man hielt es nicht für möglich!
„Man wird verkannt, Señor
Mit Schmutz beworfen, Señor
Der Konkurrenz passt jede blutige Lüge
Meine Weste wäre weiß,“
Sagte Bulla Hayes
„Wenn ich eine trüge!“
Der Gouverneur sah versonnen auf seine silbergraue Weste
Und Bully sog gelassen an seiner Brasil
„Lügen, Señor, bei Christus, nichts als Lügen!
Bitte über mich zu verfügen!“
Man schenkte dem Bekehrten bald darauf die Freiheit
Und Señor Hayes war auch so frei
Sich schleunigst einen Schoner auszurüsten
Und sein Gewerbe wieder aufzunehmen
Zwischen Java und den Karolinen
„Wir kriegen“, sagte Bully Hayes
„Alle Dinge um den Preis
Den wir verdienen!“
Natürlich ging da mal was schief –
Kein Wunder bei dergleichen Fracht!
Man steckt nicht überall drin
Und Pech gibt es zu bei der Seefahrt
Der Neid ist überall grün
Und gewaltig die menschliche Niedertracht!
„Sie mögen sich frei bewegen auf Olosenga!“, sagte der Konsul
„Ich verlasse mich auf ihr Ehrenwort, Mister Hayes!
Sie versprechen, nicht zu fliehen?“
„Sie haben mein Wort!“, sagte Bully „Verbindlichen Dank für ihr Bemühen!“
„Sie sind ein Gentleman, Mister Hayes!“, lächelte der Konsul
„Man wird verkannt, Mylord
Mit Schmutz beworfen, Mylord
Der Konkurrenz passt jede blutige Lüge
Meine Weste wäre weiß,“
Sagte Bulla Hayes
„Wenn ich eine trüge!“
Der Konsul blickte versonnen auf seine silbergraue Weste
Und Bully sog gelassen an seiner Brasil
„Lügen, Mylord, auf Ehre, nichts als Lügen!
Bitte über mich zu verfügen!“
Dies ist die rührende Weise – ein Lied aus Germany
Das Abschiedsständchen, welches Bully Hayes
Der Konsulsgattin brachte vor dem Zubettgeh’n
Als ihn die Geschäfte riefen, noch in gleicher Nacht
Und es keinen Aufschub für ihn gab
Da blieb dem Konsul nur das Wort von Bully Hayes
Das Wort, das hatte er – jedoch die Ehre fehlte
Da nahm er’s, dreht es hin und her und machte einen Strick daraus
Für’n gutes Dutzend kleine braune, verworfene Marodebrüder
Und gewann auf solche Weise seine Ehre wieder –
Seine Ehre zwischen Java und den Karolinen
„Wir kriegen“, sagt schon Bully Hayes
„Alle Dinge um den Preis
Den wir verdienen!“
Text: Fritz Graßhoff
abgeschrieben von der
Schallplatte Seeräuber Report
EMI Elektrola (1973) dort gesungen von Hannes Messemer 5’18, genannt Bully Hayes, Die Trompete des Satans