Pioniere in Celluloid

Pioniere in Celluloid – Juden in der frühen Filmwelt

Es gilt an ein Buch zu erinnern, dass schon fünfzehn Jahre alt, aber immer noch unübertroffen ist. (2004)

Vor Jahren, als die Bücher noch Zeit hatten, auf die Leser zu warten, brauchte man solche Erinnerungen an Bücher nicht. Das Buch ist im Zusammenhang mit einer Ausstellung entstanden, die in Berlin stattfand. Zwei Autoren sind die Herausgeberinnen: Irene Stratenwerth und Hermann Simon. Es ist im Henschel Verlag Berlin 2004 erschienen und hat 336 Seiten. Titel: >Pioniere in Celluloid – Juden in der frühen Filmwelt<. Das Buch enthält nicht nur Beiträge über die Filmproduzenten, sondern auch über die Kinobesitzer, die in Berlin tätig waren. Meist taucht das Wort Celluloid oder Zelluloid in Artikeln über das Kino auf und wird dort falsch verwendet. Hier nicht. Hier ist fast alles richtig. Denn das Trägermaterial dieser Films war tatsächlich Nitrocellulose, also Celluloid und nicht etwa Acetat oder Polyester, das später  als Trägermaterial verwendet wurde.

Im ersten Kapitel des Buches >Eine Zukunft wird entdeckt< macht sich die Autorin Irene Stratenwerth darüber Gedanken, warum so viele jüdische Kaufleute und Künstler das neue Gewerbe für sich entdeckten:

„. . . Auch in New York und Chicago, den Einwanderungsmetropolen der Neuen Welt, erlebt das Kino um 1907 seine erste Blütezeit. Männer wie Alfred Zukor, Carl Laemmle, Benjamin Warner, William Fox oder Louis B. Mayer beginnen in diesen Jahren, in den Ankauf von Theatern und Apparaturen zu investieren – sie alle sind aus Osteuropa oder Deutschland stammende Juden. Der israelisch-amerikanische Filmhistoriker Ilan Avisar beschreibt die jüdische Erfolgsgeschichte in der Fimbranche so:

>Die eingewanderten Juden trieb der Ehrgeiz, auf einem Gebiet Erfolg zu haben, wo sie nicht wie in anderen Branchen stets ausgegrenzt waren. Auch fanden sie leichter ins Filmgeschäft, da ethische Bedenken viele protestantische oder katholische Amerikaner von dieser neuen Form der Unterhaltungskultur abhielten. Jüdische Großstädter mit Unternehmungsgeist, aber ohne akademische Bildung, sahen dagegen im Kino ein populäres Medium, das die Sehnsüchte heimischer und eingewanderter Arbeiter stillte, weil es die richtige Mischung von aufregender Story, zugkräftigen Stars und eingängiger Moral bot. Ihre Erfahrung als Einzelhändler oder Geschäftsleute half ihnen, den Geschmack ihres Publikums zu treffen.<

Zitiert nach: Pioniere in Celluloid, Seite 13, Ilan Avisar >Die Mischpoche von Hollywood<, in >Jüdische Lebenswelten. Essays< Frankfurt 1991, Seite 203 f. Hrg: Andreas Nachama, Julius H. Schoeps, Edward van Vooen.

pdf des Buchumschlages: Pioniere-in-Celluloid

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